FDP-Basis in Stormarn fürchtet, dass Personaldebatte in Berlin die Arbeit vor Ort zurückwirft

Bad Oldesloe. Der überraschende Rücktritt von Generalsekretär Christian Lindner hat die Krise der FDP weiter verschärft. Eine Entwicklung, über die die Parteibasis in Stormarn alles andere als erfreut ist. "Für unser Image war das absolut schädlich", sagt Karl-Reinhold Wurch, FDP-Fraktionsvorsitzender im Kreistag und in Bad Oldesloe.

"Unser Bild ist zurzeit sowieso schon nicht das beste. Aber wenn dann auch noch solche Personalgeschichten dazukommen, weiß ich nicht mehr, wie ich das den Bürgern erklären soll." Der Rücktritt sei für ihn völlig unverständlich. Wurch: "Ich bin enttäuscht. Christian Lindner war eine dynamische Person, die frischen Wind in die FDP gebracht hat."

Bargteheider Ortsvorsitzender hat kein Verständnis für die jüngsten Ereignisse

Auch Gorch-Hannis la Baume, Vorsitzender der FDP in Bargteheide, ist über die jüngsten Ereignisse verärgert. "Es ist eine Unverschämtheit der Basis gegenüber, die sich bemüht, gute Arbeit zu machen", sagt er. "Wir sind hier in der Region sehr gut aufgestellt, aber was in Berlin passiert, wirft uns regelmäßig zurück." Für la Baume ist es nicht nachvollziehbar, dass es Philipp Rösler und Christian Lindner nicht geschafft haben, ihre Probleme zu lösen. "Das hätte ich von ihnen schon erwartet", sagt er.

In Christian Lindner habe er immer eine Figur gesehen, die eine integrative Wirkung auf die Gesamtpartei hat. Zudem habe er gehofft, dass durch ihn ein gewisses Maß an Ruhe einkehren könne.

Zurückhaltender gibt sich Hans-Karl Limberg, Fraktionsvorsitzender der Liberalen in Großhansdorf. Er mahnt, vorerst Ruhe zu bewahren. "Ich denke, wir sollten erst einmal das Ergebnis des Mitgliederentscheids abwarten und danach die Situation der FDP in Ruhe bewerten und überlegen, wie wir damit umgehen."

Die Parteimitglieder hatten bis Dienstagabend Zeit, über den Kurs der FDP beim Euro-Rettungsschirm abzustimmen. Die Initiatoren um den FDP-Bundestagsabgeordneten und Finanzexperten Frank Schäffler wollen den bisherigen Euro-Kurs ihrer Partei kippen. Dafür müsste mindestens ein Drittel der bundesweit rund 65 000 Mitglieder abgestimmt haben. Das Ergebnis soll heute bekanntgegeben werden. Doch trotz aller Zurückhaltung bezeichnet auch Hans-Karl Limberg die derzeitige Situation als "extrem unglücklich". Er sagt: "Das war für uns sicherlich nicht hilfreich."

Landtagsabgeordnete fordert, den Blick schnell wieder nach vorn zu richten

Die Landtagsabgeordnete Anita Klahn hofft unterdessen, dass ihre Partei den Blick schnell wieder nach vorn richten kann. "Es ist nicht angenehm, dass wir wieder mit einer Personaldiskussion in die Schlagzeilen geraten sind", sagt die Oldesloerin. Sie wünscht sich, dass die FDP endlich mal mit sachlicher Politik positiv wahrgenommen wird. Klahn: "Es ist wenig hilfreich, wenn unsere Sachpolitik von Personaldebatten überschattet wird. Aber es lässt sich nun nicht mehr ändern."

Für die Landtagswahl im Mai kommenden Jahres sei sie dennoch optimistisch. "Ich hoffe, dass wir hier weit genug von Berlin entfernt sind und unsere Arbeit in der Bevölkerung wahrgenommen wird", sagt die Landtagsabgeordnete. "Denn wir sind in Schleswig-Holstein gut aufgestellt."