Serie: Jeden Sonnabend stellen wir einen Verein und dessen Mitglieder vor. Heute: Der Bridge-Club 2005 Ahrensburg.

Ahrensburg. Dass Bridge keine Sportart bei den Olympischen Sommerspielen war, ist verständlich. Denn wer bei dem Kartenspiel Zuschauer ist, muss es auch selbst spielen können. Und Bridge ist nicht so leicht zu verstehen wie Boxen oder Schwimmen, man müsste Unterricht nehmen, um mitfiebern zu können. "Um Bridge zu lernen, braucht man einen Lehrer", sagt Heike Matz, Vorsitzende des Bridge-Clubs 2005 Ahrensburg. Die Klubmitglieder spielen schon jahrelang mit Begeisterung - und trotzdem wird kaum etwas über dieses Spiel und den Verein berichtet, was schade ist, findet Heike Matz. Und was nun ein Ende hat.

Erfolg: Heike Matz und Regina Block fuhren zum Challenger-Cup

Denn es gibt wirklich etwas schönes zu erzählen: Heike Matz und ihre Spielpartnerin Regina Block haben sich bei der Zwischenrunde in Hamburg für die Endrunde des Challenger-Cup qualifiziert und sind Anfang September nach Bad Nauheim in Hessen gefahren. Wer hier gewinnt, darf zur deutschen Meisterschaft. Gewonnen haben sie nicht, ein Paar aus Wiesbaden kam auf den ersten Platz. Heike Matz und Regina Block belegten Rang 36 von 48. Das ist nicht so schlimm, denn: "Dort spielen zu dürfen ist eine Auszeichnung", sagt Heike Matz. Überhaupt: "Es zählt der olympische Gedanke", schreibt der Klub auf seiner Homepage. Die Konkurrenz sei stark gewesen. So war es auch im April in Itzehoe beim Relegationsspiel um den Aufstieg in die Regionalliga, den die Ahrensburger leider nicht schafften. Im kommenden Jahr wollen sie um den Vereinspokal des Deutschen Bridge-Verbandes kämpfen. Dafür wird zunächst gegen Teams aus Schleswig-Holstein gespielt, die Sieger messen sich dann auf Bundesebene.

Deutschlandweit gibt es 500 Bridgeklubs mit etwa 29.000 Mitgliedern, die zur Dachorganisation Deutscher Bridgeverband gehören. Der Bridge-Club 2005 Ahrensburg gehört seit dem Gründungsjahr - nahe liegend: 2005 - dazu. Wer von diesem Klub erzählt, nennt besser den vollen Namen inklusive Jahreszahl und Ortsangabe. Es gibt nämlich noch einen und Verwechslungen werden verständlicherweise nicht eben gern gesehen.

Der Bridge-Club 2005 wurde von "fünf Damen" gegründet, so heißt es wörtlich auf der Homepage. Heike Matz ist eine von ihnen, Doris Bergmann, Rita des Coudres, Gisela Krickhahn und Otgard Richter sind die anderen. Heike Matz ist seit der Gründung Erste Vorsitzende. Inzwischen sind auch Bärbel Hamelau als Schriftführerin und Rolf Kleibauer als Schatzmeister im Vorstand. Rolf Kleibauer ist ein freundlicher Herr, einer von zehn Herren unter den 129 Mitgliedern. Ob alle so freundlich sind, kann nur vermutet werden, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß.

Engagement: Das Kartenspiel ist das beste Spiel überhaupt

Die Bridgespieler treffen sich an drei Tagen: montags im Landhaus zur Traube in Siek, sowie dienstags und donnerstags im Haus des ATSV in Ahrensburg. Das Turnier an diesem Tag soll um 14.30 Uhr beginnen, an jedem der Tische sitzen vier Spieler, zwei gegen zwei, die Spielpartner eines Teams sitzen sich gegenüber. "Die Partner müssen sich verstehen, man spielt ja nicht allein", sagt Heike Matz. Sie möchte nun auch zur Begrüßung noch etwas sagen. Dafür muss es leiser werden deshalb läutet der Turnierleiter. "Viel Spaß und gute Karten", wünscht Heike Matz den Mitspielern. Und dann soll es nicht nur leiser sondern still werden: "Beim Bridge wird nicht geredet", hatte sie vorher erklärt. "Deshalb sind die Bietboxen umso wichtiger". Dazu später mehr.

