Bank-Geheimnisse: Wir treffen Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Heute: Die Schauspielerin und Entertainerin Tanja Schumann am Großensee.

Großensee. Tanja Schumann könnte woanders stehen, hätte sie ein, zwei Entscheidungen anders getroffen. Das soll keine herablassende Bewertung von außen sein, sie sagt es selbst.

Wer jetzt fragt: Tanja Schumann, die Blonde von "RTL Samstag Nacht"? hat erstens mit der Zuordnung zu der Comedy-Sendung recht und zweitens ein Problem erkannt. "Seitdem bin ich sehr in dieser Kann-nur-lustig-Schublade drin", sagt sie. "Dabei habe ich davor schon zehn Jahre verschiedene Rollen gespielt." Und danach auch, denn "RTL Samstag Nacht" gibt es seit Ende der 90er-Jahre nicht mehr. Aber das ist eben die Sendung, wegen der die meisten Menschen Schumann erkennen.

Vielleicht ist das frustrierend, aber Tanja Schumann ist so professionell und freundlich, dass sie nicht mal genervt guckt, wenn sie gefragt wird, ob das frustrierend sei. "Die Show ist eben eine positive Erinnerung für die Leute, das macht mir nichts aus", sagt sie. Und sie wirkt auch ganz zufrieden, wie sie an diesem Tag auf der Bank am Großensee sitzt, von der sie sagt, es sei ihre Lieblingsbank in Stormarn.

"Ich mache hier nach dem Joggen Pause und schwimme im See", sagt sie. Um dieses zu unterstreichen, kommt sie im Trainingsanzug zum Gespräch. "Sport ist ein guter Ausgleich. Ich habe ja auch 15 Jahre als Fitnesstrainerin gearbeitet", sagt sie. Im vergangenen Jahr hat sie einen Trainerschein gemacht, um Pilates unterrichten zu können. "Aber Theater hat einen höheren Stellenwert", sagt Tanja Schumann.

Deshalb kommt sie auch gar nicht so oft dazu, im See zu schwimmen, denn richtig viel zu Hause bei ihrem Mann in Großensee ist sie nicht. "In diesem Jahr habe ich drei Theaterproduktionen, keine davon in Hamburg. Auch in den vergangenen Jahren habe ich kaum mal zu Hause gespielt", sagt Schumann.

In Hamburg führt sie auch Touristen über die Reeperbahn. Das hat nur noch so ein bisschen was mit Schauspielerei zu tun, aber in den vergangenen Jahren hat sie vieles angenommen, was nicht Theater war, nicht im herkömmlichen Sinne zumindest, weil sie Geld verdienen musste. "Manchmal kann man sich eben nicht alles aussuchen", sagt sie, und das ist ja sehr wahr. Nun führt sie also Menschen über die Reeperbahn, die am lautesten über "Kentucky schreit ficken"-Buchstabendreher lachen, etwas, was sie aus "RTL Samstag Nacht" kennen. Außerdem synchronisiert sie das Hermelin Hermione für eine Zeichentrickserie. Zwischendurch hat sie in einer Teleshopping-Sendung ein Sportgerät angepriesen. Sie trat in Talkshows auf. Und sie war in der Sendung "Die Burg" zu sehen. Prominent im Kettenhemd, doch ehrlich, das war der Untertitel. "Da war ich ein bisschen blauäugig, ich dachte, es geht ums Mittelalter. Es ging aber ums Zwischenmenschliche", sagt sie.

Wie das überraschend sein kann, wo doch die Vorgängersendung "Die Alm" (Promischweiß und Edelweiß) kaum von etwas anderem handelte? "Die haben gesagt, die Burg wird anders als die Alm", sagt Schumann. Sie liebe eben Mittelaltergeschichten. "Ich habe dann in der Sendung versucht, mich zurückzunehmen. Aber im Endeffekt war es keine gute Idee, da mitzumachen."

Für all das hätte es aber ganz gute Gagen gegeben.

Das Geld brauchte sie, weil sie sich mit Immobilien verspekuliert hatte. "Ich habe leichtfertig unterschrieben. Derjenige, der mir dazu geraten hat, hat wohl ebenfalls dort investiert und ist damit auf die Nase gefallen", sagt sie. Schumann musste Privatinsolvenz anmelden. Im Jahr 2009 wusste das dann auch ganz Deutschland, zumindest der Teil, der sich für Klatsch interessiert.

Die Pleite öffentlich zu machen, war Absicht. "Manche Medien bohren ja nach. Und wenn man von sich aus erzählt, kann man sich aussuchen, in welchem Blatt es erscheint", sagt Schumann. Sie hat sich für die Illustrierte "Bunte" entschieden. "Die sind recht integer und nicht böswillig." Als der Artikel veröffentlicht wurde, hätten die meisten Menschen ihren Mut bewundert. Ab und zu aber habe sie sich rechtfertigen müssen - dafür, dass sie an die Öffentlichkeit gegangen ist.

Und auch für die Talkshows, die Teleshoppingwerbung und die Burg. "Jemand hat zu mir gesagt: Weil du das gemacht hast, kann ich dich für keine seriöse Rolle mehr nehmen. Und ich habe gesagt: Hättest du mich vorher genommen, hätte ich das nicht machen müssen", sagt sie. "Dann hätte ich keine Insolvenz gebraucht."

Aber gut, nun ist es eben so. "Sich aufzuregen bringt nichts, man ändert nichts, man macht sich nur krank", sagt Schumann. In den schlimmsten Zeiten hätten ihr Mann und ihr Management sie aufgebaut. "Sie haben gesagt: Das hat nichts mit deinen Fähigkeiten zu tun", sagt sie. "Aber man ist ja sein eigenes Produkt. Wenn die Nachfrage sinkt, dann fängt man an, an sich selbst zu zweifeln. In der Branche sagt ja niemand, woran es liegt. Zu dick? Falsche Frisur? Zu klein? Du weißt nicht, was du ändern könntest", sagt sie. Manchmal habe sie sich gefragt, ob sie überhaupt eine vernünftige Schauspielerin sei.

"Es hat gedauert, bis ich mich mit dem Istzustand abgefunden habe. Es ist nicht so einfach, wenn man denkt: Schade. Es könnte ganz anders sein", sagt sie. Aber schlecht ist es so wie es ist nicht. Sie ist glücklich verheiratet, hat einen Garten, in dem ab und zu ein Reh vorbeischaut, um an den frisch gepflanzten Stiefmütterchen zu knabbern. Und sie spielt Theater.