Ahrensburg. Das Auffallendste war sein Ton. So weich, so rund, so samtig, so seidig. Der Bogen schien eine Einheit mit den Saiten zu sein. So wie Ning Feng eine Einheit mit seiner Geige zu sein schien. Wie lang mag er wohl geübt haben, um diesen Ton aus seinem Instrument zu locken? Jahre? Jahrzehnte? Die Konkurrenz ist groß. Wer als Künstler bestehen will, muss alles in die Waagschale werfen, um das Publikum zu überzeugen. In Ahrensburg funktionierte das aufs Beste.

Die Zuhörer im Marstall hörten andächtig zu, trampelten zum Schluss mit den Füßen und erklatschten sich eine Zugabe, in die Ning Feng dann noch einmal alles reinlegte. Ein Besucher war wirklich zu Tränen gerührt, ein anderer zückte angesichts so vieler musikalischer Seufzer-Figuren mit Augenzwinkern ein imaginäres Taschentuch.

Das zweite Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals in Ahrensburg war ausverkauft. 300 Augen- und Ohrenpaare verfolgten, wie Ning Feng und Thomas Hoppe als sein wunderbarer Begleiter am Flügel auf ihre Weise Beethoven, Dvorák, Strawinsky und Schostakowitsch interpretierten. Die Intonation war blitzsauber, die Tempi passend, die Technik perfekt und das Zusammenspiel der Künstler auf den Punkt.

Der weiche Geigenton war bei Beethoven, dem Meister der Klassik, für manchen allerdings gewöhnungsbedürftig. "So soft habe ich ihn noch nie gehört", sagte ein jüngerer Zuhörer.

Als "Rausschmeißer" sorgte die Carmen-Fantasie von Franz Waxman, bei der Ning Feng ein Feuerwerk brillanter Technik bot. Sie ließ staunen. Aber manchmal sind es eher die kleinen Unzulänglichkeiten, die den Menschen zeigen und andere berühren.