Zentrale wird für 2,85 Millionen Euro ausgebaut und bekommt unter anderem einen neuen Trainingsparcours sowie eineneue Fahrzeughalle.

Großhansdorf/Travenbrück. Die Feuerwehrzentrale im Travenbrücker Ortsteil Nütschau bekommt für 2,85 Millionen Euro einen neuen Trainingsparcours sowie eine neue Fahrzeughalle und eine Garage. Dies verkündete Kreispräsidentin Christa Zeuke am Mittwochabend bei der Mitgliederversammlung des Feuerwehrkreisverbandes Stormarn in Großhansdorf. Der Kreistag hat für das kommende Jahr zwei Millionen Euro und für das darauf folgende Jahr 850 000 Euro für den Um- und Ausbau im Haushalt eingeplant. "Mit dem Geld soll eine neue Atemschutzstrecke gebaut werden", sagt Kreisbrandmeister Gerd Riemann: "Unsere derzeitige Trainingsanlage ist rund 30 Jahre alt und technisch nicht mehr auf dem neuesten Stand."

Die freiwilligen Helfer der 89 Stormarner Wehren können in dem Parcours künftig den Ernstfall üben. Mit Schutzmasken und Atemluftflasche müssen die Feuerwehrleute im Dunkeln durch enge Kammern klettern und beispielsweise einen Wohnungsbrand simulieren. Dabei sind sie per Funk mit einem Kameraden verbunden, der immer wieder kontrolliert, wie viel Sauerstoff den Männern noch bleibt. Damit die 3300 Stormarner Feuerwehrleute im realen Einsatz Atemschutzgeräte tragen dürfen, müssen sie einmal pro Jahr durch die Atemschutzstrecke.

Neben dem Trainingsparcours sollen auch eine Garage und eine Fahrzeughalle gebaut werden, in der die technische Ausrüstung auf den Feuerwehrautos kontrolliert werden kann. "Die Geräte sollen dort quasi einer TÜV-Prüfung unterzogen werden", sagt Riemann.

Für Kreispräsidentin Zeuke sind die 2,85 Millionen Euro gut investiertes Geld. "Der Kreis Stormarn hat die beste Feuerwehr in ganz Schleswig-Holstein. Und damit das auch so bleibt, müssen wir in die Ausbildung der Kameraden und Kameradinnen investieren."

Mit der besten Feuerwehr meint Zeuke die Großhansdorfer Helfer. Denn die Blauröcke haben dieses Jahr als erste Feuerwehr im Kreis die sogenannte "Roter Hahn Stufe fünf" erreicht. Damit nicht genug: Die Großhansdorfer bestanden die Prüfung mit 91,3 Prozent, dem besten bisher in Schleswig-Holstein erreichten Ergebnis. Eine Prüfkommission bewertete Ende September die Ausstattung und das Fachwissen der Helfer in der Waldgemeinde. Zudem mussten die Feuerwehrleute drei praktische Prüfungen absolvieren.

Bürgermeister Janhinnerk Voß kritisiert den Werteverlust in der Gesellschaft

"Ein Einsatzszenario war die Rettung einer eingeklemmten Person nach einem Autounfall, anschließend bewertete die Kommission eine Tiefenrettung aus einem Schacht im Keller eines Krankenhauses. Die letzte Aufgabe war ein fingiertes Feuer im Keller der Grundschule Wöhrendamm, bei dem zwei Kinder als vermisst galten", erinnert sich Gemeindewehrführer Andreas Biemann. Besonders stolz auf diese Leistung ist auch Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß, der das Engagement der Helfer lobte. Als "störend" bezeichnete er indes, dass die Hilfe der freiwilligen Feuerwehrleute immer mehr als selbstverständlich wahrgenommen werde. "Sie werden als professionelle Dienstleiser betrachtet, die gefälligst da zu sein haben, wenn man sie braucht", sagt Voß und fügt kritisch hinzu: "Beispielsweise wird die Feuerwehr alarmiert, wenn ein armdicker Ast auf der Straße liegt, den jeder Dreijährige zur Seite räumen könnte. Auch die Beseitigung eines Wasserfilms im Keller soll beispielsweise von den Kameraden beseitigt werden. Jedoch werden dafür weder Pumpe noch Sauger gebraucht, sondern eher ein Geschirrhandtuch."

Natürlich solle jeder Bürger im Notfall die Feuerwehr rufen. "Aber manchmal darf auch ruhig etwas überlegt werden", sagt Voß, der bei der Mitgliederversammlung von "Werteverlusten in der Gesellschaft" und Egoismus sprach. Auch Landrat Klaus Plöger fand bei der Versammlung im Emil-von-Behring-Gymnasium kritische Worte. Diese richteten sich jedoch nicht an die Bürger, sondern an die Politiker in der Stadt Reinbek. Die freiwilligen Helfer beklagen seit langem, dass die Wache viel zu klein sei und ein Neubau her müsse (wir berichteten).

Klaus Plöger glaubt, dass die Reinbeker Politiker zur Vernunft kommen werden

Um den Druck auf Politik und Verwaltung in Reinbek zu erhöhen, drohen 19 Feuerwehrmänner damit, ihren freiwilligen Dienst nicht mehr auszuführen. "Ich glaube, die Reinbeker Politiker werden noch zur Vernunft kommen und einsehen, dass der Bau einer neuen Fahrzeughalle günstiger ist als eine Berufsfeuerwehr", sagte Landrat Klaus Plöger und ermuntert die Reinbeker Feuerwehrleute weiterzumachen. "Ihr feiert nächstes Jahr 125-jähriges Bestehen. Lasst euch das nicht vermiesen."