Bei Restaurationsarbeiten in Ahrensburg wird ein altes Kommunikationsmittel zu Tage gefördert

Ahrensburg. Wer gründlich aufräumt oder renoviert, macht hin und wieder eine interessante Entdeckung. Obwohl jedes Jahr Tausende Besucher die Räume des Ahrensburger Schlosses anschauen, blieb ihnen bislang eine kleine Kuriosität verborgen. Erst die umfangreichen Sanierungsarbeiten im westlichen Drittel des Ahrensburger Wahrzeichens aus dem 16. Jahrhundert brachten im Pellicia-Kabinett im ersten Stock ein Sprachrohr zu Tage.

Es diente den edlen Herrschaften einst offenbar als direkte Verbindung zur Dienerschaft, um ihnen Wünsche und Anweisungen durchzugeben. Denn das Zimmer wurde von der edlen Gesellschaft einst als ein Rauchsalon genutzt. Bislang lag das Sprachrohr hinter einer Verkleidung mit einem Teppichbezug verborgen. Die wird derzeit im Zuge der Sanierung des gesamten Raumes in einer Spezialwerkstatt im Herzogtum Lauenburg restauriert.

"Das Sprachrohr ist dem Restaurator aufgefallen, als die Bauarbeiter die Verkleidung abnehmen mussten", sagt Tatjana Ceynowa, Geschäftsführerin der Schlossstiftung sowie Bauherrin der rund 800 000 Euro teuren Umbauarbeiten. "In welchem Raum das andere Ende des Rohrs ist, wissen wir nicht", so die Geschäftsführerin.

"Ich vermute, dass das andere Ende im Dachgeschoss ist", sagt Hausmeister Peter Klump. "Dort waren früher die Bediensteten untergebracht." Dort gebe es ebenfalls einen Anschluss der vorzeitlichen Telefonanlage. Nach den Planungen wird das Rohr im Pellicia-Zimmer jedoch wieder verdeckt. "Ich habe das Sprachrohr aber bereits mit Fotos dokumentiert, sodass wir den Besuchern wenigstens Bilder zeigen können", sagt Tatjana Ceynowa.

Auch für Landeskonservator Michael Paarmann war die Entdeckung eine Überraschung. "Bislang habe ich in Schleswig-Holstein so ein Schallrohr noch nicht gesehen", sagt er. Er vermute, die Vorrichtung stamme aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. "Es diente sicherlich als Kommunikationsmittel zwischen Herr- und Dienerschaft innerhalb des Hauses. Vielleicht gibt es mehrere weitere Ausgänge", sagt der Konservator. "Es ist aber eher unwahrscheinlich, dass bereits der ehemalige Hausherr Heinrich Karl von Schimmelmann persönlich in das Rohr gehaucht hat", so Paarmann. So alt sei die Vorrichtung wohl kaum. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Sprachrohr hinter der Verkleidung verborgen.

Noch bis Ende des Jahres wird der Westflügel mit Mitteln des Investitionsprogramms "Kulturelles Erbe" saniert. Das Schloss bekommt unter anderem eine neue Heizungsanlage. Paarmann: "Aus dem grauen Entlein wird ein strahlender Schwan."