Der Verein des Ahrensburger Chirurgen Enno Keller lädt zum Wohltätigkeitsball für das Armenkrankenhaus in El Salvador ein.

Hoisdorf. "Tanzen hilft". Dieses Motto für den Wohltätigkeitsball am 3. November im Hoisdorfer Landhaus hat eine doppelte, fast zwiespältige Bedeutung. Die Gäste werden sich entspannen und wohlfühlen. Aber auch und vor allem die Patienten des Hospitals Santa Teresa in Zacatecoluca sollen von dem Abend profitieren. Und da geht es nicht um Wohlbefinden, sondern um existenzielle Hilfe.

Zwischen den überfüllten Krankenzimmern in der schmutzigen Kleinstadt von El Salvador und dem schönen Saal in Hoisdorf liegen Welten. Die kranken Menschen in Zacatecoluca sind auf den Spendenerlös des Balls dringend angewiesen. Unter unvorstellbaren Bedingungen werden sie dort behandelt - auch viele Kinder, die ohne zu weinen, ihr Leid ertragen.

2001 zerstörte ein Erdbeben das Krankenhausgebäude. "Inzwischen ist es wieder aufgebaut. Aber noch immer liegen manchmal zwei Patienten in einem Bett. Die Sonne brennt durch die Jalousiefenster, die keine Durchlüftung bringen. Und der Geruch ist der gleiche, wie in den Baracken, die nach dem Erdbeben als Ersatz aufgestellt worden waren. Besonders fehlt es jedoch an medizinischem Gerät", sagt der Ahrensburger Chirurg Enno Keller. Der Verein "Hilfe für das Hospital Santa Teresa" lädt deswegen nun zum vierten Mal zum Wohltätigkeitsball ein.

Keller ist Gründer und zugleich erster Vorsitzender des Vereins. Seit 2003 reiste er alljährlich mit einer Gruppe US-amerikanischer Kollegen und Krankenschwestern nach El Salvador, um Fußmissbildungen bei Kindern zu operieren. 2007 kamen die Ärzte das erste Mal in das Hospital Nacional Santa Teresa in Zacatecoluca, Hauptstadt der Provinz La Paz mit etwa 35 000 Einwohnern. Was diese Reise bei dem Stormarner bewirkte, beschreibt er so: "Mir wurde deutlich, dass es nicht reicht, einmal im Jahr dort 35 Kinder zu operieren und wieder wegzufahren. Mir wurde klar, dass man nachhaltiger tätig sein müsste." Im selben Jahr gründeten das Ehepaar Keller und Freunde den Verein. 2011 wurde er mit dem Olof-Palme-Friedenspreis der SPD Stormarn ausgezeichnet.

Lob und Anerkennungen reichen nicht. Die Arbeit geht weiter. "Es werden überwiegend Ausrüstungsgegenstände gebraucht", sagt Keller und zählt auf: "Nahtmaterial, Katheter, Drainagesysteme. Ich muss abwägen, was wir schicken. Das Spendenaufkommen ist begrenzt. Und das medizinische Equipment ist teuer. Aber hier immer noch billiger." Und die Situation in Zacatecoluca ist dramatisch.

"Unser kleines Armenkrankenhaus hat gerade einmal 170 Betten, aber im vergangenen Jahr mehr als 3800 Geburten. In der Mehrzahl Teenager-Schwangerschaften. Viele verursacht durch Gewalt." Zum Vergleich: In den drei großen Hamburger Krankenhäusern Barmbek, Altona und dem Marienkrankenhaus im Zentrum wurden im vergangenen Jahr jeweils nur rund 2500 Kinder geboren. Keller: "Es ist unvorstellbar, was da in El Salvador abläuft. Und die Kollegen machen es gut, obwohl sie nur wenige moderne Überwachungsgeräte haben."

Ein Sorgenkind ist nach wie vor auch die Unfallchirurgie in Zacatecoluca - weil Platten, Schrauben und Nägel so teuer sind. "Wir schicken so viel, wie wir können. Aber die Kollegen dort wissen zum Teil auch nicht, wie sie damit umgehen können", sagt Keller, der seine Aufgabe daher auch als Hilfe zur Selbsthilfe versteht. "Es geht weniger darum, dass ich operiere. Wenn der Hilfsstrom von hier nachlässt, bin ich da drüben genauso hilflos. Und wir müssen improvisieren."

Der Ball brachte bisher ein Drittel des Spendenaufkommens. "Deswegen ist er für uns auch so wichtig", sagt Enno Keller, den nicht nur die Armut berührt, sondern der krasse Unterschied zwischen Arm und Reich innerhalb des Landes. "Die skrupellose Ausbeutung der Menschen durch die 14 reichsten Familien macht mich wütend."