Das Schweigen ist Theorie, natürlich wollen die Bridgedamen und -herren in Ahrensburg Spaß haben, und zum Spaß gehört ein wenig reden dazu. Ein Klischee wäre, das auf den Überschuss an Damen zurückzuführen.

Sportler: Die Vereinsmitglieder treffen sich zu Turnieren

An diesem Tag sind für das Turnier 18 Tische reichhaltig eingedeckt. Für Unkundige erschließt sich wohl nur die Funktion der hübschen grünen Tischdecken: sie liegen auf dem Tisch. Den Rest muss man sich erklären lasen. Das macht der Vorstand: Auf jedem der Tische gibt es ein Board, in dem stecken die 52 Karten. Ein Internetshop, bei dem man diese Boards kaufen kann, beschreibt sie wie folgt: "sehr stoßfest, Boardnummer, Position, Gefahrenlage und Teiler in Fach mit Klappdeckel oben, Position extra als Relief oben, breites, langes Einschubfach für Scoreformulare unten." Man lernt wohl besser auch Vokabeln.

Zudem gibt es eben diese Bietboxen. Wer das hört und ein bisschen von Jugendkultur versteht, denkt zunächst an Beatboxen. Aber nein, die Damen treffen sich nicht, um mit dem Mund Schlagzeuggeräusche zu erzeugen. Bietboxen sind Kästen mit Karten, über die sich die Spieler während des Spiels mitteilen können. Zudem gibt es Bridgemates, kleine Computer, die die Spielernamen, Blattverteilungen am Tisch und das Ranking anzeigen können.

Bridge ist eine Wissenschaft. "Das beste Kartenspiel überhaupt", sagt Heike Matz. "Weil es bis ins hohe Alter gespielt werden kann, den Geist anregt und weil man nie allein spielt." Das gilt natürlich auch für Mau-Mau. Aber Bridge ist Sport. Bei Turnieren haben die Spieler an den verschiedenen Tischen die gleichen guten oder schlechten Karten. So lässt sich vergleichen, wer das Beste daraus gemacht hat.

Engagement: Die Vereinsmitglieder unterstützen Hilfsbedürftige

Bei den Treffen des Bridge-Clubs geht es aber nicht immer nur um Bridge. Vor einigen Monaten sprachen sie über Timofiy, einen kleinen Jungen aus der Ukraine, der an Nierenkrebs leidet (wir berichteten). Er war mit seiner Mutter nach Deutschland gekommen, um hier behandelt werden zu können. Die beiden lebten zunächst bei einer Freundin der Mutter in Ahrensburg. Um die teure Behandlung in der Kölner Uniklinik zu finanzieren, spendeten Abendblatt-Leser mehr als 120.000 Euro. Auch der Bridge-Club steuerte etwas dazu bei. "Jeder hat gespendet und am Schluss haben wir die Summe dann aufgerundet", sagt Bärbel Hamelau, die Schriftführerin des Klubs. "Das Schicksal des kleinen Jungen hat uns sehr gerührt", sagt sie. Viele der Vereinsmitglieder hätten Enkelkinder, da gehe so etwas besonders nahe.

Die Enkelkinder bestätigen übrigens ein Vorurteil, dass wohl viele gegenüber der Bridge-Spieler haben dürften: Das Kartenspiel werde eher von älteren Menschen gespielt. Weiter mit den Vorurteilen: Es spielen meist Damen, die alle ein bisschen gewandet sind wie die englische Königin Elisabeth II. oder zumindest wie die Romanfigur Miss Marple. In Ahrensburg stimmt das. Dies ist als Kompliment gemeint, versprochen. Die Klubmitglieder sind alle sehr schick, mit Schultertüchern, Perlenketten gebügelten Hemden und ordentlich frisiert. Müsste hier ein englischer Spielfilm gedreht werden, wäre das ohne weiteres möglich.

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