Der 21-jährige aus Rümpel ist einer der Casting-Kandidaten in der zehnten Staffel der Casting-Show Popstars. Die erste Folge läuft heute Abend.

Rümpel. Der erlösende Satz steht am Ende eines langen Wegs. Zuschauer der Castingshow Popstars konnten in den letzten zwölf Jahren verfolgen, wie Bands geboren wurden, wie die Kandidaten sich bei Workshops an exotischen Orten oder beim Vocalcoaching abrackerten, wie sie das schweißtreibende Tanztraining bei Choreograf Detlef D! Soost absolvierten, um dann von der Jury zu hören: "Du bist in der Band."

Einer, der nur zu gerne am Ende der heute Abend auf ProSieben beginnenden zehnten Staffel zu den Empfängern dieser Botschaft gehören würde, heißt Andy und kommt aus Rümpel. Nach seinem Abitur im Jahr 2010 und einem zehnmonatigen USA-Aufenthalt als Au-pair-Junge, arbeitete der 21-Jährige zuletzt aushilfsweise als Postbote. "Was habe ich zu verlieren", fragte Andy sich, als er den Bewerbungsbogen ausfüllte.

Der Stormarner setzte sich Mitte März erfolgreich bei einem Vorcasting in Hamburg gegen viele seiner Mitbewerber durch und stellte sich ein paar Wochen später der Popstars-Jury vor: In einem Berliner Hotel traf Andy das erste Mal auf Lucy Diakowska, Senna Guemmour, Ross Antony und Detlef D! Soost. "Meine Nervosität war sehr groß", sagt er. "Es kam mir so vor, als ob ich die Jury-Mitglieder bereits kennen würde, weil ich sie selbst so oft im Fernsehen gesehen habe." Damals verfolgte der Stormarner einige der Staffeln, in denen Girlbands wie die No Angels und Monrose oder die Band Bro 'Sis, bestehend aus weiblichen und männlichen Sängern, gecastet wurden - erfolgreiche Popstarformate, aus denen zum Jubiläum jeweils ein Bandmitglied einen Platz am Jurypult besetzt.

Nach vier Staffeln, in denen nur weibliche Bewerberinnen gecastet wurden, sucht der Sender in diesem Jahr auch männliche Sänger. "Es waren sehr viele Jungs bei dem Casting", sagt Andy. "Anfangs hatte ich Angst, vor den anderen Kandidaten zu singen." Bei seiner Songwahl für die Berliner Castingrunde entschied sich der 21-Jährige für "My Immortal" von Evanescence und "I Want You Back" von den Jackson Five. "Mir war nicht wichtig, ob der Song gerade in den Charts ist, sondern ob er zu meiner Stimmfarbe passt", sagt der Stormarner.

In den Wochen vor dem Casting trainierte Andy jeden Tag seine Stimme und übte die Songs stundenlang, um Textpatzer zu vermeiden. Nach Berlin begleitete ihn dann seine Mutter. "Meine Eltern haben gesagt, dass ich das auf jeden Fall machen soll", sagt er.

Andy selbst kann sich ein Leben als Popstar sehr gut vorstellen. "Der Wunsch war schon immer da", erzählt der Stormarner. Damals habe er in Freundebücher geschrieben, dass er später einmal Schauspieler oder Sänger sein wolle. Mit 17 Jahren fing Andy dann an, in einem Gospelchor zu singen und stand zwei Mal jährlich mit seiner Gruppe vor einem großen Publikum.

Doch er wisse, dass es nicht immer einfach sei, eine Musikkarriere zu starten: "Ich bin ein realistischer Mensch. Viele haben den Traum, auf der Bühne zu stehen, doch nur Wenige schaffen es", sagt der Abiturient. Daher hat der Castingkandidat sich vorsichtshalber für das kommende Wintersemester an verschiedenen deutschen Universitäten beworben: Andy möchte Gymnasiallehrer in den Fächern Englisch und Erdkunde werden, sollte Popstars nicht den erhofften Einstieg ins Musikbusiness bringen. "Wenn ich es nicht in die Band schaffe, werde ich mit einem Studium beginnen", sagt er. Erste Erfahrungen vom Berufsalltag eines Lehrers sammelte Andy während eines Praktikums an einer Gesamtschule im vergangenen Jahr. "Die Arbeit mit Kindern hat mir sehr großen Spaß gemacht." Doch bei Aussicht auf einen Casting-Erfolg würde er das Studium aufschieben. "Ich bin jung und möchte die Zeit jetzt genießen", sagt der Stormarner.

Für das Popstars-Format - bei dem anstatt eines einzelnen Sängers eine Gruppe gecastet wird - hat sich Andy bewusst entschieden: "In einer Band steht man nie alleine auf der Bühne. Sie besteht aus verschiedenen Charakteren, was ich sehr gut finde", sagt er. Denn so sei für verschiedene Fan-Gruppen etwas dabei. Deshalb möchte Andy schon während des Castings gute Kontakte knüpfen. "Es ist mir wichtig, dass ich mich mit den anderen Kandidaten verstehe", sagt der 21-Jährige. "Schließlich wird eine Band gesucht, die aus mehreren Personen besteht." Bislang herrsche kein Konkurrenzdenken unter den Kandidaten. Man würde sich vielmehr Mut zusprechen und gegenseitig anspornen. "Wir haben gerade eine tolle Zeit", erzählt Andy. "Wir singen alle gerne und das verbindet uns."

Seine Freunde zu Hause werden heute Abend um 20.15 Uhr die erste Popstars-Folge mit Andy gemeinsam im Fernsehen ansehen. "Sie finden es witzig, dass ich bei einem Casting mitmache", sagt Andy. Viele von ihnen hätten die letzten Popstars-Staffeln schon nicht mehr verfolgt. Doch als die Vorschau für das Casting lief und ihn Freunde und Bekannte im Fernsehen sahen, habe er viele SMS bekommen. Doch für Andy sei es immer noch seltsam, sich im Fernsehen zu sehen. "Meine Stimme hört sich ganz anders an, als ich sie selbst wahrnehme", sagt er.

Ob es der Stormarner in die nächste Casting-Runde geschafft hat, durfte er nicht verraten. Sollte Andy jedoch weit genug kommen, erwartet ihn ein Workshop auf Ibiza. Vielleicht hört er ja schon heute Abend von der Jury den Satz "Du bist eine Runde weiter".