Die Schlossstadt untersagt das Aufstellen von Werbetafeln. Nicht alle halten sich daran. Die Meinungen der Bürger darüber sind geteilt.

Ahrensburg. Im Ahrensburger Stadtgebiet ist ab sofort das Aufhängen und Aufstellen von Plakaten für gewerbliche Veranstaltungen und Aktionen verboten. Die Verwaltung hat die Richtlinie für die Sondernutzung von öffentlichen Straßen entsprechend geändert. Das bestätigte Doris Nonnenkamp, die bei der Bauverwaltung für diesen Bereich zuständig ist, auf Anfrage dieser Zeitung. Sie sagt: "Die Plakate hatten überhand genommen, es gab eine wahre Flut von Stellschildern."

Jeder habe versucht, auf sich aufmerksam zu machen. Sogar Veranstalter aus Grevesmühlen (Mecklenburg-Vorpommern) hätten in Ahrensburg ihre Aktionen bekannt machen wollen. Nonnenkamp: "Städtebaulich sieht es aber nicht gut aus, wenn an jedem zweiten Baum und jeder zweiten Straßenlaterne für irgendetwas geworben wird." Deshalb habe die Stadt entschieden, Aufsteller und Plakate für gewerbliche Veranstaltungen an öffentlichen Fahrbahnen, Gehwegen und Radwegen nicht mehr zu erlauben. "Das geht nicht gegen einzelne Veranstaltungen, aber wir mussten es eingrenzen", sagt Nonnenkamp.

Allerdings gibt es Ausnahmen: Organisatoren von gemeinnützigen und religiösen Veranstaltungen dürfen weiterhin werben. Dasselbe gilt für Parteien. Auch für regelmäßig wiederkehrende Feste wie das Stadtfest und das Weinfest werden Ausnahmen gemacht. "Zudem darf jedes Geschäft, das neu in Ahrensburg eröffnet, einmal mit Plakaten oder Stellschildern für sich werben", sagt die Rathausmitarbeiterin.

Trotz des Verbots würden viele Veranstalter ihre Plakate weiterhin heimlich und ohne Genehmigung aufhängen. Nonnenkamp: "Wir kontrollieren das aber und lassen die Plakate von den Veranstaltern wieder abhängen oder entfernen sie selbst."

An der Dauer der Werbezeit hat sich nichts geändert. Jeder Veranstalter darf höchstens 20 Plakate für maximal zwei Wochen aufhängen. Gleich geblieben sind auch die Kosten. Sie betragen 1,50 Euro am Tag pro Quadratmeter Plakatfläche. Wie viel Geld die Stadt bisher mit dem Plakatieren eingenommen hat und wie viel ihr nun durch die Änderung verloren geht, dazu konnte Nonnenkamp keine Angaben machen.

Einer, dem die neue Regelung gar nicht gefällt, ist Karsten Eggert. "Ich hänge seit zehn Jahren meine Plakate in Ahrensburg auf", sagt der Betreiber des Jersbeker Maislabyrinths. "Als ich dieses Mal den Antrag gestellt habe, gab es plötzlich eine Absage. Für mich ist die Werbung aber sehr wichtig, um mit dem Maislabyrinth überleben zu können. Ahrensburg ist schließlich die größte Stadt in der Umgebung."

Doris Nonnenkamp verweist für solche Fälle auf die Litfaßsäulen und sogenannten hinterleuchteten Werbewände, die sich zum Beispiel an Bushaltestellen finden lassen. Sie werden von zwei Firmen betrieben, mit denen die Stadt Ahrensburg Verträge abgeschlossen hat. An den Litfaßsäulen und Werbewänden dürfen gewerbliche Veranstalter auch weiterhin Plakate aufhängen. Für Karsten Eggert kommt das aus Kostengründen nicht in Frage. Er sagt: "Das können wir uns nicht leisten."

Für Bedauern sorgt die Entscheidung auch bei vielen Bürgern. "Ich habe immer gern auf die Plakate geschaut, um zu erfahren, was so los ist", sagt Claudia Gieseke. Früher sei sie sogar bis nach Lübeck gefahren, wenn sie Werbung für eine interessante Party in der Hansestadt gelesen habe. Jetzt denke sie vor allem an ihre Töchter Lisa-Marie, 9, und Larissa-Michelle, 6. "Wenn die Mädchen etwas älter sind, wollen sie doch wissen, wo eine Party steigt", sagt die 41-Jährige.

Auch Nadine Mroz findet es schade, dass die Plakate nicht mehr hängen. "Wenn ich mit meinem Auto an einer roten Ampel stehe, gucke ich mir so etwas immer gern an", sagt die Ahrensburgerin. Allerdings habe die Vielzahl an Plakaten in der Vergangenheit in Ahrensburg ihrer Meinung nach für eine Reizüberflutung gesorgt. Deshalb plädiert die 31-Jährige dafür, die Werbung für gewerbliche Veranstaltungen nicht komplett zu verbieten, sondern nur stärker zu selektieren.

Nadine Mroz sagt: "Ankündigungen für Ü-30-Partys, die es jede Woche gibt, nerven. Aber einmalige, besondere Events - wie zum Beispiel das Maislabyrinth - sollten weiterhin auf Plakaten angekündigt werden dürfen."

Andrea Gomille ist dagegen froh, dass es nun weniger Plakate und Aufsteller in Ahrensburg gibt. "Sie haben häufig auf die Radwege geragt, die in der Innenstadt sowieso schon sehr schmal und kaputt sind", sagt die 53-Jährige. "Für Fahrradfahrer haben sie deshalb eine Gefahr dargestellt. Ich musste häufig ausweichen oder absteigen."

Sascha Grabau hätte sich gewünscht, dass die Verwaltung lieber andere Themen in Angriff nimmt. "Die Plakate können ruhig hängen bleiben. Die stören mich nicht", sagt der 41-Jährige. "Wichtiger wäre mir stattdessen, dass die Stadt mehr Parkplätze schafft." Auch Christian Kuntzsch findet, dass die Plakate das Stadtbild nicht gestört haben. Der 30-Jährige sagt: "Ich habe auch das Gefühl, dass in Ahrensburg schon immer vergleichsweise wenig Plakate hingen."

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