Hans-Helmuth Luther, Thomas Wiedl und Günter Sager wollen im Rahmen der Initiative Viva con Agua mit 3695-Kilometer-Tour Menschen helfen.

Oststeinbek. Die Radfahrer Günter Sager, 69, und Thomas Wiedl, 68, wollen es noch einmal wissen. Nach ihrer Tour nach Rom vor zwei Jahren, bei der sie in 32 Tagen 2420 Kilometer zurücklegten, ist jetzt das 3695 Kilometer entfernte Istanbul das Ziel. Mit ihrer Begeisterung für XXL-Radreisen haben sie noch einen Dritten angesteckt. Hans-Helmuth Luther, Vorsitzender des Oststeinbeker Sportvereins, radelt mit.

"Silvester 2011 hatte ich versprochen: Wenn Ihr nach Istanbul fahrt, komme ich mit", sagt der 62 Jahre alte Luther. Für ihn ist es eine Premiere, seine längste Radtour dauerte bisher eine Woche - jetzt sollen es mehr als fünf werden.

Die drei Männer kennen sich seit der Schulzeit ihrer Töchter. Günter Sager ist zwar vor neun Jahren nach Pinneberg gezogen, um näher bei Tochter und Enkelin zu sein, aber ihre Verbindung ist nach wie vor eng.

Thomas Wiedl hat die meiste Erfahrung auf dem Rad. Schon mit 16 Jahren machte er sich auf den Weg durch Europa. Später wanderte er durch Kenia, Tansania, Nepal und Peru und erklomm dabei auch so manchen Gipfel. Aber das Rad blieb seine größte Leidenschaft. 13 Jahre ist er bei den Hamburg Cyclassics mitgefahren.

Als Leiter des Einwohneramts im Bezirk Hamburg-Mitte rief er sogar eine eigene Fahrradmannschaft ins Leben. Die alten "Team Hamburg-Mitte"-Trikots werden die drei Männer auf ihrer langen Reise tragen. "Das hat uns auf der Romfahrt schon viele Sympathien eingebracht und Kontakte ermöglicht. Sogar eine Übernachtung hat es uns verschafft, obwohl eigentlich schon alles belegt war", sagt Thomas Wiedl.

Der Trip nach Italien war eine Pilgertour zum Abschluss ihres Berufslebens gewesen. Diesmal wollen die Hobbysportler nicht nur ein Abenteuer meistern, sondern auch etwas Gutes tun. Deshalb radeln die drei Männer für einen guten Zweck und unterstützen die Initiative Viva con Agua. Der gemeinnützige Verein setzt sich für Wasserprojekte der Welthungerhilfe ein. Die Radler wollen Spenden für ein Wasserprojekt im Norden Indiens sammeln (siehe Text rechts). Wiedl: "Die Projekte von Viva con Agua bieten Hilfe zur Selbsthilfe, das finden wir gut."

Auf Zelte wollen die drei Männer verzichten, nicht aber auf Regenkleidung, auch wenn auf der Strecke Temperaturen von bis zu 40 Grad Celsius zu erwarten sind. Nach Rom waren Thomas Wiedl und Günter Sager mit zu viel Gepäck gestartet, deshalb hatten sie den Regenschutz schnell nach Hause zurückgeschickt. Ein Fehler, wie sich bald herausstellte.

Diesmal haben die Radler rund 18 Kilogramm Gepäck in den Satteltaschen, Ersatzteile sowie Foto- und Filmausrüstung inklusive. Pro Tag haben sie sich eine Strecke von zirka 100 Kilometern vorgenommen, beim Navigieren hilft ein Smartphone. Thomas Wiedl hat die Strecke mit Hilfe von Karten und dem Internet geplant, doch die erste Steckenlänge bei Google Earth (3046 Kilometer) stimmte nicht. "Da fehlten die Kurven", sagt er.

Von Deutschland geht es über Tschechien, Österreich, die Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien und Bulgarien in die Türkei. "Wir fahren die Elbe hoch bis zur Quelle und biegen dann nach kurz vor Prag ab in Richtung Wien. Dann geht es die Donau runter bis ans Schwarze Meer" sagt Wiedl. Für die größeren Städte wie Dresden, Budapest oder Belgrad sind Pausen eingeplant.

Sorgen macht ihm noch die Strecke in Bulgarien. Hügelig soll sie sein, und über den Straßenzustand ist nicht viel zu erfahren. Wiedl: "Da grummelt es mir schon ein bisschen im Bauch." Auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin fand er zum Glück eine bulgarische Reiseagentin, die ihm bei der Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten half. Und für den Notfall haben sie ihre Schlafsäcke dabei "Damit können wir auch in einer Scheune übernachten", sagt Wiedl.

Verständigen wolle sie sich auf Englisch und Deutsch - sowie mit Händen und Füßen. "Wir wollen ja Land und Leute kennenlernen", sagt Günter Sager. Aus den Fehlern der ersten Fahrt haben sie gelernt, auf ihre physischen Grenzen zu achten. Besonders das hessische Bergland und die Apenninen in Italien erinnern beide als anstrengend. "Die Alpen waren ein Pups dagegen", meint Günter Sager. Ein Abfahrt im verschwitzten Trikot brachte beiden zudem eine kräftige Bronchitis ein, die sie fast zur Aufgabe gezwungen hätte. Jetzt wollen sie die Strecke langsam angehen und die Landschaft genießen. Am Ziel in Istanbul werden sie drei Tage bleiben. Dort wollen dann auch die Frauen ihre Männer in Empfang nehmen.