Investor schafft Fakten: Am Beimoorweg entsteht derzeit schon ein Getränkemarkt. Das Konzept für die Innenstadt lässt auf sich warten.

Ahrensburg. Während man in Ahrensburg über die Bauprojekte für Fachmarktzentren an der Autobahn 1 (Teppich Kibek) und den Berliner Investor Henrik Aldinger diskutiert, werden an anderer Stelle bereits Fakten geschaffen. Direkt neben dem Dänischen Bettenlager am Beimoorweg wird derzeit ein Getränkemarkt gebaut. Die Grundbesitz- und Baugesellschaft Adolf Weber KG aus Hamburg plant dort offenbar ein kleines Fachmarktzentrum.

+++++Ahrensburger sollen bei Einzelhandelskonzept mitreden+++++

"Wir haben bereits das Dänische Bettenlager realisiert", sagt Matthias Flaig, Projektentwickler bei Adolf Weber. "Derzeit wird ein Getränkemarkt gebaut, und unser Grundstück hat noch Reserven." Konkret heißt das: Das Unternehmen Getränke Hoffmann eröffnet Ende dieses Jahres eine Filiale mit rund 600 Quadratmetern Verkaufsfläche neben dem Bettenlager, weitere Fachmärkte sollen an Beimoorweg und Weizenkoppel entstehen. Flaig: "Wir haben dort noch eine Restfläche von 3000 bis 3500 Quadratmetern." Das Hamburger Unternehmen werde die Gebäude vermieten und im Bestand halten, so Flaig. Die Baukosten für das Dänische Bettenlager und den Getränkemarkt beziffert Flaig auf 1,5 Millionen Euro.

Die Dimension ist kleiner als beim Vorhaben der Berliner Entwickler um Henrik Aldinger, die sich östlich der Straße Kornkamp-Süd ein 75 000 Quadratmeter großes Grundstück gesichert haben und dort unter anderem einen Famila-Markt mit einer Verkaufsfläche von 5900 Quadratmetern sowie einen Baumarkt mit einer Verkaufsfläche von 6300 Quadratmeter ansiedeln wollen.

Dennoch bringt die Baustelle im Gewerbegebiet die Ahrensburger Verwaltung und Politik in Zugzwang. Noch ist nämlich das Einzelhandelskonzept für die Stadt nicht beschlossen. Es soll grundsätzlich vorgeben, welche Produkte wo im Stadtgebiet verkauft werden dürfen. Das Konzept hat das klare Ziel, die Geschäfte der Innenstadt vor Konkurrenz auf der "grünen Wiese" zu schützen. Es könnte damit auch gegen Sortimente des Dänischen Bettenlagers oder des Getränkemarktes sprechen.

Die Vorgaben des Einzelhandelskonzeptes sollen in den einzelnen Bebauungsplänen berücksichtigt werden. Doch ohne Beschluss über das Konzept muss auch die Überarbeitung der konkreten Bebauungspläne warten. Und genau dieses Problem besteht mit dem Entwurf für den B-Plan 82. Er soll einmal Grundlage für das Gebiet sein, auf dem derzeit die Adolf Weber KG einen Getränkemarkt baut. "Wir werden über das Einzelhandelskonzept im September oder Oktober entscheiden", sagt Jörg Hansen (Grüne), Vorsitzender des Bau- und Planungsausschusses. Er wisse, dass die Zeit dränge.

Ulrich Kewersun vom Ahrensburger Bauamt sagt: "Noch warten wir auf das Konzept. Derweil werden aber bereits Fakten geschaffen. Wir werden von Antragsstellern überholt." Nach derzeitigem Stand ist der Verkauf von Getränken am Beimoorweg zulässig. Das bestätigt auch Stadtplanerin Stefanie Mellinger aus dem Rathaus. Es könne aber durchaus sein, dass die Politiker bei ihrer Entscheidung über das Einzelhandelskonzept das für die Zukunft wieder ändern.

"Es ist eine schwierige Situation", sagt Jörg Hansen. "Allerdings akzeptieren die Antragssteller im Voraus die Vorgaben, die in Zukunft auf sie zukommen dürften." Meist geht es um die Randsortimente der Geschäfte. So verkauft ein Möbelhaus häufig auch Handtücher, Teppiche oder Bettlaken.

"Im Prinzip gibt es Beschränkungen. Doch besteht immer auch ein Ermessensspielraum", so Ulrich Kewersun. Änderten sich die Vorgaben für das Angebot, dann könne ein bestehendes Geschäft nicht einfach dichtgemacht werden, wenn es gegen einzelne dieser Auflagen verstoße. Kewersun: "Die Verhältnismäßigkeit muss gewahrt bleiben. Und ich möchte dann keinen Prozess vor dem Verwaltungsgericht führen müssen."

Kritisch blickt Matthias Timm, Geschäftsführer des Kaufhauses Nessler, auf die Entwicklung im Gewerbegebiet. Er befürchtet, dass schrittweise Konkurrenz für die Kaufleute der Innenstadt zugelassen werde. "Ich habe bereits bei der Stadt darauf hingewiesen, dass das Dänische Bettenlager mit seinem Sortiment gegen Vorgaben verstößt", so Timm. Es würden dort nicht nur Möbel verkauft, sondern in nicht genehmigtem Umfang auch Heimtextilien. Der Kaufhausmanager beklagt eine zahnlose Bauaufsicht. "Es zeigt sich, dass gegen Rechtsverstöße nichts getan wird." Drohten keine Konsequenzen, richteten sich Investoren und Kaufleute auch nicht nach einem Einzelhandelskonzept. Timm: "Diejenigen, die diese Vorhaben im Gewerbegebiet planen, sind von außerhalb und nicht an der Stadtentwicklung interessiert."