Bürgerinitiative organisiert Menschenkette zum umstrittenen Geschäft mit Thor-Steinar-Mode. Neujahrsempfang bei den Mahnwachen geplant.

Glinde. Auf beiden Seiten des Fahrradwegs an der Möllner Landstraße im Glinder Zentrum reihen sich Lichter wie an einem unsichtbaren Band. Links stehen Menschen mit Kerzenlichtern in der Hand, rechts fahren Autos mit erleuchteten Scheinwerfern. Das Band, das die rund 500 Menschen am Mittwochabend auf dem Bürgersteig an der Straße verband, ist der Wunsch, sich für die Menschlichkeit stark zu machen und gegen rechte Tendenzen in der Gesellschaft.

"Die Lichterkette ist ein stiller Protest, der an die Opfer des Rechtsterrorismus erinnert", sagt Johannes Ratzek, Lehrer in Glinde und Mitglied sowie Sprecher der Bürgerinitiative "Glinder gegen Rechts". Sie hatte zu der Protestaktion aufgerufen. Es gehe nicht nur um den Laden. Ratzek meint das Modegeschäft Tønsberg an der Möllner Landstraße, das Thor-Steinar- Kleidung verkauft. Die Marke ist in der rechten Szene sehr beliebt. "Es kann nicht angehen, dass sich die Szene hier etabliert", sagte Peter Nilsson, während er in der Nähe des umstrittenen Geschäfts in der Reihe stand, eine kleine Taschenlampe in der Hand. "Der Laden ist dazu nur der erste Schritt", so der 51-Jährige weiter. Immer wieder sei er auch bei den täglichen Mahnwachen vor dem Tønsberg-Laden dabei. Nilsson: "Es kommen Kunden mit Autos aus Göttingen und Hildesheim, viele aus Mölln." Ein Kunde sei sogar aus Ostsachsen angereist.

Ein Teilnehmer der Demonstration aus Oststeinbek, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, sagte: "Ich kenne eine Familie in meiner Nachbarschaft, die in dem Geschäft einkaufen geht." Der 43-Jährige wolle Flagge zeigen gegen den schleichenden Rechtsradikalismus in Deutschland. Neben ihm steht ein 53-Jähriger, ebenfalls aus Oststeinbek. Auch er möchte seinen Namen nicht nennen. "Es gibt eine latente Bereitschaft in der Bevölkerung, Migranten zu diskriminieren", sagte er. Er wolle ein Zeichen setzen gegen jegliche Toleranz von Rechtsextremismus.

Auch Glindes Bürgermeister Rainhard Zug beteiligte sich mit einer Kerze in der Hand an dem stillen Protest. "Ich finde es ganz toll, wie viele Menschen heute zusammengekommen sind", sagte er. Zug lobte auch das Engagement der Bürger, die sich täglich an den Mahnwachen beteiligten.

Nicht jeden Tag, aber häufig kommt Katja Seneberg zu den täglichen Protesttreffen vor dem rechten Modeladen. "Immer wieder höre ich von den Kunden, die man zur Rede stellt, dass es doch ganz normale Klamotten seien", sagte die 27-Jährige. "Das nervt, denn sie wissen ganz genau um die Bedeutung." Sie habe auch schon Familien mit Kindern dort einkaufen sehen. "Vielen Kunden würde man es eigentlich nicht zutrauen, in den Laden zu gehen", sagt die Glinderin.

Die Organisatoren hatten geplant, die Lichterkette vom Marktplatz bis zum Glinder Berg zu spannen. Ratzek: "Da die Menschen dicht an dicht standen, reichte es nicht ganz bis zum Marktplatz." Dennoch sei er mit der Beteiligung zufrieden. "Ich hatte gesagt, wenn die uns ernst nehmen, machen sie den Laden während der Aktion dicht. Das wurde erreicht", sagte der Sprecher mit Blick auf die Geschäftsführer.

Weitere Aktionen seien geplant. "Am 14. Januar machen wir ab 16 Uhr einen Neujahrsempfang zu unserer Mahnwache", so Ratzek. Außerdem überlege man gerade, einen Markt der Nationen auf dem Parkplatz vor dem Laden zu organisieren. Johannes Ratzek: "Auch wollen wir Theatergruppen und Musikbands einladen."