Fotobeweis aus Nachbarkreis Segeberg. Stormarn gilt als Einfallstor für die Tiere in den Norden. Bauernverband beobachten die Situation gelassen

Ahrensburg. Naturschützer feiern es als sensationellen Fund. In Stormarns Nachbarkreis Segeberg ist ihnen Canis Lupus, zu deutsch der Wolf, in eine Fotofalle getappt. Zudem haben Wolfsbetreuer des Wildparks Eekholt Kotspuren gefunden. "Wir haben drei sogenannte Losungen von einem männlichen Tier untersucht", sagt Wolf von Schenk, Leiter des Wildparks Eekholt und des dort eingerichteten Wolfsinformationszentrums.

Wolfsbetreuer und Förster sind sich sicher: Das Tier muss auch durch Stormarn gelaufen sein. Jens Matzen aus Stolpe (bei Bordesholm) ist den Wölfen seit Jahren auf der Spur. Auch in Stormarn geht er auf die Suche. Er sagt: "Der Korridor zwischen Bundesstraße 404 und der Autobahn 20 ist das Einfallstor für die Tiere."

In den vergangenen Monaten habe es bereits einige Anzeichen auf einen Wolf gegeben, so Matzen. "Kurz nach Ostern haben zwei Förster am Rand der Autobahn 1 bei Reinfeld ein Tier gesehen, das die Fahrbahn überqueren wollte." Am selben Abend hätten vier Rostocker auf dem Weg nach Hamburg an der Stelle ebenfalls gemeldet, einen Wolf am Fahrbahnrand gesehen zu haben, so Matzen. "Pro Monat erhalte ich bis zu drei Hinweise aus Stormarn", sagt der Wolfsbetreuer, der auch für Ostholstein und Teile Plöns zuständig ist. Matzen sagt: "Ich gehe davon aus, dass es ein Einzeltier ist. Ob es sich sesshaft macht, müssen wir noch abwarten." Er rechnet mit weiteren Hinweisen auf die Raubtiere nach den Spuren aus Segeberg.

Bauern, die potenzielle Beutetiere des Wolfs züchten, sehen die Entwicklun gelassen. "Ich halte meine Ziegendurch einen Elektrozaun für ausreichend geschützt. Nachts kommen sie in den Stall", sagt Monika Henne die in Zarpen einen Bauernhof mit 100 Ziegen hat. Auch Andreas Fick, Landwirt aus Mönkhagen, bleibt gelassen. Er sagt: "Neben meinen Ziegen habe ich auch einige Lamas auf der Weide, die die Wölfe vertreiben würden."

Nachdem 1820 im nördlichsten Bundesland der letzte Wolf erlegt worden war, gab es erst 2007 wieder einen Nachweis des Raubtiers in Schleswig-Holstein. Damals wurde ein aus Sachsen eingewanderter Rüde bei Süsel in Ostholstein überfahren. Matzen: "In den vergangenen Jahren haben die Wölfe etwa in Brandenburg sehr viel Nachwuchs gehabt, der nun geschlechtsreif ist und nach einem eigenen Revier sucht." Erfahrungsgemäß zögen junge Rüden nach Nordwesten.

Grund zur Sorge gebe es aber nicht. Matzen: "Gegenüber Menschen sind keine Übergriffe bekannt." Allerdings sollten sich Nutztierhalter wie Schafzüchter auf die Tiere einstellen. Matzen: "Sie sollten Zäune um die Weiden ziehen und immer wieder mal nach der Schafherde gucken." Für den Fall, dass ein Wolf doch ein Nutztier reiße, gebe es eine Entschädigung vom Land, so Matzen. "Das ist durch eine Richtlinie gesetzlich geregelt", sagt er.

Die Richtlinie sei vom Bauernverband, dem Umweltministerium sowie von Naturschutzverbänden an einem Runden Tisch erarbeitet worden, so Klaus Graeber, Vorsitzender des Naturschutzbunds (Nabu) Stormarn. Graeber: "Ich glaube allerdings nicht, dass es Konflikte mit Wölfen geben wird. Die Tiere sind sehr scheu." Zudem rechne er nicht damit, dass sich ganze Rudel in Schleswig-Holstein niederließen. "Das Land ist zu waldarm", so Graeber.

Auch der Stormarner Förster Matthias Wruck glaubt nicht, dass in naher Zukunft Wolfsrudel durch sein Revier streifen. Er sagt: "Zwar gibt es hier in der Fohlenkoppel viel Wild, aber ein Wolf hätte keinen Rudelanschluss und würde daher weiterziehen." Er selbst habe noch keine Hinweise auf den Wolf in seiner Försterei entdeckt. Wruck: "Den Nachweis zu erbringen, ist aber auch wahnsinnig schwer."

Positiv wertet Peter Koll, Geschäftsführer des Stormarner Bauernverbands, die neuesten Meldungen vom Wolf: "Die Natur scheint intakter zu sein, als viele meinen. Das zeigt, dass sich landwirtschaftliche Nutzung und Neuansiedlung von Wildtierarten nicht ausschließen." Koll sagt auch: "Schafe und Ziegen spielen in der Stormarner Landwirtschaft fast gar keine Rolle." Er sehe die Entwicklung daher entspannt: "Es ist eher ein Naturphänomen als ein Problem für die Landwirte."

Dennoch wollen Wolf von Schenk und seine Wolfsbetreuer unter anderem mit Schafhaltern sprechen. Er sagt: "Wir werden sie über Schutzmöglichkeiten informieren."