Stormarner Unternehmen suchen laut Konjunkturumfrage 2012 Personal - trotz Krise. Allerdings sind Fachkräfte schwer zu finden.

Reinbek. Trotz schlechter weltwirtschaftlicher Voraussagen geht es den Unternehmen in Stormarn gut. Das geht aus einer Mitgliederumfrage des Verbands der Südholsteinischen Wirtschaft (VSW) hervor. Nicht nur die Auftragsbücher sind trotz Krise nach wie vor gefüllt, auch der Bedarf an Mitarbeitern in vielen Firmen ist dadurch weiterhin hoch. Allein in diesem Jahr, so schätzt VSW-Vorstandsvorsitzender Michael Voigt, haben die 313 VSW-Mitgliedsfirmen rund 3000 Stellen in Stormarn und im Kreis Herzogtum Lauenburg besetzen können. Und der Trend werde - wenn auch etwas verhaltener - im Jahr 2012 weiter anhalten. "Wir rechnen mit einem Bedarf von 600 bis 800 Mitarbeitern", sagt Voigt.

In der Umfrage, an der 30 Prozent der VSW-Firmen teilnahmen, gaben 33 Prozent der Unternehmen an, auch im kommenden Jahr zusätzliches Personal einstellen zu wollen. Mehr als die Hälfte will die Mitarbeiterzahl konstant halten. Lediglich elf Prozent der Betriebe wollen möglicherweise Mitarbeiter entlassen.

"Die Krise, die noch immer nicht gelöst und auch immens ist, wird in der Wirtschaft viel entspannter gesehen als von der Politik", sagte Michael Voigt bei der Präsentation der Konjunkturumfrage im Reinbeker Schloss. Obwohl viele Unternehmen in der Region Beziehungen nach Südeuropa hätten, gehe es den meisten aber sehr gut. "Die Auftragslage ist nach wie vor von Optimismus geprägt. Gut 45 Prozent der Unternehmen schätzen ihre Situation sogar besser ein als noch im Vorjahr", sagte Axel Stehr, Geschäftsführer des VSW.

Auch im kommenden Jahr rechnen immerhin noch 24 Prozent mit einer weiteren Verbesserung ihrer Auftragslage. 52 Prozent schätzten sie gleichbleibend ein. 24 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. "Für fast alle Unternehmen war es ein erfolgreiches Jahr. Insgesamt kann man sagen, dass die Entwicklung der Auftragslage unserer Mitglieder auf einem hohen Niveau stagniert." Mit einem großen Problem aber haben Stormarns Unternehmen zu kämpfen: der Mangel an qualifizierten Bewerbern. Mehr als die Hälfte der befragten Firmen haben große Schwierigkeiten, freie Stellen sofort oder mittelfristig zu besetzen. "Der Fachkräftemangel macht sich immer stärker bemerkbar. Der Suchprozess wird immer länger", sagt Stefan Heintzsch, Geschäftsführer des Kunststoffschweißmaschinenherstellers Schirmacher in Trittau. Drei offene Stellen seien derzeit nicht besetzt. Ständig auf der Suche ist auch der Ingenieurdienstleister Escad Top Design in Reinbek. "Wir müssen heute viel mehr agieren, um die Leute überhaupt zu einem Gespräch zu bekommen", sagt Geschäftsführer Rainer Rudzki, der in diesem Jahr 45 Ingenieure suchen musste - denn allein 35 hatte der Auftraggeber Airbus direkt übernommen.

Hans-Olaf Beckmann, Inhaber der Alarm- und Sicherheitstechnik GmbH in Oststeinbek, sucht Elektriker und Fernmeldemechaniker. In den vergangenen Monaten hat er vier neue Leute eingestellt, weitere sollen bald folgen. "Fachleute sind schwer zu finden. Der Mangel liegt auch darin begründet, dass viele Betriebe nicht ausbilden wollten", sagt der 65-Jährige.

Auch die Firma Kind-Gebäudemanagement in Reinbek ist permanent auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. 20 konnte das Unternehmen in diesem Jahr bereits neu einstellen. Eine von ihnen ist Anja Rieck. Die Bürokauffrau arbeitet seit Mitte Juli für die Firma von Kind. Weitere Mitarbeiter sollen im kommenden Jahr folgen. Kind rechnet damit, dass in den ersten sechs Monaten sechs bis acht weitere Mitarbeiter gebraucht werden. Von Krise sei keine Rede. "Davon haben wir bisher gar nichts zu spüren bekommen. Unser Problem ist eher, für die sich gut entwickelnde Auftragslage qualifizierte Mitarbeiter zu finden", sagt Kind.

Um die zu bekommen, müssten sich viele Unternehmer bereits Gedanken machen. Etwa in puncto Bezahlung. "Der Fachkräftemangel wirkt sich natürlich auch auf das Gehalt aus. Insbesondere bei Technikern und Handwerkern. Da wird mittlerweile über Tarif gezahlt in Stormarn", weiß Kind. Auch in seinem Unternehmen sei dies so.