Die bayerische Firma Meister GmbH bleibt dem Land für die A-1-Dauerbaustelle in Stormarn womöglich drei Millionen Euro schuldig.

Bad Oldesloe. Der Ärger um die Sanierung des Abschnitts der Autobahn 1 zwischen Bargteheide und Bad Oldesloe im Kreis Stormarn geht weiter. Denn die ursprünglich mit den Bauarbeiten beauftragte Firma Meister aus Bayern hat Insolvenz angemeldet. Das bestätigte Harald Haase, Sprecher des Kieler Verkehrsministeriums, gestern auf Nachfrage der Stormarn-Ausgabe des Hamburger Abendblatts.

Nun muss das Land Schleswig-Holstein offenbar fürchten, auf einer Summe von etwa drei Millionen Euro sitzenzubleiben. Dieses Geld hat die Baufirma für ihre Tätigkeit aus Kiel bereits erhalten, müsste es nach diversen Querelen über die Qualität ihrer Arbeit demnächst womöglich aber wieder zurückzahlen.

Rückblick: Im April 2010 begann die Reinhold Meister GmbH mit der Ausführung der Erd- und Straßenbauarbeiten auf dem etwa sechs Kilometer langen Streckenabschnitt der A 1 zwischen Bargteheide und Bad Oldesloe. Die auf sechs Monate angesetzten Arbeiten dauerten bis zum November vergangenen Jahres. Zunächst lief also alles nach Plan.

Doch bei der offiziellen Abnahme stellten Sachverständige des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr fest, dass die ausgehärtete Betondecke zu weich war. Sie musste daraufhin ungenutzt wieder herausgerissen werden. Schließlich beauftragte das Land eine andere Firma (Bickardt-Bau aus dem hessischen Kirchheim), den Brösel-Beton komplett auszutauschen. Kosten: knapp sechs Millionen Euro.

Im April dieses Jahres wurden erneut alle drei Fahrstreifen auf dem A-1-Teilstück in Richtung Norden gesperrt. Die Arbeiten begannen aber erst im August. Und wieder gab es Probleme mit dem Beton. Vier Wochen nach Beginn der Arbeiten stellten die Mitarbeiter der Kirchheimer Baufirma einen Mangel fest. Sie hatten das Material auf eigene Initiative von einem Gutachter beurteilen lassen. Die Folge: eine weitere Verzögerung um 14 Tage. Als "Pannenpiste" machte die Strecke wegen all dieser Probleme bundesweit Schlagzeilen.

Seit gut zwei Wochen stehen nun wieder alle sechs Fahrstreifen auf dem Trassenabschnitt zur Verfügung. Für die Autofahrer dürfte das Thema damit erledigt sein. Nicht so für das Land Schleswig-Holstein und die Reinhold Meister GmbH. Denn seit Monaten beschäftigt der Fall das Kieler Landgericht, nachdem zuvor mehrere Schlichtungsversuche gescheitert waren. Das Land hatte nach dem Mängel-Fund laut Ministeriums-Sprecher Harald Haase 1,2 Millionen Euro Baukosten einbehalten und weitere 850 000 Euro über Bank-Bürgschaften abgesichert. Ob es die an die Firma Meister gezahlten rund drei Millionen Euro jemals zurückbekommen wird, scheint angesichts der Pleite des Unternehmens nun fraglich - selbst bei einem entsprechenden Gerichtsurteil.

In jedem Fall sieht sich das Kieler Verkehrsministerium in seinem Vorgehen gegen das Unternehmen Meister bestätigt: "Aus unserer Sicht war die Entscheidung, den Vertrag zu kündigen und die Mängelbeseitigung durch eine andere Firma ausführen zu lassen, vor dem aktuellen Hintergrund absolut richtig", sagte Harald Haase.

Von der Insolvenz der Reinhold Meister GmbH sind laut übereinstimmenden Berichten der Süddeutschen Zeitung und der Passauer Neuen Presse rund 600 Mitarbeiter betroffen. Grund für die Pleite seien die Tatsache, dass ein Kunde seinen Großauftrag über 30 Millionen Euro nicht bezahlt habe, und die damit zusammenhängenden juristischen Auseinandersetzungen. Den Angaben zufolge sind bedeutende in- und ausländische Bauunternehmen an der Übernahme der Mitarbeiter der Firma Meister interessiert.

Die Reinhold Meister GmbH in Hengersberg war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.