Mittags schrecken Cyanobakterien Badegäste ab, wenig später ist das Wasser wieder klar. Behörde prüft, was es mit den Algen auf sich hat.

Lütjensee. Es ist Montag, 11.30 Uhr: Die Sonne strahlt vom Himmel, das Thermometer zeigt 28 Grad Celsius im Schatten an. Bedingungen, die eigentlich zu einem Sprung ins Wasser einladen. Doch am Nordufer des Lütjensees herrscht gähnende Leere. Dort, wo am Wochenende noch mehrere Hundert Stormarner im kühlen Nass eine Abkühlung suchten, ist plötzlich weit und breit kein Badegast mehr zu sehen.

Ein Blick in Richtung Wasser beantwortet die Frage nach dem Warum. Der See wird im Bereich der Naturbadestelle von einem riesigen grün-braunen Algenteppich bedeckt. Dabei handelt es sich um Blaualgen. Die sogenannten Cyanobakterien können gesundheitsgefährdend sein. Bei Menschen, die viel von dem mit Blaualgen versetzten Wasser schlucken, können Übelkeit, Durchfall und Erbrechen auftreten. Zudem können Blaualgen giftige Wirkstoffe bilden, die zu Reizungen von Haut, Schleimhaut und Augen führen können.

Knapp fünf Stunden später: Am Nordufer des Lütjensees wimmelt es von Badegästen. Kinder und Erwachsene schwimmen im Wasser. Von den Blaualgen, die am Vormittag noch die Menschen in die Flucht trieben, ist nichts mehr zu sehen. Das Wasser bietet klare Sicht auf den Boden.

Was ist los am Lütjensee? "Es kommt häufiger vor, dass wir zu einer bestimmten Zeit dort ein erhöhtes Algenaufkommen haben und wenige Stunden später wieder alles in Ordnung ist", sagt Marco Boldt vom Gesundheitsamt des Kreises. "Das kann sich schnell ändern. Es kommt auf die Temperatur und die Windrichtung an." Das Gesundheitsamt ist gemeinsam mit dem Ordnungsamt des Amtes Trittau für den See verantwortlich.

Der Lütjensee habe im Vergleich zu anderen Gewässern, wie zum Beispiel dem nahe gelegenen Großensee, besonders häufig mit Blaualgen zu kämpfen. "Bei warmen Wetter kommt es öfter mal vor, dass der See kippt", sagt Bürgermeisterin Ulrike Stentzler (CDU). Im vergangenen Jahr musste mehrmals ein Badeverbot verhängt werden, weil die Sicherheit der Badegäste nicht mehr gewährleistet werden konnte. "Wenn die Sichttiefe unter einen Meter beträgt, wird es gefährlich", sagt Marco Boldt vom Gesundheitsamt des Kreises. "Die Badegäste könnten dann unter den Algenteppich gelangen und damit aus dem Sichtfeld der anderen Menschen verschwinden. Dann gibt es kaum noch eine Möglichkeit, sie im Notfall vor dem Ertrinken zu retten."

Dieses Jahr musste der Lütjensee noch nicht gesperrt werden, und auch zurzeit sieht Marco Boldt trotz der wechselnden Bedingungen keine Veranlassung, ein Badeverbot am Lütjensee zu verhängen. "Ein Mitarbeiter vom Ordnungsamt des Amtes Trittau hat sich die Situation am Montag angesehen", sagt er. "Er sagt, dass die Badesicherheit gewährleistet ist."

Zudem gebe es an der Badestelle eine Infotafel, die die Besucher über das Blaualgen-Aufkommen am Lütjensee aufkläre - und auch darüber, für welchen Personenkreis es gefährlich ist, wie zum Beispiel Kleinkinder. "Erwachsene schwimmen häufig mehr in der Mitte des Sees, wo es normalerweise nicht so viele Algen gibt", sagt Boldt. "Ein zweijähriges Kind aber hält sich eher am Uferbereich zwischen den Algen auf und neigt auch dazu, mehr Wasser zu schlucken. Das kann gesundheitlich schon bedenklich werden." Wer sich nach einem Besuch der Badestelle nicht gut fühle, sollte am besten einen ärztlichen Rat einholen.

Ein Patentrezept, wann auf ein Bad im Lütjensee besser verzichtet werden sollte und wann es ungefährlich sei, könne er nicht geben. Boldt: "Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Wer Bedenken hat, sollte lieber nicht ins Wasser gehen." Heute um 6 Uhr früh wird Marco Boldt noch einmal selbst zum Lütjensee fahren, um sich ein Bild von der Situation zu machen und eine Wasserprobe zu entnehmen. Das Gesundheitsamt überprüft die Wasserqualität der Stormarner Badeseen im Sommer regelmäßig alle vier Wochen - zuletzt war der Lütjensee am 24. Juli dran. "Damals gab es, wie bei allen anderen Messungen davor, keinen Grund zur Beanstandung", sagt Boldt. Das Ergebnis der heutigen Messung wird voraussichtlich am Freitag, 24. August, feststehen und dann auch im Internet unter www.badewasserqualitaet.schleswig-holstein.de einzusehen sein.