Großeinsatz für Einsatzkräfte in Hamberge. Feuerwehr rettet Kirche vor den Flammen. Brandursache noch unklar

Hamberge. "Alles ist weg." André Fennert schüttelt den Kopf und stemmt die Hände in die Hüfte. Er steht vor den Trümmern der abgebrannten Lagerhalle auf seinem Erdbeerhof an der Hamberger Schulstraße. Nur noch Teile der Grundmauern sind zu erkennen. Dazwischen liegen Teile des Daches und verkohlte Klumpen aus Holz, Steinen und Metall. Vereinzelt sind noch die Griffe von Holzkisten zu sehen, mit denen sonst Erdbeeren transportiert werden. An einer Stelle ragt die verbogene Halterung eines Gabelstaplers hervor, auf dem Boden liegt eine Frauensandalette.

Mittlerweile hat auch Hofeigentümer und Erdbeerbauer Fennert begriffen, wie groß der Schaden ist, den ein Großbrand am Sonntagabend auf seinem Betriebsgelände angerichtet hat. Das Feuer hat eine 35 mal 24 Meter große Sortier- und Lagerhalle zerstört. Glücklicherweise wurde niemand verletzt, der Sachschaden wird auf rund 500 000 Euro geschätzt. Die Ursache des Brandes ist noch unklar.

93 Angehörige der Feuerwehr waren mit 15 Fahrzeugen im Einsatz. Sie konnten mit Mühe verhindern, dass das Feuer auch auf umliegende Gebäude übergriff, darunter das Wohnhaus der Familie Fennert und eine Fahrzeughalle. Auch die nur knapp 15 Meter vom Brandort entfernte Hamberger Dorfkirche, deren Ursprünge auf das Jahr 1327 zurückgehen, war gefährdet.

"Das Feuer hat sehr viel Energie freigesetzt", sagt Albert Iken, Amtswehrführer des Amtes Nordstormarn. "Eine Hitze von bis zu 80 Grad Celsius hat auf die Kirche eingewirkt." Letztendlich wurde an der Kirche aber nur ein Fenster beschädigt, das aufgrund der enormen Hitze zersprang.

Erntehelfer, die in der Nähe ihre Unterkünften haben, hatten um 21 Uhr am Sonntag das Feuer bemerkt und Alarm geschlagen. Gemeinsam mit ihnen bekämpfte André Fennert zunächst den Brand. "Mit unseren Feuerlöschern konnten wir aber wenig ausrichten", erzählt Fennert. Um 21.12 Uhr trafen dann die ersten Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Hamberge ein. "Die Halle stand komplett in Vollbrand", sagt Feuerwehreinsatzleiter Dirk Bornmann, Gemeindewehrführer von Hamberge. Über der Brandstelle stand eine riesige Rauchsäule, die schon aus der Ferne zu sehen war. Bereits während der Anfahrt hatte Bornmann daher Verstärkung angefordert. So kamen auch die Feuerwehren aus Ratzbek, Stubbendorf, Groß Wesenberg und Reinfeld und ein Drehleiterwagen der Berufsfeuerwehr aus Lübeck zum Einsatz.

Die Helfer gingen von mehreren Seiten gegen das Feuer vor. "Den entscheidenden Schlag gegen die Ausbreitung der Flammen erzielten wir mit dem Einsatz eines Wasserwerfers auf der Drehleiter", berichtet Amtswehrführer Albert Iken. Kurz vor Mitternacht war das Feuer gelöscht. Die B 75 zwischen Stubbendorf und Lübeck musste für die Dauer des Einsatzes komplett gesperrt werden. Trotz aller Bemühungen konnte die Feuerwehr nicht verhindern, dass die Lagerhalle niederbrannte.

In der Halle befand sich nahezu das gesamte Verpackungsmaterial des Erdbeerhofes, hauptsächlich aus Holz und Kunststoffen, außerdem eine Packmaschine, Waagen und ein Gabelstapler. Die Halle diente zudem als Kühlraum. Dies alles fehlt nun für den Hofbetrieb. "Meine ganze Infrastruktur ist zerstört, da kann ich bei null anfangen", sagt Hofinhaber André Fennert. Bei ihm neigt sich die Erdbeersaison dem Ende entgegen, bald ist die Gemüseernte an der Reihe. Auf seinem Hof baut er auch Bohnen, Erbsen und Zucchini an. "Nun habe ich keine einzige Verpackung mehr, keine Waagen, nix", ist er frustriert. Er bemüht sich seit gestern fieberhaft, neue Verpackungen zu organisieren und seine Erdbeeren als offene Ware bei den Kunden abzusetzen.

André Fennert wohnt zusammen mit Ehefrau Steffi, zwei Kindern und seiner Mutter Ursel auf dem Erdbeerhof an der Hamberger Schulstraße. Auch Ursel Fennert steckt der Schreck über das Großfeuer noch in den Gliedern. "Ich bin nur froh, dass den Kindern nichts passiert ist", sagt sie. Der Zufall wollte es, dass ihre Enkel Claas, 5, und Jana, 2, in der Brandnacht bei den anderen Großeltern in Bad Schwartau übernachtet hatten.

Für Aufregung hat das Feuer aber auch bei den Nachbarn des Hofes gesorgt. "So etwas habe ich noch nie erlebt", sagt Carina Bahr. "Als ich den Rauch gesehen habe, habe ich gleich die Fenster zugemacht und die Kinder reingeholt." Bei ihr im Haus war auch die zwölfjährige Sina Selle. "Es gab riesige Flammen", berichtet diese.

Unterdessen hat die Kriminalpolizei Bad Oldesloe Ermittlungen aufgenommen. Aussagen zur Brandursache konnte Oberkommissar Frank Wackerow, der gestern mit einem Kollegen vor Ort war, aber noch nicht machen. "Wir haben noch keine Erkenntnisse."