Frage nach einem gemeinsamen städtischen Empfang zu Jahresbeginn löst heftigen Streit zwischen Politikern in der Kreisstadt aus.

Bad Oldesloe. Auf den ersten Blick scheint es ein ganz harmloses Thema zu sein. Doch der Fall zeigt, wie zerrüttet das Verhältnis der Oldesloer Kommunalpolitiker untereinander ist. Darum geht es: Bürgerworthalter Rainer Fehrmann (CDU) hat vorgeschlagen, für das kommende Jahr einen gemeinsamen städtischen Neujahrsempfang mit allen Parteien und Vereinen zu organisieren. So wie es beispielsweise in den Nachbarstädten Bargteheide und Reinfeld bereits seit vielen Jahren üblich ist. Auf diese Weise sollen die Ehrenamtler entlastet werden, die bisher zu Jahresbeginn von einer Veranstaltung zur nächsten laufen mussten.

Doch bevor die Planungen überhaupt beginnen konnten, haben Fehrmann und Bürgermeister Tassilo von Bary den Empfang wieder abgesagt. "Wenn im Vorfeld bereits alles zerredet wird und dabei mit Granaten auf Spatzen geschossen wird, macht so eine Veranstaltung keinen Sinn", sagt von Bary.

Was war passiert? Statt sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und über die Idee zu diskutieren, hatten die Kommunalpolitiker am Rande von Ausschusssitzungen und Stadtverordnetenversammlungen ihre Bedingungen verlauten lassen, die sie an einen städtischen Neujahrsempfang stellen. Und die waren so unterschiedlich, dass sie einen großen Streit zwischen den Parteien ausgelöst haben.

"Das ist typisch für Bad Oldesloe", sagt die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Anita Klahn. "Da hat jemand eine Idee und sie wird gleich wieder abgeschmettert. Es scheitert nur an Empfindlichkeiten." Das Problem sei, dass vielen Akteuren in der Oldesloer Politik zu stark daran gelegen sei, sich zu profilieren.

Für das Scheitern des gemeinsamen Neujahrsempfangs hat die Landtagsabgeordnete einen Schuldigen ausgemacht: die Grünen. Anita Klahn sagt: "Es ist unfair, wie sie Rainer Fehrmann angehen und uns alle spalten wollen." Die Beschuldigten sehen das anders. Sie würden doch zu einem städtischen Neujahrsempfang kommen, sagt der Stadtverbandsvorsitzende Hartmut Jokisch. "Allerdings nur, wenn die Politiker dort nicht als Hauptpersonen angesehen werden." Bereit, auf ihren eigenen Neujahrsempfang zugunsten eines gemeinsamen zu verzichten, seien die Grünen jedoch nicht. Jokisch: "Wir machen immer eine ganz spezielle Feier für unsere Mitglieder und Freunde. Das wollen wir uns nicht nehmen lassen."

Maria Herrmann, Fraktionsvorsitzende der SPD, macht dagegen die Stadt für das Scheitern der Veranstaltung verantwortlich. "Wenn sie einen Neujahrsempfang machen will, dann soll sie es doch tun." Ihre Partei sei auch bereit gewesen, auf ihre eigene Veranstaltung zu verzichten - allerdings nur für einen Empfang ohne politische Reden der Parteien. Genau die aber hatte Bürgermeister Tassilo von Bary vorgesehen. Er sagt: "Es sollte Grußworte geben und darüber geredet werden, was wir im vergangenen Jahr gemeinsam erreicht haben und was für 2012 geplant ist."

Von diesem Konzept aber hält Herrmann gar nichts: "Eine gemeinsame politische Veranstaltung mit den anderen Parteien zu machen, ist mit den derzeitigen Akteuren in Bad Oldesloe nicht möglich", sagt sie. Dafür müsse zunächst einmal in den Fachausschüssen sauberer und transparenter zusammengearbeitet werden. Herrmann: "Das ist bisher nicht gelungen. Es wäre aber nötig, um Vertrauen zu schaffen." Zudem würden die Reden der Parteien die Bürger nur langweilen. "Das sind doch nur eitle Selbstdarstellungen. Bei dem Empfang sollte es um alle Ehrenamtler gehen. Parteipolitisches Gedröhne hören wir genug."

Anita Klahn ist anderer Meinung. "Drei bis fünf Minuten Grußwort wären vertretbar gewesen. Ich hätte das schön gefunden", sagt sie. "Aber so wie es jetzt gelaufen ist, ist das Thema für mich erledigt. In Bad Oldesloe wird mit den derzeitigen Personen so eine gemeinsame Veranstaltung nicht stattfinden können."

Der Bürgermeister will dennoch nicht aufgeben und für 2013 einen neuen Versuch für einen gemeinsamen Neujahrsempfang unternehmen. "Mal sehen, ob es die Parteien dann mal schaffen, zusammenzukommen", sagt er. Unterstützung erhält er dabei von der CDU. "Vielleicht gelingt es bis dahin, die Animositäten der Parteien zu beenden", sagt der Fraktionsvorsitzende Horst Möller. "Wir hatten gehofft, bereits jetzt einen gemeinsamen Weg starten zu können, aber die Idee wurde von den anderen Parteien gleich weggewischt." Von einem eigenen Neujahrsempfang habe sich die Partei jedenfalls verabschiedet - für 2012, aber auch für die folgenden Jahre.