Gesa Croonen aus Lütjensee ist Norddeutschlands erste JAD-Dogs-Trainerin. Im Jahr 2012 will sie auch Kurse für andere anbieten.

Lütjensee. Die Tanzfläche ist uneben, mit Gras bewachsen und wird von zahlreichen Maulwurfshügeln verziert. Kleine Stolperfallen, denen die Tanzpaare bei ihren Schritten und Drehungen ausweichen müssen. Statt Pumps und Kleidern tragen die Frauen festes Schuhwerk, dicke Jacken und Handschuhe. Denn es ist kalt, vielleicht ein oder zwei Grad über Null. Doch ihren Partnern scheinen die niedrigen Temperaturen nichts auszumachen. Sie sind barfuß auf ihren vier Pfoten unterwegs - und das mit großer Begeisterung.

Statt Mann und Frau tanzen hier Frau und Hund oder auch Mann und Hund zusammen. Wegen dieser Kombinationen werden die Schritte, Drehungen und Tricks auch nicht in einem gemütlichen Tanzsaal, sondern auf einem Hundeplatz geübt. In den Pausen gibt es weder Kaffee noch Kuchen oder Kekse, sondern höchstens Glühwein zum Aufwärmen. Doch das alles nehmen Hund und Halter für die Sportart JAD-Dogs gern auf sich.

Die Abkürzung steht für Jump and Dance und beschreibt eine Hundesportart, die 2010 in Zusmarshausen, einer Gemeinde westlich von Augsburg, von der Hundetrainerin Mica Köppel erfunden wurde. Bei JAD-Dogs werden drei Disziplinen miteinander kombiniert: Dogdance, Agility und Longieren. "Diese Kombination ist einfach klasse", sagt Gesa Croonen. "Ich mochte es schon immer gern, etwas mit Hunden und Musik zu machen. Hier ist das möglich." Die Lütjenseerin ist eine von deutschlandweit zehn JAD-Dogs-Trainerinnen. Vor einigen Wochen hat sie ihre Ausbildung bei Mica Köppel gemacht, ist dafür extra nach Bayern gereist. "Jetzt bin ich die erste norddeutsche Trainerin in dieser Sportart", sagt sie. Die nächste JAD-Dogs-Expertin sei erst wieder in Köln zu finden.

Gesa Croonen hat gleich zwei Tanzpartner auf den Hundeplatz in Lütjensee mitgebracht: Sid, 5, und Ice, 2, zwei Australian Shepherds. Die 47-Jährige ruft die beiden zu sich auf die Übungsfläche und lässt sie im Kreis um sich herumlaufen. Die Tiere überspringen Hürden und laufen durch eine Tunnelröhre. Musik zur JAD-Dogs-Darbietung ist unerlässlich, so jedenfalls steht es in der Präambel der Hundesportart, und deshalb nimmt Gesa Croonen meist einen tragbaren CD-Player mit auf den Platz. Dort schließt sie ihren iPod an, und schon tönen Songs von Mark Medlock und Whitney Houston aus den Lautsprechern. "Die Musikrichtung ist egal", sagt sie. "Wichtig ist, dass man das Lied sehr lange hören mag." Denn bis eine Choreografie perfekt sitze, müsse lange geprobt und der Song immer wieder gehört werden.

Während die Hunde um sie herum laufen und auf Kommandos wie "Tisch", "Target" und "Wechsel" reagieren müssen, bleibt Croonen in der Mitte des Kreises stehen. "Ich könnte jetzt zum Beispiel Discofox-Schritte machen", sagt die Lütjenseerin. So weit sei sie aber noch nicht. "Ich übe erst seit August und bin zurzeit noch dabei, Tricks zu sammeln, die ich meinen Hunden beibringe." Erst danach denke sie über eine Choreografie nach. Bis September 2012 muss sie jedoch perfekt sitzen, denn dann will Gesa Croonen mit Sid und Ice beim ersten JAD-Dogs-Turnier in Zusmarshausen starten. Sie hofft, bis dahin noch einige andere Hundehalter aus dem Norden für ihr Hobby begeistern zu können. Ab Frühjahr kommenden Jahres will sie auch Kurse anbieten.

Doch jetzt ist Gesa Croonen erst einmal mit ihren eigenen Hunden beschäftigt. Sie lässt sie durch die Beine und auf ihren Füßen laufen. Dann fordert die Hundetrainerin sie auf, sich an sie heranzuschmiegen und ihr nicht von der Seite zu weichen. "Die Hunde machen alles mit, weil sie einfach Spaß daran haben, etwas mit mir zu unternehmen", sagt sie und blickt liebevoll zu ihren beiden Australian Shepherds.

Die Sportart könne mit allen Hunderassen betrieben werden - auch mit den größten, den irischen Wolfshunden, sagt die 47-Jährige und überlässt Heike Timm und ihrer vierjährigen Hündin Tara die Übungsfläche. Auch die Reinbekerin lässt ihren Australian Shepherd zunächst longieren, bevor das Kommando "Tisch" über den Platz tönt. Sofort steuert Tara ein kleines Podest an und lässt sich darauf nieder. Zur Belohnung gibt es ein Leckerli aus der Tasche. Es folgen Männchen machen auf dem Tisch und die Vorderpfoten an die Oberschenkel von Frauchen legen.

Einige Meter entfernt bringt Edith Falk aus Sprenge ihrem dreijährigen Border Collie Frieda bei, eine Acht um ihre Beine zu laufen. "Hab Spaß", ruft Gesa Croonen der Steinburgerin zu. Motivation und Freude seien sehr wichtig, sagt die Hundetrainerin. Auch wenn die Übungen mal nicht so gut klappten, müssten Mensch und Hund weiter mit Spaß dabei sein. Dann ruft sie Sid und Ice wieder zu sich auf die Übungsfläche, um die nächsten Tricks einzustudieren.