Eine Glosse von Alexander Sulanke

Alle Welt fiebert einem Ereignis entgegen, am kommenden Wochenende soll's geschehen. Welche Erwartungen auch immer jeder einzelne daran knüpfen mag - Witzhave im Kreis Stormarn ist vorbereitet. Das soll auch alle Welt wissen, und so kündet ein etwas vermodertes Schild an der Möllner Landstraße frohe Botschaft: "Ferienwohnung Heu/Stroh".

Wie gut, dass es so etwas noch gibt. Schließlich ist sogar in der Bibel nachzulesen, dass es über die Weihnachtsfeiertage schon immer schwierig war, ein Hotelzimmer zu bekommen - insbesondere in Jahren wie diesem, in denen eine Volkszählung ansteht.

Nicht vorzustellen, dass da plötzlich wieder einer auf der Matte stünde, der nicht rechtzeitig reserviert hatte, womöglich noch mit seinem vertrauten Weibe, die ward schwanger. Und als sie in Witzhave waren, kam die Zeit, da sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn im Hotel Pünjer war kein Doppelzimmer mit Dusche/WC mehr frei.

Gelinde gesagt wäre das heutzutage ziemlich miese Publicity für einen Kreis, der sich gerade zaghaft aufschwingt, den Tourismus anzukurbeln. Zumal die Geschichte lehrt, dass Kinder, die in eine Krippe gelegt werden, es zu gewisser Berühmtheit bringen können. Insofern wäre die Sache womöglich nicht mal nach ein paar Tagen ausgestanden, sondern ginge in künftige Geschichtsbücher ein. Doch Stormarn wäre nicht Stormarn, gäbe es nicht eine spitzenmäßige Lösung. Keinen lausigen Stall, nein, eine ganze Ferienwohnung mit Heu und Stroh.

Witzhave ist vorbereitet. Und man ist beinahe versucht zu sagen: Wie schade, dass Joseph und Maria dereinst nicht durch Stormarn gekommen sind.