Pastoren sind überlastet: Rund 30 Kinder aus Ahrensburg-West müssen in den Hagen oder zum Gartenholz fahren. Eltern protestieren.

Ahrensburg. Der Ahrensburger Thomas Kock hat seine 13 Jahre alte Tochter Samina gleich doppelt für den Konfirmandenunterricht angemeldet. Er will sich eine Alternative zur evangelischen Kirchengemeinde seiner Heimatstadt offenhalten. "Wir haben Samina auch in Hamburg-Volksdorf angemeldet", sagt er. Kock ärgert sich über die Pastoren der Ahrensburger Gemeinde. Grund: Für den neuen Jahrgang von Konfirmandenschülern wird erstmals kein Unterricht an der St. Johanneskirche (Rudolf-Kinau-Straße 13-15) in Ahrensburg-West angeboten. Pastor Detlev Paschen könne wegen seiner Aufgaben als Vorsitzender des Kirchengemeinderats keine Gruppe übernehmen, heißt es. Daher fällt der bisherige Termin am Dienstag zwischen 15 und 18 Uhr aus. Als Ausgleich bieten die Pastoren Anja Botta und Holger Weißmann jeweils einen zusätzlichen Termin an - jedoch nicht in St. Johannes, sondern im Haus der Kirche im Gartenholz und im Kirchsaal Hagen.

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"Für die zusätzlichen Fahrtzeiten (10 bis maximal 15 Minuten mit dem Fahrrad) hoffen wir auf Ihr Verständnis und Ihre Unterstützung", schreibt Pastor Paschen in einem Brief vom 6. September an jene Eltern, die ihre Kinder in den Räumen der St. Johanneskirche unterrichten lassen wollten. Die Eltern sprechen dagegen von bis zu 25 Minuten je Tour. "Die Pastoren haben kaum Spielraum gegeben", sagt der 48 Jahre alte Thomas Kock. Nun müssten rund 30 Kinder in der dunklen Jahreszeit teils durch Waldgebiete mit dem Fahrrad fahren, um am Unterricht teilzunehmen, weil die Pastoren diesen Weg nicht auf sich nehmen wollten.

"Wir sind derzeit noch in Gesprächen. Außerdem ist uns noch nicht klar, wie viele Kinder betroffen sind", sagt Paschen gegenüber der Stormarnausgabe des Hamburger Abendblattes. Es habe mit den Ressourcen zu tun, dass an der St. Johanneskirche kein Unterricht angeboten werden könne. Mehr wolle er zu dem Thema derzeit nicht sagen. In dem Brief an die Eltern schreibt er: "Leider ist es aufgrund der enger werdenden Termine und der gegenwärtigen Auslastung der Räume nicht möglich, die Unterrichtsstunden an St. Johannes anzubieten."

Von laufenden Gesprächen wissen die Eltern nach eigenen Angaben jedoch nichts. Sie beklagen, dass sie quasi vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. "Da war überhaupt keine Bereitschaft. Das ist traurig und ungeschickt. So verprellt man zukünftige Mitglieder", sagt Fenja Schurmann. Ihre Tochter Nele möchte in St. Johannes unterrichtet und konfirmiert werden. "Ich müsste bestimmt 30 Minuten mit dem Rad zum Gartenholz fahren, nur um dann 45 Minuten Unterricht zu haben", sagt Nele. "Dabei könnten die Pastoren doch mit dem Auto fahren."

Ihre Mutter will sich jedenfalls nicht zur Chauffeurin der Kinder machen. "Die Kinder sind alt genug. Ich habe meine Kinder in den Kindergarten gebracht, aber ich bringe sie doch nicht mehr zum Konfirmandenunterricht", so Fenja Schurmann.

Christiane Reiling, Mutter des zwölfjährigen Jan-Philipp, sagt: "Der Plan B, auf die Schlosskirche auszuweichen, hat sich zerschlagen, weil Pastor Helgo Matthias Haak erkrankt ist." Nun habe sie schon überlegt, den Sohn ein Jahr später konfirmieren zu lassen. Reiling: "Ich kann die Pastoren auch verstehen. Es gibt einen Engpass. Aber warum sind sie nicht auf uns zugekommen?"

Dagegen sagt Dirk Mußtopf, dessen Tochter Sandra konfirmiert werden soll: "Die Argumentation der Pastoren ist an den Haaren herbeigezogen." Dennoch habe er weiter die Hoffnung, dass sich noch eine Lösung finde.

"Viele der betroffenen Kinder wurden hier getauft, sind in die Kita gegangen und daher mit der Kirche stark verwurzelt. Sie betrachten St. Johannes als ihre Kirche", sagt Sandra Schilling, Mutter des zwölfjährigen Ole. Schilling: "Wir Eltern wollen aber signalisieren, dass wir das Gespräch suchen und möglichst eine einvernehmliche Lösung noch vor den Herbstferien finden." Vergangenen Freitag, so Schilling, haben die Eltern schließlich doch noch einen Brief von der Kirche bekommen. "Darin wird zu einem Elternabend für den 21. September eingeladen", so Schilling. Das sei zwar eine positive Reaktion, doch zu der sei es offenbar nur gekommen, weil die Eltern Protestbriefe geschrieben und sich auch an das Abendblatt gewandt hatten.

Möglicherweise kommt dieses Gesprächsangebot für Thomas Kock zu spät. "Mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent geht Samina nach Volksdorf", sagt er. "Dort ist das Konzept sowieso attraktiver. Dort wird zum Beispiel ein elftägiger Ausflug während der Sommerferien angeboten."