Lübeck/Ahrensburg. Im Prozess um den gewaltsamen Tod der Ahrensburger Geschäftsfrau Ursula M. haben Polizisten und Kollegen der Getöteten ausgesagt. In der Verhandlung vor der I. Großen Strafkammer des Landgerichts Lübeck wurden sie als weitere Zeugen vernommen. Ursula M. war am Abend des 18. Juli 1993 von ihrem damaligen Lebensgefährten tot im Kleiderschrank ihres Hauses an der Straße Vierbergen in Ahrensburg gefunden worden. Die 49-Jährige war am Tag zuvor erdrosselt worden.

Ein heute 47 Jahre alter Mann ist wegen Totschlags angeklagt. Ein Vergleich alter DNA-Spuren von der Kleidung von Ursula M. mit gespeicherter DNA des Verdächtigen brachte ihn 19 Jahre nach der Tat vor Gericht. In dem Prozess hat er bislang geschwiegen. Aus einem aufgezeichneten Telefonat des Angeklagten mit einer Bekannten geht hervor, dass der Angeklagte möglicherweise mit Ursula M. in Streit geraten war, weil sie seine Annäherungsversuche zurückgewiesen hatte.

Ein pensionierter Polizeibeamter, der im Jahr 1993 an den Ermittlungen der Lübecker Mordkommission zu dem Fall beteiligt war, sagte am Freitag vor Gericht aus, dass der Angeklagte 1993 angeblich als Anlageberater tätig war und die Getötete wohl aufgesucht habe, um ihr Finanzprodukte zu verkaufen. Dies habe der Sohn von Ursula M. damals bei der Polizei so ausgesagt.

Entsprechende Angaben hatte der Sohn auch am Dienstag in dem Prozess gemacht. Er bezeichnete den Angeklagten dabei als Stalker, der seiner Mutter mit Briefen und Blumen nachgestellt habe. Sie sei davon genervt gewesen, hätte sich aber am Tattag mit dem Angeklagten treffen wollen.

Der ehemalige Polizist berichtete auch davon, dass die Geschäftsfrau sich mit ihrem Ex-Freund, ihrem Vater und ihrem Bruder zerstritten habe. Die Männer seien wirtschaftlich von Ursula M.'s Firma abhängig gewesen, sie hätten als Subunternehmer Rechnungen gestellt oder seien direkt beschäftigt gewesen. Ursula M. hätte sie dann irgendwann "rausgeworfen". So habe es ihm gegenüber jedenfalls der damalige Lebensgefährte der Getöteten bei den Ermittlungen 1993 ausgesagt.

Nach Angaben des Lebensgefährten sei Ursula M. dann von ihrem Bruder bedroht worden. Auch mit ihrem Ex-Freund habe es heftige Auseinandersetzungen gegeben. Ursula M habe um ihr Leben gefürchtet. "Sie hat wohl Vorkehrungen für ihren Todesfall getroffen", sagte der frühere Kriminalbeamte. Seine Aussagen stimmten mit dem überein, was sowohl der Sohn als auch der Lebensgefährte im Prozess über die Streitigkeiten berichtet hatten.

Ein ehemaliger Arbeiter der Firma für Oberflächentechnik von Ursula M. in Barsbüttel wurde ebenfalls als Zeuge vernommen. Er wurde unter anderem nach ihrem Führungsstil gefragt. "Sie war eine sehr gute Chefin", sagte der Zeuge dazu, "sie war super nett zu uns, wie eine Mutter." Und er konnte sich auch daran erinnern, wie der im Streit aus der Firma entlassene Ex-Freund der Geschäftsfrau am Tag vor der Tat in den Betrieb gekommen war, um mit Ursula M zu sprechen. Diese sei jedoch nicht anwesend gewesen.