Kanzleien im Kreis profitieren von der hohen Kaufkraft. Trend geht zur Spezialisierung

Ahrensburg. Die Lage zwischen den beiden Hansestädten Hamburg und Lübeck ist für Stormarner Anwälte offenbar mehr Segen als Fluch. Sie können mit wohlhabenden Mandanten und interessanten Fällen aus dem Hamburger Speckgürtel rechnen. Hamburger Großkanzleien werden nicht als Konkurrenz wahrgenommen. Doch müssen sie sich den gestiegenen Erwartungen an ihre juristische Expertise stellen.

"Der Trend geht dahin, sich verstärkt an Fachanwälte zu wenden. Junge Mandanten wissen heute, dass es für die verschiedenen Rechtsgebiete Spezialisten gibt", sagt Arnim Buck von der Ahrensburger Anwaltskanzlei Schulz/Winterstein/Schoreit/Buck. Er ist Fachanwalt für Arbeits- und Verkehrsrecht. Zudem arbeitet er als Notar. "Man merkt eben auch die Vorzüge der Lage so dicht an Hamburg. In Stormarn werden viele Geschäfte gemacht, es gibt viele gutbetuchte Bürger", so Buck. Ahrensburg und Bargteheide seien sehr beliebt, um sich ein Grundstück oder ein Haus zu kaufen - für einen Notar also ein gutes Umfeld. "Die Grundstückspreise sind durch die Nähe zu Hamburg entsprechend hoch. Stormarn gehört zudem bei der Kaufkraft zu den reichsten Kreisen in Deutschland", sagt Buck.

Und obwohl allgemein die Bereitschaft gestiegen sei, auch schon mal den Anwalt zu wechseln, gebe es in Stormarn, so Buck, noch eine "intensivere Mandantenbindung". "Wir vertreten vor allem den Mittelstand. Das ist in einer Großkanzlei sicherlich ganz anders. Die intensivere Bindung ist aber für mich erfüllender." Mit zwölf Rechtsanwälten ist die Ahrensburger Kanzlei die größte im Kreisgebiet. Und sie ist weiter auf Expansionskurs.

Kürzlich fusionierten die Ahrensburger mit der Trittauer Kanzlei von Eckart Harders . Der 74-Jährige suchte nach der Trennung von seinem Kollegen Thomas Scherwath Anwälte für eine Zusammenarbeit. Scherwath hatte zuletzt das Notariat geführt. "Mir war wichtig, dass die Kanzlei fortgeführt wird", sagt Harders, dessen Sohn als Anwalt derzeit in einer Hamburger Großkanzlei arbeitet. "Derzeit kann er hier nicht Notar werden, weil keine neuen zugelassen werden", sagt Harders, der 1970 als Anwalt begann

"Ich habe einst als Praktikant bei Herrn Harders gearbeitet", erinnert sich Buck. Er hat das Notariat übernommen und fährt nun mehrmals in der Woche zwischen Ahrensburg und Trittau hin und her. Trittau habe immerhin ein Einzugsgebiet mit rund 35 000 Einwohnern.

Das eher familiäre Umfeld schätzt auch die Ahrensburger Anwältin und Notarin Christel Hacke von der Kanzlei Hacke/Jurkschat/von Harder. "Ich schätze, dass man sich hier kennt. Die Stormarner sind zudem relativ treu", sagt sie. Die Prägung sei eher ländlich oder kleinstädtisch, meint die 67-Jährige. Sie müsse sich erst daran gewöhnen, dass junge Kollegen mittlerweile offensiv für ihre Dienste werben. "Früher hat der Alltag bei uns mehr von der Kollegialität gelebt", sagt Hacke.

Der Zusammenhalt und die Kollegialität seien besser gewesen. "Es gab einen Juristenstammtisch mit Richtern und Anwälten sowie einmal im Jahr auch ein traditionsreiches Essen in der Weihnachtszeit", sagt Christel Hacke. Das sei vor einigen Jahren eingestellt worden. Sie erkenne bei einigen jüngeren Kollegen gerade aus Hamburg eine Profilierungssucht. "Sie bringen Schärfe in die Verhandlungen", so Hacke.

Eine Konkurrenz aus Hamburg kann auch der Reinbeker Anwalt Helmut Schmitt von der Kanzlei Schmitt/Schmid-Lossberg nicht erkennen. Großkanzleien hätten einen ganz anderen Mandantenkreis. "Im Gegenteil, wir profitieren von der Randlage zu Hamburg", sagt Schmitt, der Fachanwalt für Familienrecht und Notar ist. "Das Notariat läuft gut. Es gibt viele Hamburger, die aus der Stadt rausziehen."