Zwei Tage nach dem schweren Zugunglück auf der Strecke Hamburg-Lübeck, bei dem kurz hinter Hamberge ein Regionalexpress in einen Traktor gerast war (wir berichteten), ist die genaue Unfallursache weiterhin ungeklärt.

Hamberge. Einen technischen Defekt an der Ampel- oder der Schrankenanlage könne man nach jetzigem Erkenntnisstand ausschließen, sagt Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis. Die Ampel sei - wie vorgesehen - erst auf Gelb, dann auf Rot gesprungen; dann hätten sich die Halbschranken gesenkt. Etwa 30 Sekunden lägen zwischen dem Einschalten des gelben Lichts und dem Herannahen des Zuges.

Nach bisherigen Ermittlungen des Verkehrsunfalldienstes des Lübecker Polizeibezirksreviers war der 30-jährige Traktorfahrer mit seinem Gespann von einem parallel zu den Gleisen verlaufenden Wirtschaftsweg in fast rechtem Winkel nach links auf den Bahnübergang am Billerbäckweg in Reecke gebogen. Während des Manövers senkte sich die Halbschranke auf die Deichsel des Anhängers.

"Der Fahrer blieb stehen, sprang vom Traktor und wollte in einer nahen Telefonzelle einen Notruf absetzen", sagt Jan-Hendrik Wulff, Pressesprecher der Lübecker Polizeidirektion. Trotz einer sofort eingeleiteten Notbremsung konnte der 45 Jahre alte Lokführer einen Zusammenstoß mit dem Traktor nicht verhindern. Etwa 250 Meter weiter kam der Zug zum Stehen. Der Traktor wurde vollkommen zerstört. Die Lok fing beim Aufprall Feuer. Insgesamt entstand ein Sachschaden von 100 000 Euro.

Der Traktorfahrer, sechs Zuggäste und eine Beifahrerin, die am Bahnübergang aus einem wartenden Auto gesprungen war, wurden leicht verletzt. Die knapp 200 Reisenden wurden von Rettungskräften und einem Notfallmanager der Bahn AG versorgt. Knapp acht Stunden nach dem Unglück war die Strecke Hamburg-Lübeck wieder befahrbar.