Das tödliche Unglück in Hessen hat eine Diskussion um die Sicherheit entfacht. Die meisten Anlagen in Stormarn haben Ableiter. Verband gibt Tipps.

Ahrensburg. Das tragische Gewitter-Unglück im nordhessischen Waldeck, bei dem am vergangenen Freitag drei Golferinnen durch einen Blitzeinschlag in einer Schutzhütte getötet wurden, hat eine Diskussion um die Sicherheit auf Golfplätzen ausgelöst. Die Hütte, in der sich die Frauen untergestellt hatten, diente lediglich dem Regenschutz - einen Blitzableiter gab es nicht. Eine 50 Jahre alte Frau schwebt derzeit noch in Lebensgefahr.

Hätten die schweren Folgen durch einen Blitzableiter auf der hölzernen Behausung verhindert werden können? Diese Frage, und vor allem die Frage nach dem Zustand der Schutzhütten im Kreis beschäftigt nun auch die Menschen, die in einem der zwölf Stormarner Golfklubs spielen. "Wir werden von vielen Mitgliedern angesprochen, ob unsere Golfhütten über Blitzableiter verfügen", sagt Bruni Widera vom Golf Club Großensee. Die Anlage ist mit drei blitzgesicherten Hütten ausgestattet. Zwei Toilettenhäuser haben ebenfalls einen Blitzableiter.

So wie der Golf Club Großensee verfügen auch die Anlagen in Ahrensburg, Ammersbek, Glinde, Oststeinbek, Reinfeld, Sülfeld, Tangstedt und Wentorf/Reinbek über blitzgesicherte Schutzhütten. Die Blitzschutzanlagen der Golfklubs in Wentorf/Reinbek und in Sülfeld sind darüber hinaus TÜV-geprüft. "Wir haben alles für die Sicherheit unserer Klubmitglieder getan", sagt Claus Bode, Vorsitzender des Wentorf-Reinbeker Golf-Clubs.

+++ Blitzschlag tötet drei Frauen in Nordhessen +++

Am Golfclub Siek/Ahrensburg verfügt die einzige Schutzhütte nicht über einen Blitzableiter, jedoch sei man bei einem Wetterumschwung "sehr wachsam", wie die Assistentin der Geschäftsleitung, Andrea Ingwersen versichert. Bei einem aufziehenden Gewitter warne man die Golfer mit einem Signalhorn, damit diese den Platz schnellstmöglich verlassen könnten. "Jeder Golfer weiß, wie er sich bei Gewitter verhalten muss", sagt Andrea Ingwersen.

Die genauen Verhaltensregeln hatte der Deutsche Golf Verband (DGV) erst vor vier Wochen in einem Merkblatt an sämtliche Golfklubs geschickt. Darin steht unter anderem, wie ein Golfer abschätzen kann, wie weit ein Gewitter entfernt ist: Die Sekunden zwischen Blitz und Donner durch drei geteilt ergeben die ungefähre Kilometerzahl. Bei 30 Sekunden zwischen Blitz und Donner ist Vorsicht geboten: Wer in einer Hütte mit Blitzschutzanlage Unterschlupf sucht, sollte Trolleys und Golfschläger zurücklassen. Die Experten raten zudem, dass die Spieler sich nicht gegenseitig berühren und Abstand zu Bäumen halten. Erst 30 Minuten nach dem letzten Donner könne eine Entwarnung gegeben werden. Der DGV regelt auch die Unterbrechung des Spiels vor oder während eines Gewitters. Golfer werden aufgerufen, das Spiel bei Blitzgefahr selbstständig zu unterbrechen und bei einem Signalton sofort Schutz zu suchen.

Welche Kriterien dieser Schutz erfüllen muss, wird allerdings nicht näher erläutert. Immanuel Comtesse, stellvertretender Leiter der Golfanlage in Oststeinbek, warnt vor einem Unterschlupf, der nicht blitzgesichert ist. "Eine Holzhütte, die nicht mit Blitzableiter ausgestattet ist, ist bei einem Gewitter eher eine Falle für die Golfer." Die Golfanlage in Oststeinbek verfügt über zwei Blitzschutzanlagen, in denen pro Hütte maximal acht Personen Platz finden.

Doch wie sicher ist ein Unterschlupf in einer blitzgesicherten Hütte tatsächlich? "Eine hundertprozentige Sicherheit, dass kein Blitz einschlägt, gibt es natürlich nie", sagt Thomas Raphael, Geschäftsführer des Ausschusses für Blitzschutz und Blitzforschung vom Verband der Elektrotechnik (VDE). "Aber die Blitze, die abgeleitet werden, haben eine geringere Kraft, sodass sie weniger Schaden anrichten."

Nach dem tragischen Unglück in der Golfanlage in Waldeck wollen die Mitarbeiter im Golfclub Reinfeld vorsichtiger mit Gewitterwarnungen umgehen. Ein Turnier, das für 17 Uhr angesetzt war, musste vergangenen Freitag abgebrochen werden. "Um 17.30 Uhr setzte das große Unwetter ein. Eigentlich hätte man das Spiel gar nicht anfangen sollen", sagt Klubsekretärin Andrea Lange. Für das nächste Mal haben wir uns vorgenommen, gar nicht erst los zu gehen, wenn solche Wolken aufziehen." Auf der Hälfte der Geländestrecke befindet sich die einzige blitzgesicherte Golfhütte. Der Klub plant nun eine Gewitterwarnung für die eigene Homepage, die Golfer vor kommenden Unwettern warnen soll. Andrea Lange will in Zukunft vorsichtiger sein, denn auch sie stand während des Unwetters auf dem Golfplatz: "Ich war selbst so leichtsinnig. Das Unglück bringt einen zum Nachdenken", sagt sie.