Ahrensburger Schüler verteilen Zitronen an Autofahrer. Weitere Aktionen in Stormarn folgen

Ahrensburg. Konzentriert visieren die Erstklässler mit dem Lasergeschwindigkeitsmessgerät Roswitha Mielkes Kombi an. Es piept, die Schüler jubeln und winken die Autofahrerin aufgeregt zur Seite. In einer Nebenstraße muss Roswitha Mielke anhalten. "Entsetzlich peinlich" ist es ihr, dass sie in der Tempo-30-Zone immerhin fünf Kilometer pro Stunde zu schnell gefahren ist. Die Schüler sind ebenfalls entrüstet, denn eigentlich sollte Roswitha Mielke es besser wissen: Sie ist Lehrerin an der Ahrensburger Grundschule Am Hagen. Dort hatten sich gestern Schüler der Klasse 1 a mit ihrem Lehrer Sebastian Hähnel und vier Beamten der Polizeidirektion Ratzeburg aufgebaut, um Autofahrer zu kontrollieren.

Die Aktion mit dem Namen "Äpfel und Zitronen" gibt es seit vier Jahren. Eine Woche lang kontrollieren Polizisten und Kinder vor Schulen im ganzen Kreisgebiet Autofahrer. Ziel ist es, die Fahrer daran zu erinnern, dass mit dem Schulanfang wieder viele im Straßenverkehr noch unerfahrene Abc-Schützen unterwegs sind und es deshalb besonders wichtig ist, sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung zu halten. An die Verkehrssünder verteilen die Kinder deshalb Zitronen und sprechen mahnende Worte. Für die vorbildlichen Fahrer gibt es Äpfel und ein Dankeschön.

Im vergangenen Jahr wurden im Kreis Stormarn 97 Kinder bei Verkehrsunfällen verletzt. 2010 waren es noch 86. "Die Zahl ist gravierend gestiegen", sagt Polizeisprecherin Sonja Kurz. Besonders Kinder, die mit dem Rad fahren, seien gefährdet.

Die Ahrensburger Schüler reden Lehrerin Roswitha Mielke ins Gewissen. Für sie gibt es eine Zitrone. Max reicht sie ihr durch das heruntergelassene Fenster. "Nicht so gut" findet es der Sechsjährige, dass die Lehrerin zu schnell gefahren ist. "Schließlich kennt sie sich hier aus", gibt Max zu bedenken. Die Lehrerin entschuldigt sich für ihre Fahrweise, nimmt die Zitrone aber gern entgegen. "Die Aktion ist super", sagt Roswitha Mielke und beteuert, beim nächsten Mal langsamer zu fahren. "Fehler macht jeder einmal. Daraus lernt man."

Dieter Bart muss an diesem Morgen nichts mehr dazulernen. Exakt 30 Kilometer pro Stunde fährt er vor der Grundschule am Dänenweg. Als Belohnung für dieses vorbildliche Verhalten überreicht ihm Svantje, 6, einen Apfel. "Danke, dass du nicht so schnell gefahren bist", sagt die Erstklässlerin. Dieter Bart freut sich über das Obst. "Den Apfel werde ich auf jeden Fall gleich essen", sagt er.

"Wenn etwas übrig bleibt, darf ich vielleicht einen Apfel fürs Frühstück mitnehmen", sagt Paulina, 6, und guckt in dem Weidenkorb nach. Sie hat Glück, neun Äpfel sind noch da - und auch einige Zitronen. 20 Autofahrer haben die Schüler an diesem Morgen angehalten. Neun davon sind zu schnell gefahren. "Es war aber kein dramatischer Fall dabei", sagt der Präventionsbeamte Tino Sdunek, der die Kinder bei der Aktion begleitet.

Die meisten Temposünder durften froh sein, dass die Kinder nur Zitronen überreichten. Denn eine Geschwindigkeitsüberschreitung von bis zu 15 km/h kostet in der Tempo-30-Zone normalerweise 15 Euro. Wer innerorts 21 bis 25 km/h zu schnell fährt, kassiert nicht nur ein Bußgeld von 80 Euro, sondern bekommt auch einen Punkt im Flensburger Verkehrszentralregister.

Dieser Strafe sind die Ahrensburger Autofahrer noch einmal entgangen. Mit Tempo 41 war der schnellste Autofahrer an diesem Morgen unterwegs - und bekam sein Bußgeld in Form einer Zitrone aufgebrummt.