Ehemaliges Wohnzimmer des Reichskanzlers im Ahrensburger Schloss wird saniert. Der blaue Salon soll in diesem Jahr fertig werden.

Ahrensburg. Mit ein wenig Fantasie werden die Besucher des blauen Salons es sich vorstellen können: Wie der eiserne Reichskanzler Otto von Bismarck gemütlich im Biedermeier-Sofa saß und an seiner geliebten Pfeife zog, die er für seine Besuche extra im Ahrensburger Schloss deponieren ließ. Wie der Schlossherr Ernst von Schimmelmann vielleicht dem hohen Besuch gegenüber saß, mit einer Tasse Tee in der Hand, in einem Sessel neben dem mit Goldornamenten verzierten Ofen, in dem die Holzscheite prasselten. Und wie Schimmelmanns Gattin Adelaida dazu ein wenig Klavier spielte.

Eine Szene wie diese dürfte sich Ende des 19. Jahrhunderts in dem Raum im Westflügel des Ahrensburger Schlosses abgespielt haben, der derzeit mit Geld des Freundeskreises Schloss Ahrensburg saniert wird. Der Raum wurde als Wohnzimmer genutzt. Historisch belegt sind die Besuche des damaligen Reichskanzlers, der ein Freund der Familie Schimmelmann war.

Bald werden ganz andere Besucher das Ambiente bewundern können - heutige Stormarner und andere Gäste, die das Schloss, das auch ein Museum ist, auf einer Führung kennenlernen wollen. Der Raum soll noch in diesem Jahr fertiggestellt werden, wie der Vereinsvorsitzende Wolfgang Schäfer sagt. Ein genaues Datum steht noch nicht fest - in jedem Fall aber soll der blaue Salon mit einer besonderen Veranstaltung eingeweiht werden.

Die Freunde des Schlosses gewährten schon einmal einen ersten Einblick in das Zimmer, in dessen Restaurierung der Verein 22 500 Euro investiert.

"Der Raum war Ende des 19. Jahrhunderts ein Wohnzimmer mit Biedermeier-Möblierung. Und dieser Zustand wird jetzt wieder hergestellt", sagt Gerold Ahrends. Der Restaurator aus Lauenburg hat in den vergangenen zwei Monaten alte Farbschichten abgetragen, Stuck-Ornamente und eine Deckenrosette restauriert, weiße und goldene Verzierungen an den Wänden wieder hergestellt. Jeder Schritt der Restaurierung wird in Abstimmung mit dem Landeskonservator Michael Paarmann erledigt. Die Wand bekommt nicht nur ihre ehemalige Farbgestaltung zurück - es müssen auch die Materialien der damaligen Zeit verwendet werden. Ein Prozess, der monatelange Kleinarbeit erfordert. "Die blaue Wandfarbe wurde damals mit blauem Smalte-Pulver hergestellt. Das ist Quarzsand gemischt mit Pottasche, die zusammen mit Kobalt erhitzt wird", sagt Gerold Ahrends. "Diese Mischung haben wir jetzt für den neuen Anstrich wieder hergestellt."

Für den "samtigen Charakter" der neuen Wandfarbe waren drei Farbaufträge notwendig. Zuvor musste allerdings blaue Acrylfarbe abgetragen werden, die bei der Restaurierung im Jahr 1978 verwendet wurde.

Das Blau des Salons - es ist nicht nur eine Wandfarbe, sondern hat womöglich auch symbolischen Charakter, wie Tatjana Ceynowa sagt. "Wir vermuten, dass die Farbe für die Hinwendung der Familie Schimmelmann zu Preußen steht", sagt die Geschäftsführerin der Schlossstiftung, die das Museum betreibt. Der Hintergrund ist, dass ganz Schleswig-Holstein 1867 nach dem Dänisch-Preußischen Krieg eine preußische Provinz wurde. Der blaue Salon sei in seiner Gestaltung typischen Räumen in preußischen Schlössern nachempfunden, wie Tatjana Ceynowa sagt. Damit sei er einzigartig in der Region: "Es gibt in Schleswig-Holstein keinen vergleichbaren Raum", sagt sie.

Bis der blaue Salon nun öffentlich zugänglich wird, müssen noch ein paar Dinge passieren. Unter anderem muss Gerold Ahrends noch die Goldverzierungen wieder herstellen, die einst am Ofen glänzten. Bei der Möblierung kann er hingegen auf Originalstücke zurückgreifen. Das Sofa, der Sessel und andere Möbel aus dem 19. Jahrhundert lagern sicher an einem geheimen Ort. Wenn der Raum fertig ist, werden sie an ihren alten Platz zurückgebracht. Besucher werden die Stücke dann auch bei Kerzenschein bewundern können - etwa an einem der Adventswochenenden, wenn auch der alte Kronleuchter im blauen Salon wieder entzündet wird.