Das Ministerium sieht kaum noch Chancen dafür, das Lkw-Problem in Nütschau zu lösen. Jetzt sollen Bischof und Politiker eingreifen.

Travenbrück. Sie setzen all ihre Hoffnungen auf das Verkehrsministerium in Kiel und wünschen sich weitere Verbotsschilder, die die Lastwagen fernhalten. Doch die Chancen dafür, dass die Landesbehörde den Mönchen und der Anwohnerinitiative beim Lösen ihres Verkehrsproblems in der Schlossstraße im Travenbrücker Ortsteil Nütschau hilft, stehen schlecht. "Durch die Straßenverkehrsordnung ist das Aufstellen von Schildern sehr stark reglementiert", sagt Harald Haase, Sprecher des Verkehrsministeriums. "Sie dürfen nicht Überhand nehmen."

Seit mehr als zehn Jahren kämpfen die Benediktiner-Mönche des Klosters Nütschau bereits mit der Anwohnerinitiative darum, die Lastwagen aus ihrer Straße zu verbannen. Bislang jedoch ohne Erfolg. Denn viele Kraftfahrer nutzen die Strecke trotz Verbots als Abkürzung von der Autobahn 21 zu Orten im Kreis Segeberg. Dabei werden sie häufig von Navigationsgeräten geleitet, die weder das Lastwagenverbot noch die Tonnenbegrenzung auf der Travebrücke am Ende der Straße anzeigen.

Die Initiative hat die Hoffnung, dass weitere Verbotsschilder am Ende der Abfahrt der A 21 die Lastwagenfahrer daran hindern, überhaupt erst in Richtung Nütschau abzubiegen. Doch die Stormarner Verkehrsaufsicht lehnt diesen Vorschlag ab. Ihre Begründung: Die vorhandenen Schilder weisen eindeutig und ausreichend auf das Verbot hin. "Unsere Mittel sind ausgereizt", sagt Hans-Jürgen Zimmermann von der Verkehrslenkung des Kreises.

Die Anwohner wollen sich damit nicht zufrieden geben. Sie hoffen, dass das Verkehrsministerium die Verkehrsaufsicht überstimmt. "Ich kann nicht pauschal beantworten, ob sich das Verkehrsministerium der Sache annehmen würde", sagt dessen Sprecher Harald Haase. "Wir müssten einen offiziellen Antrag von der Gemeinde mit einer guten Begründung bekommen. Dann würden wir den Fall prüfen." Da Lastwagenfahrer beim Abbiegen in die Schlossstraße Verstöße gegen die Verkehrsregeln begehen, verweist er zudem auf die Polizei, die diese ahnden sollte.

Für Verkehrskontrollen in Travenbrück ist die Polizeizentralstation in Bad Oldesloe zuständig. Deren Leiter Wolf-Rüdiger Traß sagt, dass Kontrollen in der Schlossstraße nicht möglich seien. "Dafür ist dort zu wenig Verkehr. Für ein bis zwei Lastwagen, die wir an einem Tag dort vielleicht erwarten könnten, kann ich keine zwei Mitarbeiter so viele Stunden abstellen. Das wäre zu teuer." Seine Mitarbeiter führen aber sporadisch in der Straße Streife.

Zudem würden die Beamten ab und zu von Anwohnern alarmiert, wenn sich mal wieder ein Lastwagen beim Wendemanöver festgefahren habe. "Die Fahrer ärgern sich meist selbst, dass sie in die Straße eingebogen sind", sagt Traß. "Wir haben bisher auch noch keinen Lastwagen gesehen, der über die Holzbrücke gefahren ist." Sie steht am Ende der 1,5 Kilometer langen Schlossstraße und wurde erst vor zwei Jahren für rund 330 000 Euro saniert. Nur Fahrzeuge bis zwölf Tonnen dürfen hinüberfahren. "Vor einem Überqueren der Brücke schrecken die Lastwagenfahrer zurück. Es wäre auch grob fahrlässig, wenn sie mit ihren Schwerlastern darüber führen", sagt der Oldesloer Polizeichef. "Das könnte einen großen Schaden anrichten, den keine Versicherung zahlen würde." Eggert Timm, Sprecher der Anwohnerinitiative, hat anderes beobachtet. Er sagt: "Erst gestern ist mir auf der Brücke ein 40-Tonner aus Richtung Schlamersdorf entgegengekommen."

Wie die Stormarner Verkehrsaufsicht ist auch Oldesloes Polizeichef Wolf-Rüdiger Traß der Auffassung, dass das Problem nicht an der Beschilderung liegt. "Die ist eindeutig", sagt er. "Das Problem sind die Navigationsgeräte. Die Menschen verlassen sich darauf und folgen den Anweisungen, selbst wenn sie sich dafür über Verbote hinwegsetzen müssen." Wenn die Polizei einen Lastwagen verbotenerweise in der Straße erwischt, erwartet den Fahrer eine gebührenpflichtige Verwarnung. Traß: "Die Höhe des Verwarngelds liegt bei bis zu 40 Euro."

Die Mönche und die Anwohnerinitiative sind trotz allem zuversichtlich, doch noch etwas bewegen zu können. "Wir kämpfen schon so lange, da geben wir jetzt nicht auf", sagt Pater Matthäus Buß. Er hat bereits das Büro des Erzbischofs bei der Landesregierung aktiviert. "Wir wollen eigentlich keinen Ärger", sagt der Mönch. "Aber da wir als Kloster machtlos sind, müssen wir uns nun von höheren Stellen Hilfe holen."

Ähnlich sieht das auch Eggert Timm. "Unser Ziel ist es, beim Verkehrsministerium vorsprechen zu dürfen", sagt er. "Vor drei Jahren ist uns das schon mal erfolgreich gelungen und wir haben so die Verkehrsaufsicht zum Einlenken gebracht." Damals wurden die 3,5-Tonnen-Verbotsschilder am Anfang der Straße durch Symbolbilder mit Lastwagen ersetzt. Timm: "Genauso werden wir es dieses Mal wieder durchziehen. Wir können uns doch nicht gefallen lassen, dass die Verkehrsaufsicht und die Polizei den Zustand in unserer Straße einfach so hinnehmen wollen."

Timm hofft dabei auch auf die Unterstützung der Politik. Für Freitag, 19. Oktober, haben seine Mitstreiter und er den CDU-Landtagsabgeordneten Rainer Wiegard eingeladen, um mit ihm sowie Vertretern der Speditionsverbände Hamburg und Schleswig-Holstein über das weitere Vorgehen und neue Lösungswege zu diskutieren. Timm: "Wenn alles nichts bringt, werden wir noch einmal demonstrieren - dann aber vor der Kreisverwaltung."