Im Gespräch mit der Regionalausgabe Stormarn des Abendblattes spricht der 50-Jährige über seine Zeit in Ahrensburg, über alte Songs und junge Talente.

Ahrensburg. Eine Gulaschsuppe und ein Bier - eine bodenständige Mahlzeit, die Stefan Gwildis mit seinem ersten Auftritt verbindet. Der Soulsänger grinst und sagt: "Das war die Gage." Damals. Ende der 70er-Jahre. In einer Kneipe im Hamburger Stadtteil Jenfeld. Mit seinem Kumpel Rolf Claussen, mit dem er ein paar Jahre später das Musikduo "Aprillfrisch" gründete. "Wir haben Songs von Simon & Garfunkel und den Beatles gespielt", sagt der 50-Jährige. Furchtbar aufgeregt sei er gewesen. "Ich war in meiner eigenen Welt und habe gehofft, dass die Akkorde stimmen und ich den Text nicht vergesse." Hinterher habe ihn Schulfreund Claussen gefragt, ob er überhaupt die Menschen gesehen habe. "Hatte ich nicht. Ich konnte mich nicht an einen einzigen Zuschauer erinnern", sagt Gwildis und schüttelt den Kopf. Doch genau darum gehe es. Um das Kommunizieren mit den Menschen. "Ein Konzert ist kein Vortrag. Sondern ein Austausch von Energien und Gefühlen. Es ist eine gegenseitige Befruchtung", schwärmt der Hamburger, der mit Anfang 20 in Ahrensburg gelebt hat.

"Ich hab drei Jahre in einer Hippie-WG im Amselweg gelebt - zu meiner Zivildienstzeit." Und was verbindet ihn mit der Schlossstadt? Gwildis schmunzelt. "Das war die Atomkraft-Nein-Danke-Zeit. Die Baader-Meinhof-Zeit. Ich hatte lange Haare und selbstgestrickte Mützen, wollte abgewrackt aussehen." Das habe er cool gefunden. Und Musik habe er natürlich auch in Ahrensburg gemacht "Zum Beispiel auf der Straße vorm Kaufhaus Nessler", sagt der Sohn eines Reifenhändlers und einer Hutmacherin.

Wenn Stefan Gwildis gefragt wird, wie er überhaupt zur Musik gekommen ist, sagt er: "Ich bin als kleiner Junge in einen Topf aus Soul-Musik gefallen." Er komme aus einer Handwerkerfamilie - da habe es keine Instrumente gegeben. "Aber meine Eltern haben viel Radio gehört. Bei Musikern wie Sammy Davis Jr. wurde immer lauter gedreht. Keiner", sagt Gwildis und in seiner Stimme schwingt große Bewunderung mit, "keiner hat 'Mr. Bojangles' so gesungen wie er." Sein Vater, aber auch seine Mutter hätte Sammy Davis Jr. sehr verehrt. "Er hat viel auf die Fresse bekommen und trotzdem immer weiter gemacht. Mein Vater hat sich auch immer durchgeboxt." Die Botschaft von Sammy Davis Jr. - den frohen Mut zu bewahren, immer wieder aufzustehen - sei auch eine Lebenseinstellung seines Vaters gewesen.

"Den Entschluss, dass ich in meinem Leben mit Musik zu tun haben will, habe ich schon mit zwölf, 13 gefasst", sagt Stefan Gwildis. Während eines Urlaubs mit seinen Eltern auf Sylt. "Es war ein sehr stürmischer Tag. Ich ging einen Dünenweg hoch, staunte über die Naturgewalten und hatte einen Song im Ohr - 'Downtown'", sagt er und singt das Lied von Petula Clark kurz an. "Das war ein überwältigender Moment." Seit diesem Tag war Gwildis größter Wunsch, dass die Musik ihn ein Leben lang begleiten werde.

Das Gitarrespielen brachte er sich selbst bei. War später als Straßenmusiker unterwegs. Absolvierte eine Ausbildung am Thalia-Theater in Hamburg im Bereich Stunts und Fechtszenen. Schrieb Musicals, die im Schmidt-Theater aufgeführt wurden. Trat als Sänger und Gitarrist der Band Strombolis auf, gründete seine eigene Band.

Statt auf der Straße tritt der Künstler Stefan Gwildis heute in ausverkauften Sälen auf. Seine Alben stürmen die Charts. Abgehoben wirkt der Sänger, der bis heute Musikgrößen wie Hildegard Knef, Glenn Miller und Edith Piaf bewundert, trotzdem nicht. Im Gegenteil: Er wirkt wie der Typ, der die würzige Gulaschsuppe den piekfeinen Austern vorzieht.

"Ich brauche kein dolles Auto. Keine Luxus-Wohnung. Oder riesige Fressgelage", sagt Gwildis. Zeit zu haben - für die Familie, für die Musik: Das sei unbezahlbar. "Bei Sonnenaufgang draußen zu sitzen, eins zu sein mit der Gitarre: Das ist ein Geschenk. Wie Meditation", sagt der Vater eines fünfjährigen Sohnes. In diesen Momenten der Ruhe spiele er manchmal auch Akkorde, die er nie veröffentlicht habe. "Die noch nie jemand gehört hat. Die mir gehören", sagt er mit sanfter Stimme. Die auch dazu dienten, sich selbst zu erden. Akkorde, die er als seinen "musikalischen Hafen" bezeichnet. Aber auch Melodien aus dem Film-Klassiker Dschungelbuch gehören zu Stefan Gwildis Alltag. "Bei meinem Sohn stehen die gerade hoch im Kurs", sagt er und lacht. Der Song der Elefanten gefalle ihm besonders gut, und er stimmt ein paar Takte des Liedes an.

Und was müssen die Nachwuchs-Bands und -Solisten von MusicStorm auf der Bühne präsentieren, damit es Jury-Mitglied Stefan Gwildis anspricht? "Wenn ich spüre, dass ein Musiker mit dem Herzen dabei ist. Ohne Kalkül. Wenn er was zu sagen hat. Wenn ein Zauber innewohnt - dann kann es sein was es will: Punk, Soul, Rock, Pop." Er unterstütze den Musik-Contest in Stormarn, weil das gemeinsame Musizieren eine wichtige Sache sei. "Die Erkenntnis, nicht allein auf dieser Welt zu sein, sondern ein Teil von ihr, ist bei der Musik möglich. Ebenso wie beim Sport", sagt Gwildis. Beim gemeinsamen Grooven lernten Kinder und Jugendliche das Miteinander. Ein Gefühl zu entwickeln, aufeinander zu hören. "Darum geht es im Leben", sagt der Mann der warmen, sonoren Soulstimme. "Du hast mit Musik eine Haltung einzunehmen: Zu dir selbst und zu anderen."

Und was muss ein Nachwuchs-Musiker noch mitbringen, um erfolgreich zu sein? Stefan Gwildis grinst wie ein Schuljunge und sagt: "Sie müssen Hummeln im Hintern haben - alles andere ist lauwarme Suppe."

Interessierte Bands und Musiker können sich hier anmelden.

http://www.musicstorm-contest.de