Eine Glosse von Matthias Popien

Die Menschheit teilt sich nicht nur in Frauen und Männer, sondern auch in Nikolaus- und in Weihnachtsmannfans. Gemeinsames Merkmal dieser Paare: Man steht sich unverstanden gegenüber. Warum das bei Männern und Frauen so sein muss, hat der Kabarettist Horst Schroth bereits ausführlich und saukomisch erläutert. Was Nikolaus und Weihnachtsmann trennt, harrt noch der Erforschung. Das - katholische - Bonifatiuswerk legt nun erste Ergebnisse vor. Der Weihnachtsmann sei eine Erfindung der Werbung, der Nikolaus hingegen ein Schutzpatron der Kinder, Schüler und Schiffsleute. Der eine sei also Materialist, der andere Idealist.

Ob das Bonifatiuswerk mit dieser Schwarz-Weiß-Malerei ein gutes Werk getan hat, sei einmal dahingestellt. Klar ist: Wer zugleich die Aktion "Weihnachtsmannfreie Zone" ins Leben ruft, hat sich aus dem Kreis seriöser Weihnachtsmannforschung verabschiedet. Und was hat eigentlich den ZDF-Moderator Peter Hahne geritten, sich als Unterstützer dieser Aktion zu outen? Weiß der Mann denn nicht, dass sein Heimatsender am 24. Dezember ein superschönes Sonderprogramm zu Ehren des Weihnachtsmanns, am heutigen Nikolaustag aber nichts anderes als die üblichen Dienstagssendungen ausstrahlt?

Eine Reaktion des Weihnachtsmannes auf den Mobbing-Versuch des Bonifatiuswerks steht noch aus. Wir können uns allerdings vorstellen, dass der Nikolaus heute keinen sonderlich schönen Tag haben wird - und angesichts eines unerwarteten Besuchs und einer vorgehaltenen Rute murmelt: "Lieber, guter Weihnachtsmann, schau' mich nicht so böse an."