Eine Glosse von Birgit Jaklisch

Quengelige Verkäuferinnen, Wucherpreise, Wühltisch-Gerangel - als Profi-Shopperin habe ich schon alles erlebt - dachte ich. Mein Besuch neulich bei Hollister hat mich eines Besseren belehrt. "Hey, what's up?", begrüßt mich eine Verkäuferin im Size-Zero-Format am Eingang des Edelshops. "Alles cool", antworte ich irritiert. In diesem Moment berieselt mich ein wohlriechender Schwall ätherischer Düfte von der Decke herab. Meine Frage, was das denn sei, beantwortet die Minnie-Maus mit: "It makes you happy, gell?"

Ich nicke unsicher. Dann tauche ich ab in Hollisters Welt. Das bedeutet zunächst völlige Dunkelheit. Als meine Augen sich daran gewöhnt haben, stehe ich inmitten edler Holzregale. Preise sind bei diesem Licht nicht lesbar, die Farben der Produkte nur schemenhaft erkennbar. Ist der Sweater nun rot oder pink? Da steckt doch System dahinter. Egal, meine Tochter hat Geburtstag und ist total scharf auf diese Klamotten. Gedankennotiz: Das nächste mal gehört eine Taschenlampe ins Handgepäck.

Dann eine weitere Besonderheit: In einer Gruppe aus englischen Clubsesseln, umgeben von künstlichen Palmen, lümmeln sich erschöpfte Menschen um die Fünfzig im Dämmerlicht. Ihr Nachwuchs ist derweil auf der Jagd nach einem neuen Outfit. Das ist Ikea verkehrt: "Oma Käthe möchte aus dem Sma{ring}land abgeholt werden!" Meine Entscheidung fällt für den rot/pinken(?) Sweater. Nachdem ich eine astronomische Summe hingeblättert habe, gehe ich in Richtung Ausgang. Dort steht ein dürrer Jüngling. Der professionelle Verabschieder. Dieses Mal bin ich mental vorbereitet. "See you on facebook", säuselt er. Ich schmettere ihm ein "Meet you in hell" entgegen und gehe ins Licht.