Die aus Japan stammende Künstlerin Naho Kawabe darf ein Jahr lang am Mühlenteich leben und arbeiten

Trittau. Schatten von Kugeln aus Plastik, Spiegeln und anderen Materialien bilden in Großbuchstaben das Wort "Help!" (Hilfe). Auf dem nächsten Bild ist ein grauer, sich drehender Kreisel zu sehen. Bei den Arbeiten handelt es sich um Videoinstallationen der Künstlerin Naho Kawabe. Die Werke wurden im vergangenen Jahr in ihrem Heimatland Japan, in der Stadt Osaka, ausgestellt. Nun möchte die 36-Jährige neue Projekte in Angriff nehmen - und das im Trittauer Atelier.

Naho Kawabe ist die 21. Jahresstipendiatin der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn. Zwölf Monate lang steht der Japanerin nun ein Ausstellungsraum neben der Wassermühle zur Verfügung. Zudem darf Kawabe mietfrei in einer Wohnung in der Trittauer Mühle wohnen. "Ich bin gespannt, was in den kommenden Monaten im Atelier passieren wird", sagt Johannes Spallek, kultureller Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn. "Naho Kawabe macht sehr ästhetische, feine und spielerische Kunst." Spallek saß in der sechsköpfigen Fachjury, die im Januar die japanische Künstlerin aus etwa 45 Bewerbern auswählte. Ihre Kunstobjekte hätten vor allem wegen ihrer Originalität überzeugt.

Seit 1992 vergibt die Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn das Stipendium an bildende Künstler aus Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. "Unsere neue Stipendiatin zeigt, dass wir unseren Horizont über die Grenzen von Deutschland hinaus vergrößert haben", sagt Spallek.

Naho Kawabe ist 2001 von Japan nach Deutschland gekommen und arbeitet seitdem in Hamburg. In den vergangenen zehn Jahren erhielt sie zahlreiche Stipendien, darunter zum Beispiel 2008 das Hamburger Arbeitsstipendium für bildende Kunst oder 2005 das Leistungsstipendium für Ausländische Studenten der Karl-H.-Ditze-Begabtenförderung in Hamburg.

"So ein großes Atelier hatte ich aber noch nie", sagt Naho Kawabe. Den Raum kann sie aber gut gebrauchen, denn neben Videoinstallationen widmet sich die Japanerin auch anderen Kunstprojekten, die erheblich mehr Platz benötigen: Kohlenstaub-Bildern. Diese kreiert Kawabe auf dem Boden. Dazu lässt sie den Kohlestaub durch Spitzengardinen auf den Boden rieseln oder benutzt andere alltägliche Gegenstände als Schablonen.

Dass die lose auf den Boden gestreute Kunst vergänglich ist, stört Kawabe nicht. "Dieser Prozess gehört zur Kunst dazu", sagt sie. Mittlerweile habe sie zwar mit Acryllack eine Möglichkeit gefunden, kleinere Arbeiten zu fixieren, doch das stehe nicht im Vordergrund ihrer Projekte. "Meine Kunst hat immer etwas mit Zeit zu tun", sagt Kawabe. Bei all ihren Werken greife sie bestimmte Momente auf.

Vor kurzem startete eine weitere Ausstellung der Künstlerin im japanischen Kyoto. Was sie mit dem Wort Help auf ihrer Videoinstallation meint, wird allerdings auch dort nicht verraten. "Ich möchte dem Beobachter nicht vorschreiben, auf was sich die Buchstaben konkret beziehen", sagt Kawabe. "Denn jeder verbindet mit dem Ausdruck andere Erinnerungen."

Zum Abschluss des zwölfmonatigen Stipendiums im Trittauer Atelierhaus wird die Künstlerin in einem Jahr ihre neuen Kunstprojekte ausstellen.