Serie Bank-Geheimnisse: Wir treffen Stormarner auf ihrer Lieblingsbank und lassen sie erzählen. Heute: Mathias Lenzmeier, Leiter der Barsbütteler Jugendarbeit

Barsbüttel. Mathias Lenzmeier hat in Barsbüttel die Aufgabe seines Lebens gefunden. Vielleicht ist der 50-Jährige deshalb so selten ohne ein Lächeln anzutreffen. Die gute Laune und seine Gelassenheit sind die Markenzeichen des Leiters der Barsbütteler Jugendarbeit, der kürzlich sein 25-jähriges Dienstjubiläum feiern konnte. 24 davon verbrachte er in Stormarn. "Ich hätte sicherlich mehr Karriere machen können, aber ich war immer sehr zufrieden hier, und das war die Hauptsache", sagt er und ergänzt: "Barsbüttel ist toll. Die Jugendlichen fühlen sich als Hamburger, leben hier aber sicherer."

Der Lauenburger, der schon die Eltern des heutigen Nachwuchses betreute, genießt bei seinen Schützlingen Respekt und ist Vertrauensperson zugleich. Deshalb ist er immer ganz nah dran an ihren Problemen und Wünschen.

Als eine Gruppe Jugendlicher vor ein paar Jahren nachts im Ort randalierte, holte er sie mit der Aktion "Mitternachtsfußball" von der Straße. Mit dem jährlichen Feuerfest im Herbst spricht das Jugendzentrum heute verstärkt Familien an. Und am 21. Juni wurde das "Akku" - der Name des Jugendzentrums steht für Aktion und Kultur - mit einem Mittsommerfest erstmals zum Forum für junge Musiker.

Dass es mit den Kollegen so gut klappt, ist ein weiterer Grund für seine Arbeitsfreude. Mit Claudia Heydelmann-Nagel hat er vor 23 Jahren gemeinsam in Barsbüttel angefangen, Jan Nißle ist seit 20 Jahren dabei und Katja Heymann gehört seit zehn Jahren zum Team. Zusammen arbeiten sie daran, den Kindern und Jugendlichen Werte wie Toleranz, Fairness und Gewaltfreiheit zu vermitteln." Freiwillig hat hier noch keiner aufgehört", sagt Lenzmeier.

Seine ersten Erfahrungen sammelte der gebürtige Westfale während seines Zivildienstes in der katholischen Kirchengemeinde Gütersloh. Die Jugendarbeit machte ihm so viel Spaß, dass er sich dachte: "Das kannst du auch beruflich machen." Nach der Ausbildung zum Diplom-Sozialarbeiter bewarb er sich bundesweit und hatte schließlich die Wahl zwischen Mühlacker bei Pforzheim oder Glinde bei Hamburg. Seine Frau wollte lieber im Norden weiter Lehramt studieren, also ging er 1987 zum Allgemeinen Sozialen Dienst in Glinde. Als ein Jahr darauf die Stelle eines Jugendpflegers in Barsbüttel ausgeschrieben wurde bewarb er sich und wurde genommen. "Daraus ist eine Lebensaufgabe geworden", sagt er.

Nach eineinhalb Jahren bat ihn die Gemeinde, ein Konzept für ein Jugendzentrum zu entwickeln. Eigentlich wollten die Barsbütteler ein "Haus für alle" bauen, doch die Politiker konnten sich nicht einigen. Als Kompromiss sollte etwas für die Jugend getan werden. Lenzmeier wählte als Standort eine Wiese neben der Hauptstraße und plante sein Jugendzentrum liebevoll und akribisch bis hin zum einzelnen Lichtschalter. 1991 war das "Akku" fertig, mit Werkstatt, Medienraum, Fotolabor, Cafeteria und einem Außengelände mit großer Terrasse, Streetballanlage und grünem Rasen. Das Jugendzentrum wurde so angelegt, dass es zu einem Bürgerhaus hätte erweitert werden können. Doch dazu kam es nicht. Nebenan entstanden das Seniorenheim und dann der Penny-Markt und die Feuerwache. Demnächst wird hier noch ein kleines Einkaufszentrum gebaut.

