Zum “Déjeuner en blanc“ kommen 80 Gäste auf den Marktplatz. Sie teilen Lachs, Baguette und Wein

Barsbüttel. Rund 80 Barsbütteler haben sich von dem durchwachsenen Sommerwetter nicht abschrecken lassen und auf dem Marktplatz ein Picknick ganz in Weiß veranstaltet. Das "Déjeuner en blanc" startete gestern mit Glockengeläut. Dank Nieselregen zwar nicht mitten auf dem Marktplatz, dafür aber in den überdachten Gängen vor den Geschäften am Markt. Mit Antipasti, Quiche, Lachs, Baguette, Prosecco und Rotwein schufen die Stormarner hier ein sommerliches Bild, wie es sonst nur unter Lauben im mediterranen Süden zu sehen ist.

Die Idee hatten Pastorin Sabine Erler und Brigitte Schröder vom Kirchenvorstand der Segenskirche. Bei einer gemeinsamen Fortbildung im August 2011 sahen sie das "White Dinner" in der Hamburger Osterstraße und waren begeistert von der tollen Stimmung. "Das wollten wir auch hinbekommen", erinnert sich Brigitte Schröder, 62. "Wir wollten den Marktplatz beleben und Jung und Alt hier zusammenbringen." Mit der eigenen Familie hat das schon mal geklappt: Tochter Maike Kimmich und Ehemann Niklas saßen mit am Tisch. Die 33-jährige Hotelfachfrau zog mit ihrem Mann gerade aus Hamburg zurück nach Barsbüttel. "Ich bin hier aufgewachsen und fühle mich dem Ort sehr verbunden", sagt sie.

Ihr Vater Joachim hätte sich beim "Déjeuner en blanc" noch ein paar mehr neue Gesichter gewünscht. "Die Leute hier sind zu schüchtern", meinte er.

Gar nicht schüchtern waren Hans-Dieter Endeward und seine Frau Barbara. Sie gehörten zu den spät Entschlossenen und fuhren erst kurz nach 13 Uhr mit dem Auto auf den Marktplatz, um ihren runden, weißen Gartentisch auszuladen. Beide stellten ihn kurzerhand ans Ende der Tafel, an der schon Michael und Susann Putz mit ihren Kindern und deren Partnern saßen, und wo Enkel Bela, 4 Monate, sein erstes Weißes Picknick verschlief. Die Endewards machten es richtig.

Das Prinzip der privat organisierten Massenpicknicks weiß gekleideter Menschen an prominenten städtischen Orten lautet: Nicht schüchtern sein und den eigenen Tisch ohne Lücke an den nächsten stellen. Denn neue Kontakte sind erwünscht. Tischnachbarn sollen miteinander ins Gespräch kommen und mitgebrachte Häppchen untereinander austauschen. Hans-Dieter Endeward machte es noch einmal richtig und öffnete eine Flasche französischen Rotweins. "Das ist das Wichtigste beim Essen", sagte der Frankreich-Liebhaber mit verschmitztem Lächeln und bot seinen Tischnachbarn ein Glas an.

Kurz darauf strömten die weiß gekleideten Gäste bestens gelaunt zum trockenen Erinnerungsfoto aus den Laubengängen. Das einhellige Fazit: Ganz klar, 2013 gibt es ein Wiedersehen beim nächsten "Déjeuner en blanc" in Barsbüttel.

Die Idee der weißen Tafeln unter freiem Himmel kommt aus Frankreich, genau gesagt aus Paris. Dort wird das "Diner en blanc" seit über 20 Jahren gefeiert und lockt mittlerweile mehr als 7000 Menschen auf die Straßen. Auch das Hamburger "White Dinner" findet am 11. August schon zum dritten Mal statt - diesmal rund um die Hauptkirche St. Michaelis. Im vergangenen Jahr kamen rund 3000 Teilnehmer.