40 000 Euro würde das im Jahr kosten. Das Angebot soll für Menschen mit geringen Einkommen gelten. Ausschuss hat Entscheidung vertragt.

Ahrensburg. Seit fünf Jahren bezahlen die Krankenkassen keine Verhütungsmittel für Frauen ab 21 Jahren. Die Folgen spürt Elfriede Rohwedder, die Leiterin der Pro-Familia-Beratungsstellen in Stormarn, seitdem immer wieder bei ihren Beratungsgesprächen. "Viele Frauen oder Paare verzichten auf Verhütungsmittel, weil ihnen das Geld fehlt", sagt sie. Rohwedder hat jetzt im Kreissozialausschuss den Antrag gestellt, Stormarn möge nach dem Vorbild Flensburgs die Bezahlung von Verhütungsmitteln für Hartz-IV- oder Arbeitslosengeld-II-Empfänger übernehmen. 40 000 Euro sollten pro Jahr bereitgestellt werden. Das Geld würde dann nicht an die Frauen ausgezahlt werden, sondern an den Arzt oder die Apotheke, die die Präparate ausgeben.

Rohwedder hat den Antrag nicht allein gestellt, sondern ausdrücklich in Absprache und mit Unterstützung des Vereins Frauen helfen Frauen, der Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit (SVS) und der katholischen Beratungsstelle Donum Vitae. Ziel der gemeinsamen Aktion: "Frauen sollten bei Verhütungsmitteln die freie Wahl haben, sich für das zu entscheiden, was für sie am Besten ist - unabhängig von ihrer finanziellen Lage." Im Sozialausschuss wurde über den Antrag noch nicht entschieden, aber die Vorsitzende Margot Sinning (SPD) sagt: "Ich bin dafür, dass wir es machen."

Sollte sich im Kreistag eine Mehrheit dafür finden, würde Stormarn eine Vorreiterrolle übernehmen. Außer Flensburg gibt es in Deutschland nicht viele Kommunen, die Verhütungsmittel bezahlen.

Dass Verhütung teuer ist, zeigen die Zahlen, die Rohwedder zusammengestellt hat. Die Pille kostet im Schnitt 140 Euro pro Jahr, eine Spirale, die fünf Jahre wirkt, 340 Euro. Eine Sterilisation kostet bis zu 750 Euro. "Gerade junge Frauen haben oft nicht das Geld, um sich regelmäßig die Pille zu kaufen", weiß Rohwedder aus den Beratungsgesprächen. Wenn das Geld knapp sei, werde eben dort zuerst gespart. "Die Frauen verzichten lieber auf Verhütung als auf etwas, was für die Kinder wichtig ist." Früher hätten sich Frauenärzte bei Verhütungsmittel auch auf Ratenzahlung eingelassen, aber das habe sich geändert.

Und die Männer? Die könnten doch auch verhüten? "Männer sind in diesem Punkt nicht so aktiv", sagt Rohwedder. "Da ist der Wunsch nach freier Sexualität ohne störendes Kondom oft groß."

Nach ihren Erfahrungen gibt es einen Zusammenhang zwischen geringem Einkommen und ungewollten Schwangerschaften wegen nicht mehr bezahlbarer Verhütungsmittel. Zahlen kann sie allerdings nicht nennen, weil das Phänomen statistisch nicht erfasst wird. Tatsache ist: "Ungewollte Schwangerschaften führen manchmal auch zu ungeliebten Kindern, deren Versorgung durch die Jugendhilfe begleitet und finanziert werden muss."

Kurioserweise hatte sich der Sozialausschuss bei seiner Sitzung noch mit einem zweiten Antrag zu befassen, der dasselbe Ziel hat, aber einen anderen Ton anschlägt. Er stammt von Joachim Malecki, dem Kinderbeauftragten des Kreises. Er schreibt: "Mir sind vermehrt sehr junge Mütter aufgefallen, die über keine oder eine nur sehr schwach ausgeprägte Fähigkeit zur mittelfristigen Lebensbewältigung verfügen. Gleichermaßen misslingt die tägliche Alltagsbewältigung. Da es ihnen an Vorausschau fehlt, sind weitere Zufallsschwangerschaften programmiert. Wenn diese Mütter darum bitten, eine Verhütungsmöglichkeit zu erhalten, die ihre Planungsschwäche berücksichtigt, zum Beispiel Spirale oder Sterilisation, muss dieser Weg finanziell eröffnet werden."

Dazu Rohwedder: "Ich würde die Klientel, um die es hier geht, so nicht beschreiben."