Prozess: Oldesloer soll sich mehrfach an Tochter einer Bekannten sexuell vergangen und auf der Toilette gefilmt haben

Ahrensburg/Bad Oldesloe. Die Vorwürfe gegen den 50 Jahre alten Mann aus Bad Oldesloe wiegen schwer: Er ist seit gestern vor dem Schöffengericht in Ahrensburg angeklagt, zwischen Januar 1999 und Sommer 2009 eine Minderjährige sexuell missbraucht und zudem in zwei Fällen unerlaubt Bildaufnahmen gemacht und dadurch, so die offizielle Definition, den "höchstpersönlichen Lebensbereich anderer Personen verletzt" zu haben. Schon am ersten Verhandlungstag wurde deutlich, dass auf Richter Ulf Thiele und die beiden Schöffen ein schwieriger Prozess der Wahrheitsfindung zukommt, bei dem die Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers die zentrale Rolle spielen dürfte.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 50-Jährigen vor, dass er in sieben Fällen die Tochter einer Bekannten, mit der er zusammenwohnte, missbraucht hat. Er soll sexuelle Handlungen an ihr ausgeübt haben und solche auch von ihr an sich vornehmen haben lassen. Laut der Anklageschrift hat er der heute 24-Jährigen an die Brüste und in den Schambereich gefasst. Umgekehrt hat er sie dazu bewegt, seine entblößten Genitalien anzufassen. Dies geschah, wenn die Tochter, die bei ihrem Vater lebte, zu Besuch bei ihrer Mutter in deren Wohnung in Bad Oldesloe war.

Die weiteren Vorwürfe gegen den Oldesloer: Er hat in den Jahren 2005/2006 in der Wohnung seiner Bekannten, mit der er zeitweilig auch liiert war und einen gemeinsamen Sohn hat, eine Kamera in der Toilette installiert und mit ihr heimlich Aufnahmen einer damals minderjährigen Besucherin beim Toilettengang gemacht. Ebenso soll er sich und die Tochter der Bekannten ohne deren Wissen im Jahr 2009 heimlich beim Sex gefilmt haben.

Der Angeklagte selbst schwieg gestern zu den Vorwürfen. Er lies jedoch seinen Verteidiger Nicolai Preuß eine kurze Erklärung abgeben. In ihr gestand er ein, die Kamera auf der Toilette installiert zu haben. Alle anderen Anklagepunkte seien aber nicht zutreffend. Weitere Angaben zur Sache machte er auch über seinen Anwalt nicht.

Das Gericht hörte gestern zunächst einen Polizeibeamten als Zeugen. Dieser sagte aus, dass das mutmaßliche Opfer mit ihrer Schwester bei der Polizei in Oldesloe erschienen sei und Anzeige erstattet habe. Dies sei geschehen, nachdem der Sohn des Angeklagten, den er mit seiner Bekannten hat und der bei seiner Mutter lebte, auf dem Rechner des Oldesloers dessen Filmaufnahmen entdeckt hatte. Das Opfer berichtete dem Polizisten dann auch von dem sexuellen Missbrauch. Der Beamte sagte aus, man habe Film- und Fotoaufnahmen bei dem Angeklagten sichergestellt. Zudem hätten sich auf dessen Rechner kinderpornografische Bilder befunden, die gelöscht worden waren.

Gegenüber der Polizei hat der Oldesloer demnach die Aufnahmen auf der Toilette ebenfalls gestanden. "Alle anderen Vorwürfe hat er weit von sich gewiesen", sagte der Polizist. Mit dem Opfer hat der Angeklagte nach eigenen Angaben ein sexuelles Verhältnis mit Oralverkehr gehabt. Diesen habe er auch gefilmt, allerdings wusste das Opfer davon und habe die Kamera auch gesehen.

Das heute 24 Jahre alte mutmaßliche Opfer, die Tochter der Bekannten des Angeklagten, sagte ebenfalls vor Gericht aus. Nach ihrer Darstellung hat sie der Angeklagte im Keller der Wohnung ihrer Mutter und später in einer anderen Wohnung im Wohnzimmer missbraucht. Er hat sie demnach unter ihrer Kleidung an den Brüsten und im Schambereich angefasst. Sie musste wiederum sein Geschlechtsteil anfassen. Warum er dies alles mache, dazu hätte er nichts gesagt. Der Oldesloer fotografierte demnach auch Brüste und Schambereich der Frau. Nach ihren Angaben ist er einmal auch in sie eingedrungen. Dies sei kein richtiger Geschlechtsverkehr gewesen, er habe dies aber auch fotografiert.

"Ich habe das alles mit mir machen lassen", sagte die Frau vor Gericht. Sie schäme sich dafür. Einmal, am Anfang, habe sie auch dem Angeklagten gesagt, dass sie sein Verhalten nicht wolle. Auf die Frage, warum sie die Taten erst so spät angezeigt habe, antwortete sie: "Ich hatte Angst, dass es rauskommt und mir keiner glaubt."

Die Angaben des Opfers gestern kamen stockend und oft erst auf Nachfragen des Richters. An vieles konnte oder wollte sich die Frau nicht mehr erinnern. "Ihr Erinnerungsvermögen ist ganz schön dünn", kommentierte dies der Verteidiger. Einiges blieb auch unklar, etwa in welchem Alter die Frau war, als der Angeklagte die Fotos von ihr machte. Letztere lagen dem Gericht vor. "Die Fotos zeigen doch eine erwachsene Frau", sagte der Verteidiger. Ihre Einstellung zu den Bildern beschrieb sie zunächst mit "Sie waren mir egal", auf Nachfrage sagte sie dann, sie habe die Bilder nicht gewollt. Der Prozess wird nächsten Montag fortgesetzt. Dann wird in Anwesenheit des Opfers auch deren Video-Vernehmung durch die Polizei gezeigt.