Pferde in Not finden bei Nicol und Rogel Hufnagel ein Zuhause. Ihr Verein hat schon in 250 Fällen geholfen. Zusammenarbeit mit Peta.

Trittau. Neugierig kommen Bernie und Ben angelaufen, recken ihre Köpfe über den Zaun, blicken treuherzig. Die beiden Ponys sind zwei von zwölf Pferden auf dem Anwesen von Nicol und Roger Hufnagel in Trittau. Das Ehepaar führt den "Hof der glücklichen Pferde", der auf zweieinhalb Hektar derzeit auch zwei Eseln und drei Hunden ein Zuhause bietet. Nicol und Roger Hufnagel kümmern sich um Pferde, die von ihren vorherigen Besitzern nicht artgerecht gehalten wurden oder die schon für den Schlachter vorgesehen waren.

Bei den Hufnagels bekommen die Tiere Futter, Pflege, Auslauf, Ruhe - und vor allem Zuwendung. Seit zwei Jahren besitzt das Ehepaar seinen Hof an der Straße Trittauerfeld. Im August 2011 hat es den Tierschutzverein "Vier Hufe & Co" mit Nicol Hufnagel als Vorsitzender gegründet, der inzwischen rund 70 Mitglieder hat. 250 Pferden konnte der Verein helfen. Hinzu kommen die Tiere, deren Leben vorher durch den Einsatz der Hufnagels verbessert wurde.

+++ Verein sucht Mitglieder und Helfer +++

Dazu zählt Haflinger Paulchen, der ebenso wie ein anderes Pferd von seinem Besitzer in Todendorf nicht mehr versorgt wurde und im Winter abgemagert auf einer Koppel sein Dasein fristete. Das Ordnungsamt beschlagnahmte schließlich die Tiere, die die Hufnagels dann kauften. Für das andere Pferd kam die Hilfe zu spät, es starb, Paulchen jedoch wurde wieder aufgepäppelt.

Gerettet wurde auch Herr Hummel. Roger Hufnagel entdeckte das 29 Jahre alte Pferd an einem Ausflugslokal bei Koblenz, wo Besucher 25 Jahre lang auf ihm geritten waren. "Er war abgemagert und hatte Zahnschäden", sagte Hufnagel, der Herrn Hummel kurzerhand kaufte. "Gerade noch rechtzeitig, einen Tag später wäre er zum Schlachter gekommen." Nun verbringt das Tier auf den Weiden in Trittau seinen Lebensabend. Dort steht auch der Hannoveraner Rasputin - 16 Jahre alt, 1,85 Meter groß und 800 Kilogramm schwer. Nicol Hufnagel hatte ihn im Internet unter Ebay-Kleinanzeigen entdeckt. Seine Halterin wollte ihn verkaufen, weil das Dressurpferd eine Schiefstellung der Hufe hat.

Von Pferden in Not erfahren Roger und Nicol Hufnagel und ihr Verein durch die Tierschutzorganisation Peta, mit der sie zusammenarbeiten, durch Behörden und oft durch Hinweise von anderen Tierfreunden. "Wir bekommen mittlerweile Anrufe auch aus der Schweiz und Österreich", sagt Nicol Hufnagel. Solche Fälle werden an Peta weitergeleitet, die Hufnagels wollen vor allem Norddeutschland, Berlin und Brandenburg abdecken.

"Wir versuchen immer, zuerst mit den Besitzern zu reden", sagt Roger Hufnagel, "wir wollen erreichen, dass sie von sich aus die Haltung verbessern, bieten Hilfe an." Wenn die Bemühungen keinen Erfolg haben, werden die Behörden eingeschaltet: Veterinärämter, Tierärzte, Ordnungsämter. "Und wenn es sein muss, gehen wir auch an die Öffentlichkeit", sagt Hufnagel.

So wurde Pony Felix nach einem Berichts des Fernsehsenders SAT.1 gerettet. Die Besitzerin hatte ihn und andere Pferde nicht mehr versorgt. "Leider hatte sich der Amtstierarzt sehr stur verhalten und wollte nichts unternehmen", sagt Roger Hufnagel. Mit Hilfe von Peta-Aktivisten und dem Fernsehen gelang es, die Besitzerin dazu zu bewegen, fünf Pferde herauszugeben. "Felix hatte Wunden, weil er offensichtlich geschlagen worden war", sagt Hufnagel.

Gerettete Tiere kommen entweder nach Trittau oder in die Obhut von ausgewählten Pflegestellen. "Wir haben leider nicht genug Platz für alle Tiere", sagt Nicol Hufnagel. Bei den Pflegestellen bleiben die Pferde, bis sie an neue Halter weitervermittelt werden können. Derzeit werden für neun Tiere Besitzer gesucht, vom einjährigen Pony bis zum 28-jährigen Hannoveraner.

"Die neuen Besitzer werden von uns streng geprüft, ob sie eine artgerechte Haltung bieten", sagt Roger Hufnagel. Spezielle Verträge sehen Kontrollen vor und erlauben es, die Pferde im Notfall wieder zurückzuholen. "Der Tierschutz ist für uns zur Passion geworden", sagt Roger Hufnagel, "wir haben unsere Liebe zu Pferden entdeckt, es gibt uns Befriedigung zu sehen, wie die Tiere wieder aufgepäppelt werden und sich entwickeln." Hauptberuflich sind die Eheleute als selbstständige Unternehmensberater tätig, vor allem für Senioren- und Pflegeeinrichtungen.

Bei der täglichen Arbeit auf dem Hof bekommen die Hufnagels Unterstützung von zwei Pferdepflegern sowie von ehrenamtlichen Helfern und Tierpaten, die sich tatkräftig um die Pferde auf dem Hof kümmern. "Wir haben zurzeit acht Mädels, die uns helfen", sagt Roger Hufnagel. "Die Jugendlichen lernen soziale Kompetenzen und auch, Verantwortung zu übernehmen."

Ein neues Projekt ist die Zusammenarbeit mit der Stiftung Klingelknopf aus Hamburg, die sich um Kinder kümmert, die an der Tumor-Erkrankung Neurofibromatose leiden. Sechs von ihnen durften vor Kurzem mit den Tierpatinnen einige Pferde betreuen und reiten. Roger Hufnagel: "Das war ein toller Tag für alle Beteiligten, die Aktion werden wir wiederholen."