Stadtentwässerung der Hansestadt übernimmt Verantwortung für das Kanalsystem der Gemeinde. Die Gebühren sollen stabil bleiben

Großhansdorf. Die einen wollen Wasser loswerden, die anderen wollen es gern haben. Um damit Geld zu verdienen. Mehr als 600 000 Kubikmeter Abwasser pumpt die Gemeinde Großhansdorf jedes Jahr über diverse Pumpwerke in das rund 40 Kilometer entfernte Klärwerk Köhlbrandhöft im Hamburger Hafen. Dafür zahlt die Kommune 1,12 Euro pro Kubikmeter. Jetzt bahnt sich ein weiterer Wasser-Deal zwischen der Waldgemeinde und der Hamburger Stadtentwässerung (HSE) an, die die Faultürme im Hamburger Hafen betreibt. Die HSE soll künftig die zentrale Abwasserentsorgung für Großhansdorf übernehmen.

Der Kunde zahlt seine Gebühren für Schmutz- und Regenwasser dann direkt an den städtischen Versorger - und der investiert das Geld in die Sanierung. Eine Aufgabe, die bisher die Gemeinde ausgeführt hat. "Die HSE kann aber im gleichen Zeitraum viel mehr Kilometer des Netzes reparieren als wir", sagt Bauamtsleiter Stefan Kroll. "Deshalb geben wir die Verantwortung ab."

Unlängst überprüfte die HSE einige Kilometer des Großhansdorfer Kanalnetzes und stellte dabei Schäden in Millionenhöhe fest. Die Kosten für die Reperatur übernimmt nun der städtische Versorger. Zahlen muss Großhansdorf für den Wasser-Deal nichts. Kroll: "Die Motivation der HSE ist schlicht, an Abwasser zu kommen." Da immer mehr gespart werde, gingen die Mengen an Abwasser in der Kläranlage zurück. "Der technische Betrieb muss aber ausgelastet werden." Für den Kunden bedeutet die Kooperation, dass die Abwassergebühr 2012 voraussichtlich stabil bleibt und in den folgenden Jahren von derzeit 2,70 auf 2,60 Euro pro Kubikmeter sinken wird. Kroll: "Die von der Gemeinde aufgestellte Gebührenvorausschau wäre höher ausgefallen."

Bürgermeister Janhinnerk Voß (parteilos) spricht von einer "win-win-win-Situation". "Der Zahler hat die Gebührensicherheit und das Netz wird professionell repariert. Die HSE kommt an Wasser." Die Unterhaltungspflicht wird der städtische Versorger auch für das Regenwassernetz haben.

Großhansdorf verfügt über ein 33 Kilometer langes Schmutzwassernetz sowie über weitere 33 Kilometer für die Regenwasserentsorgung. "Das Abwassernetz ist wertvoll für die Gemeinde", sagt Voß. "Wichtig ist, dass wir kein Vermögen verkaufen, sondern Aufgaben übertragen." Das Kanalnetz ist etwa 9,2 Millionen Euro wert.

In der Verwaltung kümmern sich zurzeit drei Mitarbeiter um die Abwasserentsorgung. "Daran wird sich auch zunächst nichts ändern", sagt Kroll. Im kommenden Jahr müsse man weitersehen. Ansprechpartner für die Bürger werde erst einmal weiterhin die Gemeindeverwaltung bleiben.

Der Vertrag mit der HSE wird zunächst auf 20 Jahre festgesetzt. Eine Kündigung sei aber jederzeit möglich, betonen beide Seiten. Ein Beirat, bestehend aus acht Gemeindevertretern und drei Mitglieder der HSE, soll als Kontrollorgan dienen und unter anderem die Gebührenfestsetzung überwachen.

Im kommenden Jahr soll die HSE ein Sanierungskonzept vorstellen. Bauingenieur und Projektleiter Christian Schulz sagt: "Die Steinzeugleitungen in Großhansdorf sind aus verschiedenen Gründen sanierungsbedürftig. Sie sind durch den Verkehr belastet, aber auch einige Muffenverbindungen sind undicht, sodass Grundwasser eintritt und Hohlräume entstehen. Dadurch verschlimmern sich die Schäden noch weiter. Außerdem verwurzeln zum Teil Bäume die Leitungen, sodass das Abwasser sich staut und Gestank entsteht." Die Schäden seien unterschiedlich stark.

Um sein Geld müsse sich wegen des Abwasser-Deals kein Kunde Sorgen machen. Schulz: "Die von Großhansdorfer Bürgern gezahlten Gebühren werden ausschließlich für die Sanierung des Netzes hier verwendet."