Pächter des Restaurants im Oststeinbeker Bürgerhaus zahlt keine Pacht und hat gekündigt. Er erhebt schwere Vorwürfe gegen Politik und Verwaltung

Oststeinbek. Dem Bürgerhaus in Oststeinbek droht erneut ein Leerstand. Rainer Garbers, Betreiber des Restaurants "Kratzmann's" hat seinen Pachtvertrag zum März 2013 gekündigt. Schließen wird das Lokal wohl schon viel früher - sobald die gebuchten Veranstaltungen abgewickelt sind.

An der Qualität des Restaurants oder am mangelnden Zuspruch der Gäste liegt es offenbar nicht, dass Rainer Garbers aufhört. "Ich bin fix im Rückstand mit der Pacht", sagt der Wirt. Er habe die Situation unterschätzt, als er sich 2009 um das Lokal bewarb. Aber die Politik habe ihm auch Versprechungen gemacht und diese nicht eingehalten.

Die Politiker wollen im Hauptausschuss am Montag beraten, was mit der Immobilie passieren soll. Der Bürgersaal ist auch für Sitzungen im Gespräch, wenn der Rathaussaal zu Büros umgebaut wird. Rainer Garbers sieht dagegen für das Oststeinbeker Bürgerhaus schwere Zeiten aufziehen: "Wer will denn hier noch hinein, nach der Vorgeschichte."

Bereits der erste Gastronomiebetrieb im Kratzmannschen Hof schaffte es nicht

Für den im Mai 2008 eröffneten Kratzmannschen Hof ist es bereits der zweite Schiffbruch. Im August 2009 hatte der Gastronomie- und Theaterbetrieb "Theatro" von Knut Schakinnis Insolvenz angemeldet - nach nur einem Jahr Laufzeit. Unter sechs Bewerbern entschied sich die Gemeinde damals für Rainer Garbers als Nachfolger. Der gelernte Koch hatte vorher im Hamburger Hotel Vier Jahreszeiten, im Commundo Tagungshotel in Bergedorf und im Hamburger Holiday Inn Crowne Plaza gearbeitet. "Wir hoffen, dass er ein Gesamtkonzept mit der nötigen Professionalität bieten kann", sagte Bürgermeister Karl-Heinz Mentzel damals und Pächter Rainer Garbers freute sich auf die neue Aufgabe: "Wir finden es ganz toll hier."

Zweieinhalb Jahre nach der Eröffnung ist das Restaurant zwar gut etabliert, aber Rainer Garbers' finanzielle Reserven sind aufgebraucht. Seit einem Jahr zahlt er keine Pacht mehr an die Gemeinde, auf Anraten seines Anwalts. "Ich dachte damals, mit ein paar Investitionen in die Küche wuppe ich das, doch das habe ich unterschätzt", sagt er heute. Schon ein Jahr nach der Eröffnung, im April 2011, wurde er bei Alt-Bürgermeister Karl-Heinz Mentzel vorstellig und machte auf seine finanziellen Schwierigkeiten aufmerksam. Im Mai 2011 habe ihn dann der stellvertretende Bürgermeister Hans-Joachim Vorbeck besucht. Als Rainer Garbers darum bat, vorzeitig aus dem Pachtvertrag entlassen zu werden, habe der CDU-Politiker abgewinkt und gesagt, die Gemeinde habe ein großes Interesse daran, dass er bliebe. Er werde mit der Bürgermeisterin über eine Stundung der Pacht sprechen. Auch die Küche könnte die Gemeinde ihm abkaufen und ausbauen, so dass er finanziell wieder auf die Beine käme.

Küche und Kühlräume hatten sich als zu klein erwiesen, um die Gesellschaften im Bürgersaal zu bewirten und die Kühlung habe nicht mehr funktioniert. "Mir verdirbt hier die Ware", sagt der Koch. Nach dem Gespräch habe er wieder Hoffnung geschöpft. Im September 2011 sei ihm dann aus der Politik berichtet worden, die Gemeinde übernehme die Küche und werde sie auch ausbauen. Doch es geschah nichts. "Das Mindeste, was ich erwartet hätte, ist, dass man mit mir darüber spricht und erklärt, dass das Geld doch nicht da ist.", sagt er.

Hans-Joachim Vorbeck erinnert das anders: "Rainer Garbers ist ein guter Koch, aber kein guter Betriebswirt", meint er. Weil das Kratzmann's einen guten Ruf im Ort hat, habe er dem Wirt helfen wollen und ihm geraten, einen formellen Antrag an die Gemeinde zu stellen, ihm die Küche für 40 000 Euro abzukaufen und die Pacht zu stunden. Doch Antrag sei nie gestellt worden. Statt dessen sei im Dezember 2011 plötzlich ein Schreiben des Anwalts von Garbers gekommen, das in scharfem Ton die Beseitigung der Mängel in der Küche gefordert habe. Da habe die Gemeindevertretung die Kündigung des Vertrags beschlossen. Mit seiner eigenen Kündigung sei der Gastronom der Gemeinde nur zuvor gekommen.

Der Streit liegt auch bei Gericht, eine Entscheidung steht noch aus

Im Februar 2012 landete der Streit vor Gericht. Bis heute gibt es noch keine Entscheidung. Rainer Garbers hat Hans-Joachim Vorbeck als Zeugen benannt, weil er ihm Versprechungen gemacht haben soll. "Das ist eine Frechheit, das kann ich als stellvertretender Bürgermeister gar nicht, ich habe ihm nur meine Hilfe angeboten. Er macht da drüben seine Veranstaltungen und wir bekommen keine Pacht, das geht doch nicht", sagt Vorbeck.

"Die gehen nicht leer aus, das wird alles mit meiner Investition in die Küche und der Kaution verrechnet", sagt Garbers. Dass den Kostenvoranschlag für den Küchenausbau, um den er damals auch gebeten worden sei, bisher niemand sehen wollte, findet er "ziemlich daneben". Das Ganze sei tragisch aber nun nicht mehr zu ändern, "das Tischtuch ist zerschnitten".