Zum Auftakt des Schleswig-Holstein Musik Festivals in Stormarn gastierten Janina Baechle und Markus Hadulla in Ahrensburg

Ahrensburg. "Hat es Dir gefallen?", fragte Janina Baechle und schaute ihrer Mutter Lilian in die Augen. "Aber ja, mir gefällt es immer, wenn Du singst ", kam die Antwort mit einem Strahlen. Für ungeübte Konzertgänger war das Programm der Mezzo-Sopranistin zum Auftakt des Schleswig-Holstein Musik-Festivals in Stormarn allerdings eine Herausforderung. Kaum aus der abendlichen Sommerluft im Ahrensburger Marstall Platz genommen, wurden sie mit dramatischen Klängen des polnischen Komponisten Karol Szymanowski konfrontiert.

Von märchensüßen Nachtigallen und holdem Frühling war da zu hören, aber mehr noch von Gräbern und Toten, sehnsuchtsvoller Liebe und einer in die Tiefe entschwundenen Geliebten. So manchen Konzertmuffel hätte das abschrecken können: schwere musikalische Kost mit opernhafter Dynamik und dazu persische Dichtung mit träumerisch-traurigem Unterton. Das Ahrensburger Publikum hingegen lauschte aufmerksam und erklatschte sich am Ende eine Zugabe. Janina Baechle wählte Brahms für den "Bonbon" Brahms - und lag damit goldrichtig. Denn mit Brahms-Liedern hatte sie geendet und den Zuhörern das Gefühl vermittelt: Davon bitte jetzt noch mehr.

Die überschäumende Intensität des Anfangs war am Schluss in eine Dramatik voller Innigkeit gewandelt, die im Saal ebenso innig aufgenommen wurde. Auch diese Lieder atmeten Schwermut, aber so sprechend vertont und auch vom Pianisten Markus Hadulla so treffend interpretiert, dass es einfach nur schön war. Hier hatte Janina Baechle sich und das Publikum gefunden.

Das mag am ebenso genialen wie romantischen Brahms gelegen haben, der eine andere Saite zum Klingen brachte, als der extatische, manchmal fast atonale Szymanowski. Vielleicht lag es aber auch an der Darbietung. Die Opernsängerin und die Liedsängerin Baechle rangen miteinander. Zum Schluss leuchtete ihre Stimme klar und warm, im feinsten Pianissimo, schlicht und doch präsent. "Eine so herrliche Stimmführung", schwärmte ein Zuhörerin. "Es ist toll, immer mal etwas Neues zu hören. Dann hat man hinterher auch etwas zu reden", sagte eine andere.

Vielleicht wäre ein Einstieg mit den "Songs from the Chinese Poets" von Granville Bantock leichter und auch passender zum Festival-Länderschwerpunkt China gewesen. Lohnend war der Abend, der von Persien über England, mit Liedern von Albert Roussel auch nach Frankreich und schließlich zum deutschen Brahms führte, auf jeden Fall. Die Künstlerin sagte es so: "Ich bin dankbar, dass ich ein so verrücktes Programm machen durfte."