Eine Glosse von Michael Schick

Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir vor der Geburt unserer Kinder um die Namen gerungen haben. Die Familie machte Vorschläge, die niemand wirklich brauchte. Wir wälzten Bücher, stritten uns, mal war der Vorname zu lang, mal bot er eine Kurzform, die uns nicht gefiel, mal war er zu altertümlich, mal zu modern, mal eher ein Sammelbegriff.

Das ist nun schon Jahre her, und ich stelle zunehmend fest: Wir haben Energie verschwendet, kostbare Zeit ausgegeben für ein Projekt, dass sich im Nachhinein als überflüssig herausgestellt hat. Namen sind unnötig, sie beanspruchen nur unnötig Speicherkapazität in unseren ohnehin schon durch die Flut von Reizen arg strapazierten Gehirnen.

Zumindest Hundebesitzer haben da eine Methode entwickelt, die Festplatte im Kopf zu schonen und sich nur das zu merken, was wirklich wichtig ist. Wer einen Hund hat und gern mit anderen Hundehaltern redet oder noch lieber über sie, muss nur den Namen des Tieres wissen und im Gespräch nennen, um beim Gesprächspartner die richtigen Bilder aus dem Gedächtnis zu locken.

"Ich habe vorhin wieder dieses unmögliche Frauchen von Senta getroffen." Oder: "Das Herrchen von Paul wird auch immer dicker." Oder: "Das Frauchen von Kalle hatte ihn wieder nicht im Griff." Da weiß jeder vom täglichen Hundetreff, wer gemeint ist. Manchmal reicht auch schon die noch weiter abgespeckte Variante: "Ich konnte dem Ridgeback und seinem Herrchen vorhin gerade noch ausweichen."

Das sind Aussagen von enormer Prägnanz. Jeder Eingeweihte weiß sofort, wer gemeint ist. Übrigens lässt sich diese Kommunikations-Prinzip auch prima auf die Kita übertragen.