Kritik an dem neuen Belag der A 1 vor Bargteheide. Behörde sagt, Unebenheiten lägen im Toleranzbereich

Bargteheide. Wurde bei den Sanierungsarbeiten an der Autobahn 1 zwischen Lübeck und Bargteheide erneut gepfuscht? Diesen Verdacht hat zumindest Thomas Fetzberger. Der Bargteheider fährt fast täglich auf der Strecke. Er wandte sich an das Straßenbauamt Lübeck mit einer entsprechenden Schadensmeldung. Darin schreibt er: "Seit einigen Wochen ist die Zufahrt zur Ausfahrt Bargteheide über die neue Fahrbahn wieder möglich. Es ist mir dabei nicht entgangen, dass die Fahrbahnoberfläche uneben wie ein Waschbrett ist."

Mindestens zweimal in der Woche ist Thomas Fetzberger auf der Autobahn unterwegs. Er kennt die Probleme, die Baufirmen bei der Sanierung der Fahrbahn in dem Abschnitt Hamburg-Lübeck hatten. "Nach dem Desaster vor zwei Jahren bin ich natürlich sensibilisiert", sagt Fetzberger. Damals sollte die Firma Meister aus Bayern auf der Strecke zwischen Bad Oldesloe und Lübeck die Fahrbahndecke sanieren und verbaute dabei zu weichen Beton. Ärgerlich für die Autofahrer: Die Bauarbeiten begannen erneut, die Staus nahmen kein Ende. Erst im November 2011 wurde die Strecke wieder freigegeben. Ärgerlich auch für die Steuerzahler: Derzeit versucht das Land Schleswig-Holstein, eine offene Forderung über vier Millionen Euro von Meister vor Gericht einzutreiben.

Thomas Fetzberger fragt nun in seiner Schadensmeldung zu den aktuellen Bauarbeiten: "Gerne würde ich von Ihnen wissen, ob das so bleibt oder der Autofahrer und Steuerzahler damit rechnen kann, dass hier nachgebessert wird auf Kosten des Verursachers."

Der Leiter der zuständigen Niederlassung Lübeck des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr (LBV), Jens Sommerburg, sagt: "Es gibt tatsächlich Unebenheiten, doch die liegen im Toleranzbereich." Das sei nach den Vorschriften zur sogenannten Ebenflächigkeit durch ein Messverfahren auch geprüft worden. Sommerburg: "Es liegt demnach kein Mangel vor. Die Fahrbahn hält." Also wird auch nicht nachgebessert. Und er ergänzt: "Seit dem 13. August fließt der Verkehr wieder. Bislang hat da noch kaum ein Autofahrer Kritik bei uns geäußert."

Vertraglich sei vereinbart worden, dass eine Abweichung von vier Millimetern auf einer Länge von vier Metern nicht überschritten werden dürfe. "Da liegen wir drunter", versichert Sommerburg. Er erläutert: "Die Normvorgaben sind eigentlich lascher. Demnach wäre sogar noch eine Abweichung von bis zu einem Zentimeter auf vier Metern tolerierbar." Vermessen wurde laut Sommerburg eine Fläche von 53 000 Quadratmetern. "Es werden die drei Spuren und der Standstreifen abgefahren. Das Gerät misst jeweils in Dezimetern", sagt der Niederlassungsleiter des LBV. Die kontinuierliche Messung habe minimale Unebenheiten ergeben.

Weitere umfangreiche Tests auf die Ebenmäßigkeit werde es nicht mehr geben, so Sommerburg. "An einzelnen Stellen wird es in Abstimmung mit der Baufirma aber sicherlich vertiefte Messungen geben. Sommerburg: "Die Abnahme erfolgt erst, wenn alle Arbeiten beendet sind. Das dürfte Mitte November sein."

Thomas Fetzberger vermutet, dass viele Autofahrer glauben, es handle sich nur um ein Provisorium. "Die meisten gehen davon aus, dass es noch nicht die Endbehandlung ist", sagt er. Auf seine Schadensmeldung hat er mittlerweile eine Antwort erhalten. Darin schreibt der LBV: "Die durchgeführten Ebenflächigkeitsmessungen zeigen, dass sich vorhandene Abweichungen im zulässigen Toleranzbereich bewegen." Und weiter: "Trotzdem werden derzeit die vorhandenen Unebenheiten vom LBV-SH und der ausführenden Baufirma untersucht." Fetzberger sagt dazu: "Immerhin tun sie etwas." Doch kritisiert er auch: "Die Decke soll 30 Jahre halten. Wenn ich da von einem Toleranzbereich höre, fehlen mir die Worte."

Verantwortlich für die Deckensanierung ist die Firma Becker Bau Bornhöved (BBB). Matthias Neumann, Bereichsleiter Betondeckenbau bei der Firma, wundert sich über die Kritik. "Ich kann nur sagen, dass es eine normale Strecke ist", sagt er. "Natürlich müssen wir uns gewissen Anforderungen unterwerfen. Doch wir liegen da absolut im Sollbereich", so Neumann. Es gebe also keine Abweichungen von den Qualitätskriterien. Neumann: "Es braucht sich niemand Sorgen zu machen. Die Decke hält sicherlich länger als 30 Jahre." Es sei Beton von hoher Güte eingesetzt worden, so der BBB-Experte. "Die Betondecke ist 27 Zentimeter stark. Abweichungen liegen dagegen nur im Millimeterbereich."