Großalarm in Kuddewörde. Das historische Gebäude ist nach der Explosion einsturzgefährdet. Es ist das zweite Feuer in zwei Jahren.

Kuddewörde. "Es war wie ein Erdbeben, das ganze Haus hat gewackelt", sagt Heiderose Schaeffer und schüttelt den Kopf. "Wenn man es genau betrachtet, haben wir ein Riesenglück gehabt." Die Frau aus Kassel gehört zu den Gästen des Hotels Grander Mühle in Kuddewörde, die in der Nacht zu Donnerstag von einer lauten Explosion aus dem Schlaf gerissen und Augenzeugen wurden, wie die Druckwelle und ein Feuer die neben dem Hotel gelegene Mühle mit einem Restaurant schwer beschädigt haben.

Es war um kurz vor Mitternacht, als die Feuerwehr über den Notruf informiert wurde. Die Leitstelle löste Großalarm aus und schickte sieben Wehren aus Kuddewörde und den umliegenden Dörfern mit mehr als 100 Feuerwehrleuten zum Einsatzort an der Lauenburger Straße. Trotz eines massiven Löschangriffs konnten sie nicht verhindern, dass der Anbau der Mühle mit dem Küchentrakt des Restaurants Da Bonelli komplett niederbrannte.

Bei der ältesten Kornwassermühle Norddeutschlands, die erstmals im Jahr 1248 urkundlich erwähnt wurde, wurden durch die enorme Druckwelle Giebel, Außenmauern, Fenster und Fachwerkbalken nach außen gedrückt. Das Dach ist teilweise abgedeckt. Große Mauersteine brachen heraus und liegen vor dem Gebäude verstreut. Bei der Mühle mit ihrem bekannten und beliebten Ausflugslokal besteht nun akute Einsturzgefahr.

Durch das Feuer wurde glücklicherweise niemand verletzt. Die Brandursache und die Höhe des Sachschadens sind noch nicht bekannt. Der Wirt und Pächter des Restaurants, Angelo Bonelli, hatte das Lokal zusammen mit einem Mitarbeiter etwa eine Stunde vor der Explosion und dem Ausbruch des Feuers geschlossen und anschließend verlassen. Noch während der Löscharbeiten kam er dann wieder zur Grander Mühle zurück. Gestern waren weder er noch der Eigentümer der Mühle und des benachbarten Hotels, Rechtsanwalt Michael Scholz aus Hamburg, für eine Stellungnahme zu erreichen.

"Es hat vibriert, dann sah man auch schon Flammen aufsteigen", berichtet Heiderose Schaeffer von dem Brand. Die Frau aus Kassel ist mit ihrem Mann Bernd und Verwandten aus Stuttgart für ein paar Tage im Hotel Grander Mühle zu Gast, um sich Hamburg und die Umgebung anzuschauen. "Wir haben noch in dem Restaurant zu Abend gegessen, um halb elf sind wir gegangen", sagt sie.

Ebenfalls Gäste der Grander Mühle waren Joke Baatenburg de Jong und Alan Jones. Die Niederländerin und ihr aus England stammender Mann übernachteten von Mittwoch bis Donnerstag auf der Rückreise von Dänemark nach Den Haag in Kuddewörde. "Mein Mann hat tief und fest geschlafen, aber ich habe den Knall gehört und das Feuer gesehen und ihn geweckt", erzählt die Niederländerin. Mit den anderen Gästen ging das Ehepaar dann nach draußen vor das Hotel. Erst spät in der Nacht habe sie wieder etwas Schlaf finden können.

Gestern kamen immer wieder Menschen aus Kuddewörde zum Brandort, um sich selbst ein Bild von den Schäden zu machen. So auch Angelika Claußen, die nahe der Mühle eine Schönheitsfarm mit Hotel betreibt. "Eine meiner Kundinnen hat ein Knistern gehört und dann ein kleines Feuer gesehen", sagt sie, "dann kam der laute Knall und dann das große Feuer."

Viele der Kuddewörder spekulieren offen über die Ursache des Feuers. Immer wieder fällt dabei das Wort Brandstiftung. Der Hintergrund: Vor zwei Jahren, am 27. Oktober 2010, brannte der Anbau des Restaurants schon einmal nieder. Damals ging die Polizei von Brandstiftung aus, der Täter wurde aber nie gefunden. "Auch diesmal war es ganz sicher Brandstiftung", sagt ein Nachbar, der seinen Namen nicht nennen möchte. "Es war wie damals Vollmond, fast dasselbe Datum und auch kurz vor Mitternacht", sagt er und glaubt an denselben Täter wie beim Brand im Jahr 2010.

Jetzt hat die Kriminalpolizei die Ermittlungen aufgenommen. Die Brandstelle ist beschlagnahmt und abgesperrt. Demnächst sollen Brandsachverständige sie untersuchen.