Verwaltung verschleiert

20./21. Oktober: "Denkmalschutz: Politiker zögern" und Kommentar "Der Streit ist nötig und gut"

Ich kann Ihre Politikerschelte nicht nachvollziehen. Ich begrüße es, dass unsere Kommunalpolitiker der Versuchung widerstanden haben, das vermeintliche Opportune zu verkünden, ohne Bescheid zu wissen. Zur Umfrage unter den Stadtverordneten fällt mir ein Zitat ein: "Eine gute Zeitung lässt sich nicht vor den Karren der Politik spannen, ein guter Politiker lässt sich nicht vor den Karren einer Zeitung spannen." Es macht die Qualität der Meinungsbildung aus, dass man sich erst informiert und dann eine Meinung bildet, nicht andersherum. Das haben unsere Politiker vorbildhaft beachtet.

Der eigentliche Skandal ist, dass die Verwaltung seit geraumer Zeit über die Absicht des Denkmalamtes informiert war, diese Information aber nicht weitergab. So erfuhren unsere Politiker erst über die Presse von der Initiative. In diesem Klima gezielter Desinformation wächst das Misstrauen der Politik gegenüber der Verwaltung. Es hat Methode (siehe CCA, Erlenhof), dass die Verwaltung Informationen verschleiert oder verschleppt, um die Politiker bei der Meinungsbildung und Kontrolle der Verwaltung zu behindern. Leidtragende sind die Bürger, die mit den Konsequenzen auf Desinformation beruhender Fehlentscheidungen leben müssen.

Peter Egan, Ahrensburg

Verantwortungsbewusst

Als langjähriger Leser schätze ich die sachliche Qualität und Ausgewogenheit der Berichterstattung. Umso mehr verblüfft mich der Kommentar von Hinnerk Blombach. Darin prangert er an, dass nur wenige Stadtverordnete sofort ihre persönliche Meinung zum Denkmalschutz für das Rathaus mitgeteilt haben. Zugleich enthält der Leitartikel die Mitteilung der Vorsitzenden aller fünf Fraktionen, dass für eine verantwortliche Meinungsbildung als Basis für eine Entscheidung wesentliche Informationen fehlen und abgewartet werden müsse. Genau dieser verantwortungsbewusste Weg zur Meinungsbildung ist von Politikern zu erwarten. Für ihren persönlichen Geschmack sind die Stadtverordneten nicht gewählt worden. Die Frage danach mag dem voyeuristischen Interesse einer Regenbogenpresse dienen. Das Abendblatt hätte sich dagegen mit derartigen Bekundungen vor einer sorgfältigen Prüfung kritisch auseinandersetzen können.

Harald Düwel, Ahrensburg

Proportionen stimmen nicht

Die Schwäche des Rathauses sind seine Proportionen, nicht nur im Verhältnis zur Umgebung und zur Stadt, sondern auch in sich selbst. Das Hauptgebäude wird überragt von einem Turm, der an einen Panzerkreuzer erinnert. Die horizontalen Fensterbänder und die abgestuften Stockwerke legen den Vergleich zu Schiffsaufbauten nahe. Der Seitenflügel, heute hinter Bäumen verborgen, ist dagegen unterentwickelt. Wichtigstes Argument für den Erhalt des Rathauses: Es überliefert den Zeitgeist, ein Beispiel für den Betonbrutalismus der 70er-Jahre. Es wäre zu begrüßen, wenn Denkmalschutz dazu dient, die Stadt vor Schlimmerem zu bewahren. Denn bei Abriss droht das Grundstück eine Beute von Investoren zu werden. Fazit: Trotz allem stehen lassen.

Klaus Tuch, Ahrensburg

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