Im Prozess um Tod einer jungen Mutter bekräftigt Lebensgefährte Vorwürfe gegen Oldesloer Klinik

Ahrensburg. Ist Mitarbeitern der Asklepios-Klinik ein Vorwurf zu machen? Schon kurz nach dem Tod der jungen Mutter, die nach einem Kaiserschnitt in der Oldesloer Asklepios-Klinik im Januar 2008 ums Leben kam, gab es offenbar Anzeichen dafür. Ein mittlerweile pensionierter Polizeibeamter, der einen Tag nach dem Vorfall auf Geheiß der Anwältin der Eltern der Toten die Ermittlungen aufnahm, sagte gestern im Prozess vor dem Ahrensburger Amtsgericht: "Es gab Anhaltspunkte für einen nicht-natürlichen Tod. Ich habe daraufhin die Akten von der Intensivstation sichergestellt." Zudem habe ihm ein leitender Arzt mitgeteilt, dass die Klinikleitung Selbstanzeige erstatten wolle, weil die Patientin verblutet war.

Auch am vierten Tag verfolgten wieder zahlreiche Bürger und Medienvertreter die Verhandlung. Seit dem 8. Dezember müssen sich ein Oberarzt der Klinik und eine ehemalige Assistenzärztin wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Die 20 Jahre alte Mutter war nach der Kaiserschnitt-Geburt ihres Sohnes ins Koma gefallen und nach einigen Tagen gestorben.

Auch am gestrigen Verhandlungstag versuchten Amtsrichter, Staatsanwaltschaft, Nebenkläger und die bekannten Verteidiger Johann Schwenn (Anwalt von Jörg Kachelmann im Vergewaltigungs-Prozess) und Otmar Kury (Präsident der Hanseatischen Rechtsanwaltskammer Hamburg) herauszufinden, wer den Blutverlust falsch eingeschätzt hat und somit verantwortlich für den Tod der Mutter war.

Zum zweiten Mal sagte der Lebensgefährte der Frau als Zeuge aus. Er bekräftigte seine Aussage, dass seine Freundin stark geblutet hatte und Binden und Bettzeug mehrmals gewechselt werden mussten. Sowohl die Hebamme Carla F. (Name geändert) als auch die Assistenzärztin seien darüber informiert gewesen. "Ich bin sicher, dass die Hebamme darüber mit der Assistentin diskutierte", sagte der 29-Jährige.

Als weiterer Zeuge soll im neuen Jahr der Ehemann der Hebamme dem Gericht Rede und Antwort stehen. Kury und Schwenn hatten in einer Verhandlungspause den Hinweis von einer Mitarbeiterin der Asklepios-Klinik bekommen, dass der Mann den Prozess als Zuschauer verfolgte. Schwenn forderte daraufhin die Anordnung, den Mann als Zeugen laden zu lassen und ihn aus dem Gerichtssaal zu schicken. Otmar Kury sagte: "Das ist keine zufällige Begleitung des Verfahrens." Als Zeugin habe sich die Hebamme dem Gericht mit großen Gedächtnislücken präsentiert, ihr jetziges Interesse am weiteren Verlauf des Prozesses sei verdächtig. Johann Schwenn sprach sogar von einem "Beobachtungsauftrag". Es bestehe der Verdacht, dass der Ehemann etwas zum Gedächtnisverlust der Hebamme sagen könne und dazu, warum sie sich kurz nach dem Tod der Mutter mit ihrer Haftpflichtversicherung in Verbindung setzte.

Der Prozess wird am 9. und 18. Januar mit weiteren Zeugenvernehmungen fortgesetzt. Im neuen Jahr soll auch die neben dem Oberarzt wegen fahrlässiger Tötung angeklagte ehemalige Assistenzärztin und Mandantin von Staranwalt Schwenn vor dem Ahrensburger Amtsgericht aussagen.