Der Eigentümer des Sachsenwald-Forums will der Stadt bei der Vertragsverhandlung über die Stadtbibliothek entgegenkommen.

Reinbek. Bleibt die Stadtbibliothek im Sachsenwald-Forum oder zieht sie um? Fieberhaft suchte die Reinbeker Stadtverwaltung in den vergangenen Monaten nach einer möglichen neuen Bleibe für rund 40 000 Bücher, CDs, Kassetten und Spiele - ohne Erfolg. Nachdem die Politiker vor zwei Jahren entschieden, den Mietvertrag mit dem Sachsenwald-Forum zu kündigen, in dem im Erdgeschoss auch die Stadtbibliothek untergebracht ist, ist noch immer unklar, wo Reinbeker in Zukunft in Ruhe schmökern oder sich preiswert Medien für zu Hause ausleihen können.

Peter Schneeberg, Eigentümer des Forums, signalisierte jetzt im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt, dass die Bibliothek auch nach dem Auslaufen des Vertrags zum 31. August 2015 in den Räumen im Zentrum der Stadt bleiben kann. "Für mich gehört die Bibliothek dort einfach hin. Ich wüsste gar nicht, warum sie da raus soll", sagte Schneeberg. Auch wenn Discounter Interesse an den Räumlichkeiten bekunden würden, werde er der Bibliothek den Vorzug geben - sofern nun eine Anfrage der Stadt komme. Nur müsste die Entscheidung bald fallen.

Für Bürgermeister Axel Bärendorf, der jetzt von den Mitgliedern des Kulturausschusses beauftragt wurde, mit Schneeberg über eine Vertragsverlängerung für die Dauer von fünf Jahren zu verhandeln, ist der bisherige Standort die beste und kostengünstigste Lösung: "Der Neubau eines eigenen Bibliotheksgebäudes würde die Stadt 2,2 Millionen Euro kosten. Das ist momentan für Reinbek nicht realisierbar."

Als Alternativen hatte die Stadtverwaltung auch das Gerätehaus der Ortsfeuerwehr Reinbek und das Gelände der Grundschule Klosterbergen geprüft - beides jedoch wieder verworfen. "Alleine der Umzug würde etwa 45 000 Euro kosten. Und die neuen Räumlichkeiten müssten noch ausgestattet werden", so Bärendorf.

Momentan zahlt der Stadt für die Bücherei 7500 Euro Miete monatlich. "Selbst wenn sich die Konditionen für die Miete in einem neuen Vertrag verschlechtern würden, wäre eine erneute Anmietung vermutlich immer noch billiger, als ein eigenes Gebäude neu zu bauen und auch als die Umzugskosten", sagt auch der Leiter des Sozialamtes in Reinbek, Torsten Christ.

Auch für den Leiter der Stadtbibliothek, Mark Yeesune-Hlong, ist es der ideale Standort: "Die Zahlen unserer Nutzer steigen seit einiger Zeit deutlich. Vergangenes Jahr hatten wir rund 236 000 Ausleihen, in diesem Jahr sind es schon 255 000". Auch viele Kinder und Jugendliche nutzen das Angebot. "Etwa die Hälfte unserer Kunden sind jünger als 18 Jahre", sagt Yeesune-Hlong. Er vermutet, dass der große Zuspruch eng mit der günstigen Lage im Stadtzentrum zusammenhängt.

Ursula Krüger (Grüne) sagte im Kulturausschuss: "Wir sollten alles dafür tun, dass die Bibliothek an diesem Standort erhalten bleibt. Die Kultur in Reinbek ist bereits genug reduziert worden." Der FDP-Fraktionsvorsitzende Bernd Uwe Rasch empfahl, die Mietdauer auf maximal fünf Jahre zu beschränken. Patrick Ziebke (CDU) erklärte jedoch, dass es nicht das einzige Ziel sein könne, den derzeitigen Standort beizubehalten: "Wir müssen die Vertragsverhandlungen abwarten und das Ergebnis mit unserer Haushaltslage abwägen."

Baldur Schneider (SPD) und Leif Fleckenstein (Forum 21) plädierten dafür, dass weiter nach anderen möglichen Orten für die Stadtbibliothek gesucht werde. Die Stadtverwaltung hatte den Vertrag für die Bibliothek nach einem einstimmigen politischen Beschluss der Stadtverordneten am 25. März 2010 zum 31. August 2015 gekündigt. Zuvor hatte der Arbeitskreis Haushalt mit Mitgliedern aus allen Fraktionen geprüft, wo Reinbek in der Zukunft sparen könnte.

Bürgermeister Axel Bärendorf will sich nun rechtzeitig bemühen, mit Peter Schneeberg über die Konditionen einer weiteren Anmietung zu verhandeln - auch damit der Stadt kein Einzelhandelsmarkt zuvorkommt. "Wenn die Miete im neuen Vertrag deutlich teurer wird, muss jedoch nochmals überlegt werden, ob es nicht doch billigere und effektivere Alternativen gibt."