Führungswechsel beim Verband der südholsteinischen Wirtschaft. Nicole Marquardsen tritt 2013 Axel Stehrs Nachfolge an.

Reinbek. Der Verband der südholsteinischen Wirtschaft (VSW), der in Stormarn und im Kreis Herzogtum Lauenburg viele Mitglieder hat, wird ab dem kommenden Jahr erstmals eine Chefin haben. Die Rechtsanwältin Nicole Marquardsen, bisher zweite Geschäftsführerin, wird ab Januar das Amt der Geschäftsführerin übernehmen. Sie wird die Nachfolge von Axel Stehr antreten, der das Amt seit dem Jahr 2003 ausübt. Stehr, 60 Jahre alt, wird zum Jahresende in den Ruhestand gehen, wie er gestern sagte. Der in Buxtehude lebende Rechtsanwalt gab dafür private Gründe an. Er war seit 1979 in VSW tätig. Die Entscheidung über die Nachfolge hat der Vorstand des VSW kürzlich getroffen. Das siebenköpfige Gremium wird von den Vertretern der Mitgliedsunternehmen gewählt.

Die 43-jährige Nicole Marquardsen ist schon seit 1998 in dem Verband tätig. Wie sie betonte, will sie bei ihrer Arbeit eigene Schwerpunkte setzen. So will sie sich unter anderem darum kümmern, dass Unternehmen konkrete Vorteile haben, wenn sie freiwillig Mitglieder werden. "Ich habe kürzlich Verträge mit den Internet-Jobbörsen Stepstone und Monster geschlossen. Unsere Mitgliedsunternehmen können dort künftig vergünstigte Anzeigen schalten", nannte sie ein Beispiel, dem weitere folgen sollen.

Als einen weiteren "möglichen Schwerpunkt" ihrer Arbeit nannte sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Hier habe die Region noch Nachholbedarf. "Ich weiß von vielen Mitarbeitern in Firmen, denen die Kitas nicht flexibel genug sind. Für Menschen im unteren und mittleren Lohnsegment sind sie teilweise auch zu teuer", so Marquardsen. Außerdem müsse sich in Sachen Mentalität etwas tun. "Mütter werden zum Teil immer noch schief angeguckt, wenn sie Vollzeit arbeiten", so Marquardsen. Die Mutter einer einjährigen Tochter, die mit ihrem Ehemann in Hamburg-Wandsbek lebt, kennt das aus eigener Erfahrung. Für die Betreuung ihrer Tochter sorgt in ihrem Fall das familiäre Umfeld.

Marquardsen hält es für nötig, dass mehr Frauen in Führungspositionen kommen - eine Frauenquote sei dafür ihrer Ansicht nach aber nicht das richtige Mittel: "Meiner Meinung nach setzt Qualität sich durch", sagte die in Hamburg geborene Fachanwältin für Arbeitsrecht.

Axel Stehr zog gestern eine positive Bilanz seiner 33-jährigen Tätigkeit für den VSW, der seit dem Jahr 1969 existiert. "Wir haben eine Menge bewegt. Zu meiner Anfangszeit hatten wir etwa 140 Mitglieder. Heute sind es mehr als doppelt so viele." Im Vergleich zu früher habe sich die Wirtschaft "unheimlich entwickelt". Gründe dafür seien der Wegfall der DDR-Grenze und auch die seit Jahren wachsende Wirtschaftskraft Hamburgs.

Stehr nannte auch einige Punkte, bei denen er gerne mehr erreicht hätte: "Im Falle der Nordtangente in Ahrensburg sind wir schlicht gescheitert. Wir konnten die Politik einfach nicht davon überzeugen, dass das Gewerbegebiet Beimoor eine weitere Anbindung braucht", so Stehr. Gescheitert sei der Verband auch bei dem Versuch, einen Kindergarten für das Gewerbegebiet der Städte Reinbek und Glinde zu schaffen. Das Projekt konnte vor einigen Jahren wegen der verschiedenen politischen Zuständigkeiten nicht realisiert werden - zumal einige der betroffenen Eltern aus Mecklenburg-Vorpommern kamen. Stehr: "Kreisgrenzen und Landesgrenzen dürfen solche Projekte nicht verhindern. Vielleicht sind wir da heute schon weiter."