Grauenvoller Klotz

13./14. Oktober : "Ahrensburgs Rathaus soll unter Denkmalschutz "

Wer schützt uns vor den Denkmalschützern? Dieser grauenvolle Klotz ist ein beeindruckendes Denkmal für die architektonische Umweltverschmutzung der 60er-Jahre. Und jetzt hat eine Handvoll Amtsträger die Macht, dieses Machwerk unter Schutz zu stellen und damit auf ewig festzubetonieren. Was geht in diesen Köpfen vor? Als Reinbeker Bürger beschleicht einen eine panische Angst davor, dass als Nächstes das hiesige Rathaus gleichen Stils geschützt wird und danach das Sachsenwald-Hochhaus.

Dirk Helbig, Reinbek

Neues ist nicht schöner

Man reibt sich die Augen: Da ist ständig die Rede von der Finanznot der Gemeinden, und dann denken manche über den Abriss eines modernen, funktionsfähigen Rathauses nach - aus vermeintlich ästhetischen Gründen. Man muss das Rathaus nicht gleich unter Denkmalschutz stellen. Es ist jedoch ein in sich geschlossener Baukörper im Stil seiner Bauzeit, die etwas bescheidener war als die heutige. Gewiss, es passt nicht recht in die Umgebung - was aber mehr an den anderen Gebäuden am Markt liegt, die vor allem der Nachkriegssituation geschuldet sind. Was würde denn die Stadt an die Stelle des Rathauses setzen wollen und können? Ihre städtebauliche Kompetenz hat sie mehrfach, zuletzt in der Klaus-Groth-Strasse, unter Beweis gestellt - es ließen sich noch mehrere abschreckende Beispiele aufführen. Deshalb bestände wenig Hoffnung, dass etwas Schöneres an die Stelle träte. Man sollte mit der Vergangenheit seinen Frieden machen und jetzt das Geld für Wichtigeres verwenden.

Dr. Rolf Herber, Ahrensburg

Umbau à la Hundertwasser

Das kann nicht wahr sein. Da hat man jahrelang gehofft, dieses Monstrum werde eines Tages einfach beiseitegeräumt, und jetzt soll es unter Denkmalschutz. Wahrscheinlich ist das die Strafe für jahrzehntelanges Stillschweigen: Wenn wir Ahrensburger uns diese Zumutung 40 Jahre gefallen lassen, dann werden wir damit bestraft, es jetzt bis zum Ende aller Tage ansehen zu müssen. Und dann die Begründung, das Rathaus habe eine besondere Bedeutung. Danach hätte man mit mehr Berechtigung auch die Berliner Mauer stehen lassen können. Dass 1970 viele das Rathaus gut fanden, kann ich nicht erinnern. In meinem Bekanntenkreis fanden es alle eine Zumutung. Die Partys, für die damals der Rathauskeller bereitgestellt wurde, hatten für uns Jugendliche den Sinn, uns mit dem Plattenbau- Elend zu versöhnen. Und dann die Dreistigkeit, es mit dem Schloss zu vergleichen. Gäbe es einen Wettbewerb "Europas hässlichster Platz", ich wäre gespannt darauf, welche Stadt unseren Rathausplatz toppen könnte.

Da ich mich von den Denkmalschützern nicht vertreiben lassen möchte, hätte ich drei Alternativen:

1. Das Rathaus abreißen und ein neues bauen, das sich mit dem Schloss messen kann.

2. Da das wahrscheinlich zu teuer ist, es von oben bis unten begrünen. Efeu und wilder Wein an den Fassaden, Bäume auf den Dächern, rundherum einen Park mit Biergärten.

3. Das Ganze umgestalten, etwa wie den Bahnhof Uelzen, zu einem Hundertwasser-Rathaus. Damit zeigt man, ähnlich wie bei der Verschönerung der DDR-Plattenbauten, dass man die geschmackliche Fehlleistung vergangener Tage sieht und trotzdem das Beste daraus macht.

Joachim Klemich

Besser modernisieren

Ich bin dagegen, dass das Rathaus unter Denkmalschutz gestellt wird. Ich würde vielmehr darauf Wert legen, dass das Gebäude äußerlich und innerlich modernisiert werden kann. Auch die umliegenden Wege und Plätze können schöner und bunter gestaltet werden.

Frank Lübbe

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