Dass sich die Straße "Am Akku" zur neuen Ortsmitte entwickeln würde, hätte Mathias Lenzmeier damals nie gedacht. Dass das Jugendzentrum so zentral liegt, erwies sich als Segen. Heute sind täglich 60 bis 70 Jugendliche hier. Den Erfolg führt er auch auf die neue Medienpräsenz zurück: "Facebook ist für die Jugendarbeit ein echter Segen. Wir posten unheimlich viele Sachen und haben mehrere Gruppen, zum Beispiel für die Zukunftswerkstatt, die Skater und den Jugendclub in Stellau."

Facebook ist auch das Thema, das bei seinen Info-Veranstaltungen für Eltern zum Thema neue Medien am stärksten nachgefragt wird. "Ich gehe mit den Eltern die Einstellungen durch und zeige ihnen, wie man sich dort darstellen kann", sagt Lenzmeier, der vor zwei Jahren eine Ausbildung zum Medienlotsen gemacht hat. In seinen Seminaren zeigt er auch, wie man sich gegen Mobbing oder Cyber-Grooming (Erwachsene, die es im Internet auf Kinder abgesehen haben) wehrt.

Der Jugendclub in Stellau wurde 1989 sein zweites Projekt. Heute ist der Jugendtreff in der alten Feuerwache untergebracht und die Jugendlichen betreiben ihn in eigener Regie. "Die sind sehr verantwortungsvoll, das ist hier eine sehr gute Dorfgemeinschaft" , sagt er und erinnert sich: "Wir haben hier Jugendfreizeiten mit über 30 Teilnehmern gehabt, wo kriegt man das sonst schon hin, auf dem Dorf."

Stellau wurde zum "Leuchtturmprojekt" und die anderen Ortsteile, Stemwarde und Willinghusen, wünschten sich auch einen Jugendtreff. In Stemwarde klappte es 2007, seitdem gibt es einen Jugendkeller im Dorfgemeinschaftshaus. In Willinghusen wird noch nach einem Standort gesucht.

Sein neuestes Projekt ist wieder ein Auftrag der Gemeinde. Die will 100 000 Euro in eine Freizeitanlage für Jugendliche im Hauptort Barsbüttel investieren. Die wünschen sich seit Langem eine Skateanlage und eine Dirt-Bike-Bahn (Gelände-Fahrradstrecke) unter freiem Himmel. Wo beides gebaut wird, steht noch nicht endgültig fest. "Jugendliche wollen immer da sein, wo auch etwas los ist", sagt Mathias Lenzmeier. Jetzt ist für beide Anlagen eine Fläche zwischen Sportplatz und Gemeinschaftsschule im Gespräch, wo es auch schon einen Spielplatz gibt. Damit die Politiker sich die Anlage besser vorstellen können, will er mit ihnen noch einen Ausflug zum Skatepark nach Rissen machen und hofft, dass er dann im kommenden Frühjahr gemeinsam mit den Jugendlichen loslegen kann. Die wollen nämlich mitbauen an ihrem Outdoor-Treff.

Der Job hat ihm auch privat Glück gebracht: Seine Frau Claudia lernte er während seiner Gütersloher Zeit kennen. Sie hatte immer Verständnis für seinen Job und dafür, dass sie sich nicht so oft sehen. Eine Zeit lang waren ihre unterschiedlichen Arbeitszeiten sogar ideal für die Familie, denn er hatte vormittags Zeit für die beiden Töchter Jana und Beeke. Doch seit die beiden im Teenageralter sind, bedauert er es manchmal, dass er nachmittags nicht zu Hause ist. Wenn der Jugendpfleger in seiner Freizeit nicht an seinem denkmalgeschütztem Fachwerkhaus bastelt oder im Garten arbeitet, dann sammelt er Fahrräder, und stöbert auf Flohmärkten nach alten Carrera- und Schuko-Autos. Weil der Weg zur Arbeit mit dem Rad aber zu weit wäre, fährt der Familienvater mit dem Erdgasauto.