Der Traum hat eine Kehrseite: harte Ausbildung, große Konkurrenz

Welches Mädchen hat nach den wöchentlichen Ballettstunden der Kindheit nicht davon geträumt, eine Primaballerina zu werden? Doch was muss ein Tänzer alles auf sich nehmen, um einen solchen Moment zu erleben? Viel mehr, als man denkt. Denn Ballett ist mehr als eine Beschäftigungstherapie für kleine Wunschprinzessinnen. Die Ursprünge finden sich an den italienischen und französischen Königshöfen des 15. und 16. Jahrhunderts. Die ersten Tänzer bewegten sich zu klassischer Musik und drückten Gefühle sowie Geschichten durch ihre Bewegungen aus. Bis zum heutigen Tag entwickelte sich daraus ein formvollendeter Tanz, der es den Darstellern ermöglicht, in jede Rolle zu schlüpfen. Das geht von der leidenschaftlichen Carmen aus der Ballettfassung von Georges Bizets berühmter Oper bis hin zu den zarten Figuren des Schwanensee-Balletts.

Um an einem solchen Stück mitzuwirken oder gar die Hauptrolle zu tanzen, nehmen viele junge Menschen einen langen Weg der körperlichen Belastung und des Konkurrenzkampfes auf sich. Will man sich als professionelle Tänzerin oder als Tänzer etablieren, muss man bestimmte Kriterien erfüllen. So liegt zum Beispiel das bestmögliche Einstiegsalter für die Karriere zwischen 16 und 20 Jahren.

Man hat einen einwandfreien körperlichen Zustand vorzuweisen und muss eine Ausbildung zum Bühnentänzer oder Tanzpädagogen absolviert haben. In Deutschland gibt es Ausbildungsprogramme, die von privaten Tanzschulen angeboten werden, die man jedoch ohne staatlichen Abschluss oder Teilnahmezertifikat beendet. Sie dauern meist drei Jahre. Andererseits gibt es die Ausbildung an staatlichen Ballettschulen, die das Abitur und einen Abschluss in Tanzpädagogik oder Bühnentanz beinhalten.

Auf dem Weg zum professionellen Tänzer lernt man verschiedene Ausbildungsmethoden und Stilinterpretationen kennen. Die in Deutschland am weitesten verbreitete ist zum einen die Ausbildung an der Royal Academy of Dance, einer internationalen Organisation, die Lehrprogramme und Prüfungen zu vielen Tanzstilen anbietet. Fast ebenso gebräuchlich ist die Waganowa-Methode. Sie ist benannt nach der russischen Balletttänzerin Agrippina Waganowa und bietet ein breites Spektrum an Elementen der italienischen, französischen und russischen Schule.

Balletttänzer ist kein Beruf, den man lange ausüben kann. Mit fortschreitendem Alter genügt man immer weniger den körperlichen Ansprüchen, die dieser Tanz stellt. Lohnt es sich, die jahrelangen Mühen auf sich zu nehmen, um einen kurzen Augenblick des Ruhms im weißen Tutu, dem Ballettkostüm, zu erfahren? Diese Entscheidung bleibt jedem selbst überlassen. Ich habe mich trotz meiner Faszination für den Tanz dagegen entschieden.