Der Initiator fürchtet um sein Projekt, weil die Stadt die Hälfte des von ihm reservierten Grundstücks an auswärtigen Investor verkauft hat.

Bargteheide. Ein auswärtiger Investor hat dem Bargteheider Gorch-Hannis la Baume die nördliche Hälfte des Grundstücks an der Ecke Alte Landstraße/Haferkamp weggeschnappt. Dabei hatte sich der Ingenieur und Statiker die gesamte Fläche von 3700 Quadratmetern von der Stadt reservieren lassen, um hier ein Bargteheider Gesundheitszentrum zu errichten. Ist das Projekt damit gestorben? La Baume: "Es ist gefährdet. Das halbe Grundstück ist zu klein. Das wird höchstens noch ein Ärztehaus mit drei, vier Medizinern." Sein ursprünglicher Plan sah ein Gesundheitszentrum mit Patz für 20 Ärzte und Therapeuten und eventuell mit einem ambulanten Operationszentrum im Untergeschoss vor. Investitionsvolumen: sechs Millionen Euro.

Bauamtsleiter Jürgen Engfer hält diesen Plan weiter für umsetzbar: "Der südliche Teil ist für ein Gesundheitszentrum ausreichend. Und die politische Diskussion darüber, ob hier vielleicht eine neue Kindertagesstätte entstehen sollte, ist ja auch beendet."

La Baume, selbst FDP-Stadtvertreter, erhebt derweil schwere Vorwürfe gegen die Kommunalpolitiker. "Es geht um die Versorgung der Bevölkerung, um perspektivisches und strategisches Denken, um den Ausbau einer Gesundheits-Infrastruktur. Das wäre eine originäre politische Aufgabe. Aber die Kommunalpolitiker können nicht über den Tellerrand gucken, nicht mal über den allerflachsten."

Fakt ist, dass der Vertrag mit dem Käufer des nördlichen Grundstücksteils vermutlich noch Ende des Jahres unterschrieben wird. "Es handelt sich um einen Bewerber, der seinen Firmensitz nach Bargteheide verlegen will und dort auch Wohnraum schaffen möchte", bestätigt Bauamtsleiter Engfer. Fakt ist außerdem, dass es eine Frist für la Baume gab, ein Konzept für das Gesundheitszentrum vorzulegen und nachzuweisen, dass genügend Mediziner bei dem Projekt mitmachen. Engfer: "Die Frist ist Ende August abgelaufen, und zwar ohne dass ein vollständiges Konzept vorlag." Die Folge: Der Unterausschuss für Bauordnungsangelegenheiten hatte über die Pläne anderer Interessenten beraten und schließlich das Gewerbe- und Wohnkonzept des auswärtigen Investors befürwortet. Engfer: "Die Finanzverwaltung konnte daraufhin mit den Verhandlungen beginnen und den Kaufvertrag vorbereiten."

"Es stimmt. Es hat ein Zeitfenster gegeben", sagt la Baume. Ihm sei jedoch zugesichert worden, dass der Zeitfaktor keine Rolle spiele, wenn er das Projekt vorantreibe." Und das habe er getan. Eine Apotheke, ein Unfallchirurg, ein Urologe, ein Physiologe und ein Orthopädietechniker hätten schon zum Kreis der Bewerber gezählt. La Baume: "Und auch das Konzept war da. Das Problem war die Auslastung, sie lag erst bei 50 Prozent. Ich hätte noch mehr Zeit gebraucht, um etwas Vernünftiges für die Versorgung der Bevölkerung tun zu können."

Das sei dringend geboten. Bargteheide wachse von Jahr zu Jahr. Die Stadt sei ein Magnet für junge Familien. Und für sie werde auch viel getan. La Baume: "Aber nur den Schwerpunkt auf Kinder und Jugendliche zu setzen, wie die SPD es tut, das reicht nicht." Bargteheide müsse auch etwas für die Älteren tun und auch einen Schwerpunkt auf die medizinische Versorgung legen. Nur so könne die Stadt lebenswert bleiben.

Der Ingenieur wendet sich in seiner Kritik ausdrücklich nicht gegen den Bürgermeister Henning Görtz: "Der hat sich glaubwürdig für das Gesundheitszentrum eingesetzt.", sagt la Baume. Enttäuscht ist er hingegen von CDU, SPD und WfB. Von ihnen fühlt er sich nicht genügend unterstützt. Statt ein bisschen Geduld aufzubringen und ihm mehr Zeit zu geben, hätten sie einem Mitbewerber den Zuschlag gegeben. La Baume: "Da war der schnelle Euro wichtiger."

Noch Anfang August hatte sich der Bargteheider zuversichtlich gezeigt. Die Chancen für das Gesundheitszentrum stünden gut. "Ich möchte die Interessenten bis Herbst unter Vertrag haben und den Bauantrag stellen. Dann könnten wir im Frühjahr 2012 beginnen", hatte er damals dem Abendblatt gesagt. Als voraussichtliche Bauzeit hatte er ein Jahr angesetzt. Daraus wird nichts. Stattdessen ist das Projekt gefährdet.

La Baume könnte seine Pläne immer noch umsetzen, sagt dagegen auch Andreas Bäuerle (SPD), Vorsitzender des Unterausschusses für Bauordnungsangelegenheiten, der das Konzept des Mitbewerbers bewilligt hatte - einstimmig. "Es ist ja nicht richtig, dass die Stadt das Gesundheitszentrum nicht will. Im Gegenteil. Es herrscht Einigkeit darüber, dass wir mehr Ärzte in Bargteheide brauchen", sagt Bäuerle. Deswegen sei es auch sehr bedauerlich, dass sich der Bargteheider das Grundstück eineinhalb Jahre lang habe reservieren lassen, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Bäuerle: "Und irgendwann muss die Stadt dann auch ihre Grundstücke verwerten dürfen."

Über den Namen des auswärtigen Investors, über seine Branche und über den Kaufpreis herrscht Stillschweigen. Das Thema wurde im nicht öffentlichen Teil des Ausschusses behandelt. Bestätigt wird dagegen, dass Bürgermeister Henning Görtz vor der Freigabe des Mitbewerber-Konzeptes mit la Baume Kontakt aufgenommen hat. Es sei Görtz darum gegangen, eine Zusicherung von la Baume zu bekommen, dass er trotz des Verkaufs des nördlichen Grundstückteils an seinem Plan für ein Gesundheitszentrum festhalte. Bäuerle: "Ich habe die E-Mail gesehen, in der er das auch zugesagt hat."

"Das ist richtig", sagt la Baume. Es gehe daher auch weiter. "Ich werde Anfang Januar Gespräche mit weiteren Interessenten führen. Aber je kleiner die Fläche ist, umso weniger wirtschaftlich ist sie. Und das erschwert die Suche nach weiteren Medizinern und vor allem auch nach einem Investoren." (abendblatt.de)